Keine verlo­rene Gene­ra­tion“

Datum
07. Mai 2021
Autor*in
Claudia Bothe
Themen
#JPT21 #Politik
Foto-Jugendpresse Deutschland-TorbenKrauß-8581

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Mehr Dialog zwischen Jugend und Politik: Dafür kamen Bundes­kanz­lerin Angela Merkel und Bundes­fa­mi­li­en­mi­nis­terin Fran­ziska Giffey zu den Jugend­Po­li­tik­Tagen 2021.

Wir leben in beson­deren Zeiten, die gerade für die junge Gene­ra­tion nicht einfach sind. Deshalb ist es wichtig, mit den jungen Menschen ins Gespräch zu kommen“, eröff­nete Fran­ziska Giffey den Dialog. Das Thema Jugend­be­tei­li­gung stellte die Bundes­mi­nis­terin in den Mittel­punkt.

Während der Veran­stal­tung disku­tierten die Teil­neh­menden mit – entweder über den Chat oder sie stellten ihre Fragen per Zoom-Live-Schal­tung.

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Die Teil­neh­menden konnten über Zoom Bundes­mi­nis­terin Fran­ziska Giffey und Bundes­kanz­lerin Angela Merkel ihre Fragen stellen. Foto: Jugend­presse Deutschland/​Torben Krauss

Verspä­tung im Namen des Klima­schutzes

Mit einer halben Stunde Verspä­tung schal­tete sich die Bundes­kanz­lerin dazu. Sie entschul­digte sich; die Sitzung zum neuen Klima­schutz­ge­setz habe länger gedauert. Im Namen des Klima­schutzes wurde Angela Merkel die Verspä­tung verziehen. Über den Bild­schirm witzelte Merkel, ob sie dann über­haupt bleiben oder lieber weiter am neuen Klima­schutz­ge­setz arbeiten solle.

Der Klima­wandel war bereits bei den vergan­genen Jugend­Po­li­tik­Tagen im Jahr 2019 ein zentrales Thema, erin­nerte Mode­rater Johannes Büchs. Damals riet Merkel den jungen Menschen, mehr Druck zu machen. Diesen Teil der Verein­ba­rung scheint die junge Gene­ra­tion einge­löst zu haben. Mit dem neuen Klima­schutz­ge­setz versucht nun die Politik ihre Pflicht zu erfüllen.

Mehr Spaß, weniger Druck

Nicht nur am Klima­schutz, sondern auch am Thema Corona führt dieses Jahr kein Weg vorbei. Die Bundes­fa­mi­li­en­mi­nis­terin betonte: Die jungen Menschen sind keine verlo­rene Gene­ra­tion, sondern sie haben die Corona-Pandemie bisher toll gemeis­tert.“ Dennoch räumte sie ein, dass junge Menschen auf viel verzichten mussten und sie deshalb nun bei der Pande­mie­be­wäl­ti­gung stärker prio­ri­siert werden müssen“. Damit schnell wieder Norma­lität einkehre, sollen jetzt beson­ders Jüngere rasch geimpft werden, erläu­tert sie.

Giffey nutzte die Chance, um das frisch geba­ckene Akti­ons­pro­gramm Aufholen nach Corona“ zu bewerben. Dabei ist es sowohl der Minis­terin als auch der Bundes­kanz­lerin wichtig, keinen zusätz­li­chen Druck auf Kinder und Jugend­liche auszu­üben. Junge Menschen brau­chen das Gefühl, dass sie ihr Leben wieder so leben können, wie sie sich das vorstellen – ohne Druck, schnell alles nach­holen zu müssen“, betonte Merkel. Giffey ergänzte: Was in einem Jahr verloren gegangen ist, könne man nicht im Eiltempo aufholen. Wichtig ist auch, jetzt wieder zusammen zu feiern und Spaß zu haben.“

Ich war gut verwendbar“

Teil­neh­merin Lena aus Köln fragte, wie man Frauen in der Politik stärken könne. Hier betonte Merkel, dass die Arbeits­struk­turen in der Politik häufig schwer mit fami­liären Verpflich­tungen vereinbar seien. Frauen müssten daher die Bedin­gungen, unter denen Politik gemacht wird, mitbe­stimmen.

Ange­spro­chen auf ihre eigenen Erfah­rungen als eine der wenigen Frauen in der Politik – gerade zu Beginn ihrer Karriere – antwor­tete Merkel nüch­tern: Ich war ja quasi eine Drei­fach-Quoten­frau: jung, weib­lich und aus dem Osten. Und ich war gut verwendbar, daher hat man mich gerne genommen.“ Giffey wurde dagegen etwas empa­thi­scher und appel­lieret an junge Frauen, nicht an den eigenen Fähig­keiten zu zwei­feln, sondern den Mut zu haben, ihre Stimme zu erheben.

Tabus brechen

Teil­neh­merin Pauline brachte das Thema psychi­sche Gesund­heit junger Menschen ins Gespräch. Giffey merkte an, dass man psychi­sche Belas­tungen nicht einfach mit Geld heilen kann“. Büchs lobte Teil­neh­merin Pauline für ihren offenen Umgang mit dem Thema, denn das sei in unserer Gesell­schaft leider noch keine Selbst­ver­ständ­lich­keit.

Auch die Themen LGBTQIA und Diver­sität liegen den Teil­neh­menden am Herzen und sollten bereits in den Schulen norma­li­siert werden. Heiß disku­tiert wurde auch das Kopf­tuch­verbot. Während Giffey und Merkel auf das Neutra­li­täts­gebot pochten, wonach sich Beamt*innen neutral verhalten und keine reli­giösen Symbole tragen sollen, sahen das die Teil­neh­menden anders. Ihre Kritik: Das Neutra­li­täts­gebot richte sich vor allem gegen Muslim*innen, denn Kreuze in Klas­sen­zim­mern seien noch immer weit verbreitet.

Jugend­po­li­ti­sches Enga­ge­ment wirkt

Für das Thema Seenot­ret­tung blieb keine Zeit mehr. Was aber bleibt, ist der Eindruck, dass die Anliegen der Jugend­li­chen und jungen Erwach­senen von der Politik ernst genommen werden. War die junge Gene­ra­tion lange vergessen in der Pandemie, sollen junge Menschen nun stärker unter­stützt werden. Eins wurde deut­lich: Junge Menschen wissen, wie sie sich Gehör verschaffen – egal, ob es um Klima­schutz, Bildung oder Diver­sität geht.


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