So trifft Dresden die Wahl

Datum
02. September 2019
Autor*in
Marija Skvoznikova
Thema
#sltw19
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Welche Medien nutzen die Dresdner und Dresd­ne­rinnen, um sich vor der Wahl zu infor­mieren? poli­ti­ko­range-Redak­teurin Marija Skvoz­ni­kova hat sich an drei Wahl­lo­kalen der Dresdner Neustadt umge­hört.

Wählen könnte so einfach sein, ginge es doch nur um das Setzen eines Kreuzes. Tatsäch­lich steckt deut­lich mehr Verant­wor­tung hinter diesem Kreuz und darüber ist sich leider nicht jeder Mensch bewusst. Es ist wohl eher die Selten­heit, dass Wähle­rinnen und Wähler einen Blick in das 60 Seiten lange Wahl­pro­gramm aller Parteien werfen. Zusätz­lich hat jeder Mensch einen anderen Bildungs­stand, nutzt unter­schied­liche Medien und ist natür­lich auch anders sozia­li­siert, was die eigene Wahl­ent­schei­dung beein­flusst.

Die Entschei­dungs­fin­dung

Doch was nutzen denn nun die Wähler und Wähle­rinnen von heute um die Entschei­dung für morgen zu treffen? Unsere Redak­teurin war auf den Straßen der Dresdner Neustadt unter­wegs um heraus­zu­finden, welche Hilfs­mittel die meisten so nutzen. Hier die Ergeb­nisse:

Statistik

15 Wählende haben wir am 1. September gefragt: "Wie haben Sie sich auf die Wahl vorbereitet?". I Grafik: Marija Skvoznikova

Das Nonplus­ultra bei der Entschei­dungs­fin­dung ist das Online-Programm Wahl-O-Mat. Von fünf­zehn befragten Personen haben zwölf den Computer-Logarithmus zur Hilfe genommen um verschie­dene Partei­pro­gramme zeit­ef­fi­zient mitein­ander zu verglei­chen. Dabei können die Nutzer 38 verschie­dene Fragen zur Innen‑, Sozial- und Umwelt­po­litik mit stimme zu“, stimme nicht zu“ und neutral“ beant­worten. Die Thesen, die ihnen beson­ders wichtig sind, können sie doppelt gewichten. Auch Studien von FOCUS Online“ zeigen, dass bereits eine Woche vor der Land­tags­wahl ein Nutzer­re­kord in Sachsen erreicht wurde: Mehr als 350.000 Menschen haben sich mit poli­ti­schen Inhalten ausein­an­der­ge­setzt.

Darüber hinaus zeigt unsere Statistik, dass mitt­ler­weile selbst die Wahl­ent­schei­dung weitest­ge­hend digi­ta­li­siert ist. Nur 27 % der Befragten nahmen sich zusätz­lich die Zeit um mit den Wahl­kan­di­daten ins Gespräch zu kommen.

74 % der Befragten infor­mierten sich hingegen mit Hilfe von Massen­me­dien“, wie regio­nalen Zeitungen, Fern­seh­sen­dungen und dem Radio. Doch in der Zeit des Wahl­kampfes muss man mit den Repor­tagen vorsichtig sein, sie können hilfe­su­chende Wähler auch leicht in die Irre führen.

Die Umfrage hat außerdem ergeben, dass Partei­pro­gramme für mehr als 50 % der Wählenden eine große Unter­stüt­zung bei der Wahl­ent­schei­dung waren. Ob sich die Wähler­schaft tatsäch­lich die Zeit nahm, mehrere der Mani­feste komplett zu lesen oder, ob sie doch nur beim Einschlafen über­flogen wurden, haben sie uns nicht verr­raten.

Inhalt versus Person

Bevor wir eine Entschei­dung treffen, werden wir von verschie­densten Deter­mi­nanten unbe­wusst beein­flusst. So gehört beispiels­weise Sympa­thie dazu und spielt eine enorm große Rolle bei der Vergabe der Erst­stimme. Vier von zehn Wählenden setzten ihr erstes Kreuz­chen partei­un­ab­hängig. Manchen Passanten wird sogar erst auf Nach­frage bewusst, dass sie nicht partei‑, sondern perso­nen­ab­hängig gewählt haben.

Stra­te­gi­sches Wählen

Über­ra­schen­der­weise können Vorpro­gnosen bei der Wahl­ent­schei­dung eben­falls hilf­reich sein. Takti­sche Wähler, welche den rechts­ra­di­kalen Anteil im Landtag redu­zieren wollen, wählten das stärkste Wahl-Gegen­über der AfD-Direkt­kan­di­daten. In Groß­städten wie Dresden und Leipzig konkur­rierte AfD mit den Grünen und in allen anderen Wahl­kreisen mit CDU. Falls ich klei­neren Parteien meine Erst­stimme gebe, wird sie so oder so verfallen“ sagt der drei­ßig­jäh­rige Max, nach dem er stra­te­gisch wählte: Und so kämpfe ich gegen den Rechts­ruck und kann trotzdem meine Zweit­stimme der favo­ri­sierten Partei geben. Schließ­lich muss ich meine Wahl mit meinem Gewissen verein­baren können“ sagt er zufrieden.


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