Sagt Eure Meinung: laut und fordernd!“

Datum
25. September 2018
Autor*in
Michelle Grebe
Thema
#Jugendstrategie19
Lukas_Antonia_Forderungsbanner - Unicef_YouthHangout_2018_NUR-155

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Marcel Wogram

Lukas Schlapp ist dies­jäh­riger Jugend­de­le­gierter für die Vereinten Nationen und vertritt Deutsch­land bei der Gene­ral­ver­samm­lung in New York. Leider konnte er persön­lich nicht an der Konfe­renz teil­nehmen, wir hatten jedoch am Telefon die Gele­gen­heit, mit ihm über Jugend­ge­rech­tig­keit zu spre­chen. 

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Lukas, du bist UN-Jugend­de­le­gierter. Was bedeutet das eigent­lich? 

Lukas Schlapp: Als UN-Jugend­de­le­gierter vertrete ich die in Deutsch­land lebende Jugend bei der Gene­ral­ver­samm­lung in New York und bei der Sozi­al­ent­wick­lungs­kom­mis­sion. Zusammen mit der zweiten UN-Jugend­de­le­gierten Antonia mache ich zunächst eine Deutsch­land­tour zwischen Mai und September. Dabei besu­chen wir verschie­dene Jugend­gruppen und reden mit ihnen über die Vereinten Nationen und Jugend­par­ti­zi­pa­tion. Zusammen erar­beiten wir dann inter­aktiv Forde­rungen, die wir nach New York mitnehmen können. Das Programm machen wir ein Jahr lang, es wird vom Deut­schen Natio­nal­ko­mitee für inter­na­tio­nale Jugend­ar­beit und der Deut­schen Gesell­schaft für Vereinte Nationen getragen.

Wie bist du dazu gekommen? Warst du früher schon enga­giert? 

Ich bin lang­jäh­riges Partei­mit­glied bei der SPD und auch bei den Jusos aktiv. Während meines FSJs in Frank­furt war ich der Hessi­sche Frei­wil­li­gen­ver­treter. Auch in meiner Schul­zeit war ich als Klas­spen- und Schü­ler­spre­cher aktiv. Im November 2016 habe ich dann die dama­ligen UN-Jugend­de­le­gierten auf einer Konfe­renz kennen gelernt und die Aufgaben bewun­dert. Damals dachte ich mir, dass ich mit meinen bishe­rigen Erfah­rungen dieses Amt auch gut ausführen könnte und habe mich schließ­lich beworben. 

Wir spre­chen auf der Jugend­kon­fe­renz über Jugend­ge­rech­tig­keit. Wie stellst du dir denn eine jugend­ge­rechte Gesell­schaft vor? 

Ich stelle mir eine jugend­ge­rechte Gesell­schaft so vor, dass Jugend­liche viel mehr in Entschei­dungs­pro­zesse, vor allem in poli­ti­sche, mitein­be­zogen werden. Dabei ist vor allem wichtig, dass man zwei Sachen beachtet: Zunächst, dass Jugend lang­fristig von Entschei­dungen betroffen ist, zum Beispiel beim Thema Arbeits­markt. Wir sind zwar zum Teil noch nicht im Berufs­leben ange­kommen, dennoch ist das ein Bereich, der uns in naher Zukunft und für lange Zeit betrifft. Zwei­tens sollte man bei dem Begriff Jugend nicht an eine homo­gene Gruppe denken, sondern bedenken, dass es ganz verschie­dene Jugend­liche gibt. Alle sollten in die Parti­zi­pa­ti­ons­pro­zesse mitein­be­zogen werde.

Was wünscht du dir von der Politik, um die Gesell­schaft jugend­ge­rechter zu gestalten? 

Ich wünsche mir, dass es die Teil­habe und die Betei­li­gungs­for­mate, die es bislang schon gibt, struk­tu­rell besser veran­kert werden. Minis­te­rien und Regie­rungen müssen dafür sorgen, dass diese Möglich­keiten und Struk­turen weiterhin geför­dert werden und dass keine Paral­lel­pro­zesse auftreten. Es gibt zum Beispiel Stadt­ju­gend­räte, die als Paral­lel­pro­zesse laufen und gar keinen wirk­li­chen Einfluss auf die Real­po­litik ausüben können, sondern parallel zur rich­tigen‘ Politik ablaufen. Es wäre es wichtig, dies zu ändern!

Jetzt hast du schon Jugend­rä­tinnen und Jugend­räte ange­spro­chen. Was ist dir an Betei­li­gungs­formen wichtig? 

Jugend­par­teien! Die Politik in Deutsch­land funk­tio­niert über Parteien, daher kann man in Jugend­par­teien viel eigene Meinung in die Parteien einbringen und diese auch mitge­stalten. Aber auch in alltäg­li­chen Dingen kann man sich einbringen: in der Schü­ler­ver­tre­tung der Schule oder in der Uni-Fach­schaft. Teil­habe funk­tio­niert auch in alltäg­li­chen Lebens­be­rei­chen außer­halb der Politik.

Wir haben jetzt über Anfor­de­rungen an die Politik gespro­chen. Was wünscht du dir von den Jugend­li­chen? 

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Von den Jugend­li­chen wünsche ich mir mehr Mut und vor allem mehr Mut dazu, die eigene Meinung laut und fordernd auszu­spre­chen. Es wird nicht immer so sein, dass jede Entschei­dung immer zugunsten von Jugend­li­chen getroffen wird. Dennoch sollte man seine Meinung ausspre­chen. Und die Jugend­li­chen, die sich bereits einbringen, sollten sich auch dafür einsetzen, dass Personen, die sich momentan noch nicht einbringen in solche Struk­turen mit einge­schlossen werden.  Was möch­test Du Jugend­li­chen mit auf den Weg geben?  Ich finde es toll, wenn Jugend­liche auf kommu­naler und bundes­weiter Ebene aktiv sind, aber als UN-Jugend­de­le­gierter freue ich mich auch, wenn Jugend­liche an den inter­na­tio­nalen Kontext denken. Sie können sich auch inter­na­tional vernetzen und global an einer nach­hal­tigen Entwick­lung mitwirken. Ich möchte auch Jugend­liche ermu­tigen, bei Austau­schen inter­na­tional mitzu­ma­chen und sich welt­weit zu vernetzen. Danke für das Inter­view! Lukas konnte persön­lich leider nicht am Forum teil­nehmen. Wenn Ihr noch Anre­gungen, Forde­rungen und Wünsche habt, die Lukas nach New York zur Gene­ral­ver­samm­lung der UN mitnehmen soll, schreibt ihm bei Face­book, Insta­gram oder via Mail (lukas@​jugenddelegierte.​de). Zwischen November und Januar findet zudem noch eine klei­nere Deutsch­land­tour statt – in diesem Zeit­raum könnt ihr Lukas und Antonia auch gerne einladen, um gemeinsam zu disku­tieren.

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