Inte­gra­tion auf dem Land

Datum
28. April 2016
Autor*in
Elias Ettenkofer
Thema
#JMWS16
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Wie kann Inte­gra­tion auf dem Land gelingen? Wo liegen die Heraus­for­de­rungen und wie verän­dert sich Heimat durch die Einwan­derer? Elias Etten­kofer hat sich in Ober­schwaben umge­guckt.

Inte­gra­tion gestaltet sich auf dem Land schwie­riger als in der Groß­stadt. Die schlech­tere Infra­struktur und weniger soziale Einrich­tungen erschweren das Knüpfen neuer Kontakte. Im der Anony­mität der Städte ist das Risiko, dass Subkul­turen und Ghettos entstehen aller­dings hoch. Mit vielen Inte­gra­ti­ons­pro­grammen versu­chen Vereine und Insti­tu­tionen seit vielen Jahren dem entgegen zu wirken. Auch die länd­li­chen Regionen ziehen nun nach. Ober­schwaben macht es vor. Mit vielen Projekten werden den Neuan­kömm­lingen Möglich­keiten gegeben, ihre neue Heimat kennen­zu­lernen.

Über Sport soll das Gemein­schafts­ge­fühl gestärkt werden

Inte­gra­tion ist in den Schulen schon länger ein wich­tiges Thema. In diesem Jahr wurde die Ludwig-Dürr-Schule Fried­richs­hafen mit dem DFB-Mercedes-Benz-Inte­gra­ti­ons­preis 2015 ausge­zeichnet. Die Schule bietet allen Jahr­gangs­stufen eine Fuss­ball-AG für Jungen und Mädchen an. Über den Sport sollen sich die Kinder besser kennen­lernen und das Gemein­schafts­ge­fühl gestärkt werden. Man merkt eine Energie, die von den Kindern ausgeht“, sagte der Leiter der Fußball­gruppe, Willa Maschke, im Südku­rier. Es handelt sich bei der AG nicht um ein wenig kicken in der Frei­zeit, sondern um ein geplantes Trai­nings­pro­gramm. In Biberach an der Riß koope­rieren die Stadt, die Jugend­kunst­schule (Juks) und die Bruno-Frey-Stif­tung, um ein umfas­sendes Programm zur Inte­gra­tion zu errei­chen. So wird in diesem Jahr ein Thea­ter­stück auf die Bühne gebracht, welches von dem syri­schen Flücht­ling Houzayfa Al Rahmoun geschrieben wurde. Das Schiff – der Tod“ handelt von der stra­pa­ziösen Reise, die Flücht­linge auf dem Weg nach Europa auf sich nehmen. Ermög­licht wurde das Projekt durch eine Spen­den­ak­tion der Juks und der Bruno-Frey-Stif­tung. Der Leiterin der Jugend­kunst­schule, Susanne Maier, liegt das Projekt sehr am Herzen. Ich habe Houzayfa schon in einigen Projekten kennen­ge­lernt und unter­stütze ihn, wo ich kann“, sagt sie. Zusätz­lich bietet die Juks das kosten­lose Atelier der Kulturen“ an. Dort können sich alle treffen, die Lust auf Kunst haben“, erklärt Maier In der Kunst entsteht eine ganz eigene Atmo­sphäre, so kommu­ni­zieren die Teil­nehmer auch ohne Worte“. Die Finan­zie­rung wird komplett von der Stadt Biberach über­nommen.

Immer noch gibt es viele Vorur­teile in der Bevöl­ke­rung

Bei allen Aktionen ist die Bereit­schaft zur Mitwir­kung in der Bevöl­ke­rung aber weiterhin gespalten. Lange wurde die umfas­sende Inte­gra­tion von Einwan­de­rern als zweit­rangig abgetan. Eine Ände­rung der Einstel­lung zu diesem Thema kam erst in den vergan­genen fünf Jahren auf. Die Flücht­lings­krise verstärkte die Bemü­hungen anschlie­ßend. Aller­dings hegen vor allem die älteren und konser­va­tiven Bürger auf dem Land noch immer Vorur­teile gegen die Einwan­derer. Viele fürchten eine Ände­rung ihres Alltags und der schwä­bi­schen Kultur, die ihrer Meinung nach sowieso schon verwäs­sert. In dieser Bevöl­ke­rungs­gruppe entstehen gefähr­liche Trends. Vom Anstieg der rechten Gewalt insge­samt, bis hin zu der stei­genden Zahl von Anträgen auf den Kleinen Waffen­schein“.


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