Leer­stand feiern

Datum
15. November 2016
Autor*in
Maja Herzog
Thema
#Jugendforum Stadtentwicklung 2016/2
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Leer­ste­hende Gebäude als Chance nutzen? Vier Teil­neh­mende des 10. Jugend­fo­rums Stadt­ent­wick­lung haben sich zusammen mit Chris­tian Thomas vom Görlitzer Verein Second Attempt damit ausein­an­der­ge­setzt, wie man mit Leer­stand umgehen soll und welche Möglich­keiten es gibt.

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Verlassen und verfallen: Nur wenige erkennen das Potential in Leerständen und nutzen es, sodass immer mehr Gebäude zerfallen.

Egal ob Bahnhof, eine alte Fabrik oder Wohn­häuser: In jeder Stadt gibt es Leer­stände. Meist beschränkt sich die Wahr­neh­mung auf nega­tive Adjek­tive wie häss­lich“ oder verlassen“ und kaum jemand sieht im Leer­stand etwas Posi­tives. Chris­tian Thomas aus Görlitz ist einer dieser Wenigen. Leer­stand bietet viel Poten­tial“, macht er schon in der Vorstel­lungs­runde am ersten Abend beim Jugend­forum Stadt­ent­wick­lung in Berlin klar und nennt Leer­stand als Stärke seiner Stadt.

Was kann man aus Leer­ständen machen?

Ob Kunst­haus, Jugend­zen­trum oder Veran­stal­tungs­raum für Konzerte – die Möglich­keiten, die Leer­stand bietet, sind unglaub­lich viel­fältig. Ein Teil­nehmer des Work­shops führt an, dass die neue Nutzung unab­hängig von der bishe­rigen sein kann. Ein Gedanke, der neue Ideen hervor­bringt. Die Jugend­li­chen schlagen vor, mit Schulen und Univer­si­täten zu koope­rieren und mit Projekten und Ausstel­lungen leer­ste­hende Gebäude zu beleben. Pilot­pro­jekte könnten den Anstoß für eine verän­derte Wahr­neh­mung von Leer­stand geben.

Wie soll man so ein Projekt angehen?

Das Problem bei der Umset­zung solcher städ­te­bau­li­chen Projekte ist oftmals, dass Jugend­liche zwar eine Idee haben, meis­tens jedoch wenig Ahnung, wie sie ein solches Projekt angehen sollen. Und wenn sie das wissen, schei­tern Projekte oft daran, dass Städte die Jugend­li­chen nicht ernst nehmen.

Aus diesem Grund haben die Teil­neh­menden des Work­shops die Idee, eine inter­ak­tive Website ins Leben zu rufen. Auf der Website sollen nicht nur Pilot­pro­jekte vorge­stellt werden, es soll darüber hinaus eine Blog­funk­tion geben und einen Leer­stands­melder“. Außerdem soll auf diese Weise der Kontakt zu Exper­tinnen und Experten ermög­licht werden, sodass sich Inter­es­sierte bei spezi­ellen Fragen entweder in einem Forum infor­mieren oder direkt an die jewei­ligen Personen wenden können. Die Teil­neh­menden planen zusätz­lich Tipps und ein FAQ auf der Seite ein und wollen recht­liche Hilfe­stel­lung leisten (ähnlich wie die Frei­raum­fibel). Da den Teil­neh­menden die liquiden Mittel fehlen, wollen sie die Website zwar in Stand halten und pflegen, aber finan­zieren soll sie das Bundes­mi­nis­te­rium für Umwelt, Natur­schutz, Bau und Reak­tor­si­cher­heit. Ob es sich dann um eine komplett eigen­stän­dige Website oder ein Register auf der Seite des Minis­triums handelt, ist den Jugend­li­chen erstmal egal, solange es dieses Angebot über­haupt gibt.

Was die Verbrei­tung der Website angeht, gibt es aber schon konkrete Vorstel­lungen. Im Ideal­fall sollen YouTube-Videos erstellt und die Seite zudem über Face­book und private Kontakte bekannt gemacht werden.

Darüber hinaus entsteht die Idee, ein Event zu orga­ni­sieren: ein Jugend­camp von frei­tags bis sonn­tags. Um möglichst viele Inter­es­sierte zu errei­chen, wäre es ideal, wenn der Standort des Camps jähr­lich wech­selt. Neben einem kultu­rellen Rahmen­pro­gramm soll es auch Vorträge von Leuten geben, die schon ähnliche Projekte gemacht haben. Um die Gemein­schaft zu stärken, könnte es Arbeits­gruppen zur Doku­men­ta­tion und der Essen­zu­be­rei­tung geben.

Eine andere Idee, die in dem Work­shop aufkommt, ist, den Tag des Leer­standes“ zu feiern. An diesem Tag können Inter­es­sierte Ideen entwi­ckeln, was man aus leer­ste­henden Objekten machen könnte. Die Orga­ni­sie­renden entwi­ckeln daraus dann konkrete Vorschläge und sollen auch schon vorher mit der Stadt­ver­wal­tung in Verbin­dung treten, um leer­ste­hende Gebäude aufzu­su­chen.


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