Heiter bis traurig – Ein Einblick in die SPD-Wahl­party

Datum
04. September 2019
Autor*in
Annika Seiferlein
Thema
#sltw19
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poli­ti­ko­range-Redak­teurin Annika Seifer­lein sah sich vergan­genen Sonntag bei der SPD-Wahl­party um. Dort sprach sie mit SPD-Mitglie­dern, wie Susann Rüth­rich oder Juso-Mitglied Laurenz Dulig, über junge Wähler und Wähle­rinnen und fing die Eindrücke des Abends ein.

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Kurz nach den ersten Hochrechnungen tritt SPD-Spitzenkandidat und Vorsitzender Martin Dulig aufs Podium. | Foto: Annika Seiferlein

Es ist voll am Wahl­abend im neuen SPD-Haus in Dresden, kurz vor 18 Uhr. In wenigen Minuten bekommt die aktu­elle Regie­rugs­partei das schlech­teste Ergebnis seit ihrer Grün­dung in Sachsen. Für die Sozi­al­de­mo­kra­tinnen und Sozi­al­de­mo­kraten reichte es bei der Land­tags­wahl ledig­lich für 7,7 Prozent der Stimmen. Die Wahl­party scheint dennoch im vollen Gange zu sein. Kurz vor den ersten Hoch­rech­nungen stehen hung­rige Genos­sinnen und Genossen an Essens­ständen an, Brat­wurst gibt es natür­lich auch.

An diesem Abend zeigt sich, was der Wahl­kampf gebracht hat. Alex Scholze, Vorsit­zender der Jusos Lausitz, meint, dass durch das Enga­ge­ment vor der Wahl noch Schlim­meres verhin­dert wurde: Im Land­kreis Bautzen wurde richtig rein­ge­hauen für den Wahl­kampf. Wir haben einfach alle wirk­lich Gas gegeben, da ein schlechtes Ergebnis drohte“. Auch andere Stimmen zeigen, das es dieses mal irgendwie anders war. Die Menschen hätten allge­mein wieder mehr Inter­esse an der Politik gezeigt. Auch die SPD-Bundes­tags­ab­ge­ord­nete Susann Rüth­rich stimmt dem zu: Wenn es weh tut und blaue Flecken gibt, weil man sich natür­lich anein­ander stößt und reibt, dann kann man sich nicht mehr aus der Affäre ziehen. Ganz viele, die es sich bisher nach dem Motto Wird schon gut gehen‘ ange­schaut haben, die sagten nun, wir müssen uns jetzt doch mit einsetzen. Das war ganz viel Enga­ge­ment, was man da auch bis zum letzten Dorf gesehen hat“. SPD-Mitglied Tommy Jehm­lich bestä­tigt: Es war ein Kampf für das große Ganze!“

Im größten Raum des Hauses, in dem die Wahl­sen­dungen abge­spielt werden, versam­melten sich nun die meisten Anwe­senden. Viele Medi­en­schaf­fende sind vertreten, stehen im grellen Licht inmitten der Menschen­masse, um einen Moment von einem SPD-Wahl­abend einzu­fangen, der im Gedächtnis bleiben wird. Endlich 18 Uhr. Die Ergeb­nisse sind da. Über ein Viertel der Wähler und Wähle­rinnen haben die AfD gewählt. Hier und da ist ein Kopf­schüt­teln zu sehen, an manchen Ecken wird gemur­melt und geme­ckert. Geju­belt und geklatscht wird erst beim Ergebnis der FDP, die nicht im Landtag sein wird. Die eigenen Ergeb­nisse werden größ­ten­teils gelassen zur Kenntnis genommen. Es kommt für viele wie erwartet. Wir haben das schlech­teste Wahl­er­gebnis, sind aber der coolste Landes­ver­band“, eröffnet Martin Dulig seine Rede mit einer gewissen Portion Humor. Die Anwe­senden im Raum sind begeis­tert und über­ra­schend positiv gestimmt. Nieder­ge­schla­gen­heit ist nicht zu spüren, eher noch mehr Moti­va­tion, ganz nach Duligs Motto: Kurz traurig sein, anpa­cken, weiter­ma­chen“. Der SPD-Landes­chef betont, man hätte nun eine gute Regie­rung und stabile Verhält­nisse – wir über­lassen ihnen [Anm. d. Red: der AfD] nicht das Land“.

Regieren. Es ist ein Wort, das oft an diesem Abend fällt. Wie aus Gewohn­heit wird dieses Ziel nicht hinter­fragt. Dabei hat die alte Koali­tion mit der CDU der SPD meist nicht gut getan. Viele Erfolge wurden der CDU zuge­schrieben. Auch im Wahl­kampf schien es so, als ob Inhalte nur zweit­rangig wären. Nur wenige Tage vor der Wahl bewarb Dulig eine Kenia-Koali­tion, forderte dazu auf, schwarz-rot-grün zu stärken und zu wählen, um ein noch stär­keres Ergebnis der AfD zu verhin­dern. Für einige kam das über­ra­schend. Andere hielten das für den rich­tigen Weg. Wer linke Politik in Sachsen will, der muss eben SPD wählen und da fand ich es richtig, Kenia zu bewerben, um eine linke Stimme in die Regie­rung zu bekommen“, so Laurenz Dulig, Jusos-Mitglied und Sohn von Martin Dulig.

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Ein Jugendthema, das die SPD in ihrem neuen Haus abdeckt: Geschlechtergerechtigkeit. Foto: Annika Seiferlein

Dennoch haben rund 19 Prozent der Wähle­rinnen und Wähler unter 30 Jahren die Grünen gewählt, fast zehn Prozent über dem Gesamt­wahl­er­gebnis, während die SPD nur rund 6 Prozent der jüngeren Stimmen für sich gewinnen konnte. Laurenz Dulig, selbst 17, sehe da ein Problem in der Kommu­ni­ka­tion: Ich glaube viele haben noch von der SPD das Bild einer sehr alten Partei mit vielen alten Menschen. Aber gerade in Sachsen haben wir einen sehr jungen Verband, jedes dritte Mitglied ist unter 35 und bei den Jusos. Wir müssen einfach unsere Themen, die wir haben, die genauso jugend­ak­tuell sind, anders kommu­ni­zieren“. Auch Susann Rüth­rich findet, dass man die sozialen Themen mehr für junge Menschen erkennbar machen müsse: Das können Jugend­liche natür­lich am besten selber. Wir haben auch coole Jusos, die die Themen selber laut machen und das muss man dann natür­lich auch in der Partei sehen und zum Vorschein bringen“. Jehm­lich fügt hinzu, dass die SPD in den letzten Jahren viel jünger geworden ist, insbe­son­dere wenn man in die Parla­mente schaue: Die sorgen dafür, dass wir uns eben nicht in eine Rentner-Partei entwi­ckeln.“

Der Wahl­abend war ein Rück­schlag für die Sozi­al­de­mo­kraten und Sozi­al­de­mo­kra­tinnen in Sachsen. Doch schaut man auf die bevor­ste­henden Sondie­rungs­ge­spräche für eine Kenia-Koali­tion aus CDU, GRÜNE und SPD, hat die Partei ihr Haupt­ziel erreicht: Mitre­gieren.


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