Wie wollen wir in Zukunft in Dörfern und Klein­städten leben?

Datum
28. November 2016
Autor*in
Christin Figl
Thema
#Jugendforum Stadtentwicklung 2016/2
Foto: Jonas Walzberg

Foto: Jonas Walzberg

Jonas Walzberg

Und wenn dann mal was los ist, dann ist ein Haus abge­brannt.“ Wie ist es für Jugend­liche auf dem Land zu leben? Ein Einblick in Erfah­rungen und Wünschen der Teil­neh­menden des Jugend­fo­rums Stadt­ent­wick­lung im November 2016.

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Foto: Jonas Walzberg

Was sind Vorteile, was Schwach­stellen am Leben in dem Ort, aus dem du kommst? Wie schätzt du die Zukunfts­aus­sichten ein? Was gibt es bereits und was wünschst du dir? Fragen, die die Teil­neh­menden seit dem ersten Tag des Work­shops beschäf­tigen und auf ihre Herkunfts­orte blicken lässt. Diese Orte kennen sie gut und aus dieser Exper­tise heraus disku­tieren sie und erar­beiten Lösungs­an­sätze und Utopien.

Der Ist-Zustand

Höchs­tens einmal im Jahr gibt es ein Fest im Kurpark oder im Schüt­zen­verein“, berichtet ein Teil­nehmer. Ein anderer ergänzt: Und wenn dann mal was los ist, dann ist ein Haus abge­brannt.“ Es zeigt sich in den Diskus­sionen: Die schlechte Infra­struktur macht das Leben auf dem Land für viele unat­traktiv. Ohne Auto sind die Jugend­li­chen auf den Fahr­dienst der Eltern ange­wiesen, das lang­same WLAN macht die Vorstel­lung auf dem Land zu arbeiten für viele undenkbar. Der demo­gra­phi­sche Wandel und die daraus folgende Über­al­te­rung der Bevöl­ke­rung sowie der Wegzug junger Menschen in größere Städte hinter­lassen leer stehende Gebäude auf dem Land. Meist gibt es Vereins­struk­turen bestehend aus Schüt­zen­verein, Sport­ver­einen oder die Frei­wil­liger Feuer­wehr – doch von wenigen dieser Vereine fühlen sich die Jugend­li­chen explizit ange­spro­chen. Ande­rer­seits werden die zwischen­mensch­li­chen Bezie­hungen und die Nähe zur Natur sehr positiv bewertet. Es entsteht das Bild der Land­idylle, wenn die Jugend­li­chen von der Umge­bung mit Feldern, Seen, Wäldern oder dem Meer erzählen. Alle kennen sich, der Zusam­men­halt in der Nach­bar­schaft wird immer wieder beschrieben. Als positiv wahr­ge­nom­mene Initia­tiven der Herkunfts­städte werden disku­tiert und in die eigenen Ideen aufge­nommen.

Die Utopie der Klein­stadt

Der Wunsch nach einer belebten Klein­stadt mit unter­schied­li­chen Frei­zeit­an­ge­boten, Geschäften und Bars wird schnell deut­lich. Eine Disko braucht es und einen Ort, an dem man sich treffen kann. Der Zusam­men­halt von Jung und Alt solle durch belebte Orte für alle gestärkt werden, fordern die Jugend­li­chen. Das Stadt­bild, geprägt durch grüne Frei­flä­chen, soll sowohl für Bewoh­nende als auch für den Tourismus attraktiv sein. Gemeinsam sollen die Frei­flä­chen gestaltet werden, die Stadt Ander­nach inspi­rierte mit der Idee auf Stadt­flä­chen nur essbare Pflanzen anzu­bauen. Die Zusam­men­ar­beit von Stadt und Bürge­rinnen und Bürgern sollte trans­pa­rent sein, beide Sphären sollten sich gegen­seitig berei­chern. Eine ausge­baute Infra­struktur, ausrei­chend Arbeits­plätze sowie gute Bildungs­mög­lich­keiten machen die Stadt zu einem attrak­tivem Standort. Die hohe Lebens­qua­lität zeigt sich in der Moti­va­tion der Bewoh­nenden, selbst aktiv Projekte zu starten.

Zur Umset­zung dieser Vorstel­lungen werden jeweils konkrete Lösungs­mög­lich­keiten vorge­schlagen. Aus den Erfah­rungen der Teil­neh­menden zeigt sich auch, dass Jugend­li­chen selten ausrei­chend Gehör geschenkt wird und sie sich mit ihren Ideen und Vorschlägen nicht ernst genommen fühlen. So bleibt bei vielen das Gefühl, dass ihre Wünsche erstmal eine unge­hörte Utopie bleiben. Ob das nach der Präsen­ta­tion im Minis­te­rium auch noch so ist, wird sich zeigen.


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