Wo sind die Frauen?

Datum
07. Juni 2016
Autor*in
Caroline Ellenberger
Thema
#BDEW Kongress16
Frauen im bdew_Johannes Kolb

Frauen im bdew_Johannes Kolb

Foto: Johannes Kolb
Der Ener­gie­wirt­schaft fehlen Frauen. Da könnte der BDEW einiges besser machen. Ein Kommentar.

Der Ener­gie­wirt­schaft fehlen Frauen. Da könnte der BDEW einiges besser machen. Ein Kommentar von Caro­line Ellen­berger.

Schon der erste Blick auf die Refe­ren­ten­liste des BDEW-Kongress macht stutzig: Unter den 42 Refe­renten sind genau zwei Frauen, darunter die Kanz­lerin. Das ist in erster Linie vor allem schade – denn es gibt sie, die Frauen in der Ener­gie­branche, obwohl sie natür­lich deut­lich unter­re­prä­sen­tiert sind: Gerade einmal zehn Prozent der Auszu­bil­denden sind weib­lich, im Vorstand eines deut­schen Unter­neh­mens in der Ener­gie­branche gibt es genau eine Frau – ausge­rechnet die ehema­lige Vorsit­zende des BDEW. Bis vergan­genes Jahr war Hilde­gard Müller Geschäfts­füh­rerin, die gleich­zeitig Merkel-Vertraute ist und mitt­ler­weile im Vorstand von RWE sitzt. Die Branche insge­samt ist damit Schluss­licht – und hat bislang nicht von dieser Vorrei­terin profi­tiert. Es scheint viel mehr ein kurz­fris­tiges Phänomen gewesen zu sein, das mal kurz aufge­taucht, schon wieder verschwunden ist. Doch welche Wirkung zeigt sich davon im Nach­hinein? Auf diesem Kongress werden den Teil­neh­menden nach wie vor haupt­säch­lich Anzug­trä­gern begegnen, die damit dem klas­si­sche Bild des weißen, zumeist älteren Mannes entspre­chen. Und die hete­ro­gene Masse scheint sich damit nicht unwohl zu fühlen. Es ist ein akzep­tiertes Problem. Wie auch, wenn sie selbst haupt­säch­lich aus weißen alten Männern besteht?

Struk­tu­relle Voraus­set­zungen schaffen

Den Still­stand in der Geschlech­ter­ver­tei­lung zu erkennen, ist die eine Sache. Doch diese Tatsache gedan­kenlos hinzu­nehmen eine andere: Es muss nicht unbe­dingt eine verbind­liche Frau­en­quote sein, viel mehr könnte darüber nach­ge­dacht werden, ob die struk­tu­rellen Voraus­set­zungen eine ausge­wo­ge­nere Vertei­lung über­haupt zulassen. Danach muss man handeln.

Ein weiteres Problem ist der fehlende Nach­wuchs, vor allem Frauen zeigen immer noch zu wenig Inter­esse an dieser konser­va­tiven Branche. Also Inter­esse schaffen? Mit dem männer­do­mi­nierten Image von heute ist das nicht gerade ein Antrieb, in die Ener­gie­wirt­schaft einzu­steigen. Tatsäch­lich würde auch ein neuer Blick­winkel dem Verband mal ganz guttun. Neue Probleme im Zuge des Klima­wan­dels und der Ener­gie­wende fordern neue Lösungs­an­sätze – warum nicht auch die Kompe­tenzen von Frauen nutzen, um einen neuen Blick­winkel auf die Branche zu bekommen.

Ein Umdenken entsteht nicht von alleine: Wie wäre es mit Fort­bil­dungen für Mitar­bei­tende und Führungs­kräfte, die genau für dieses Thema sensi­bi­li­sieren? Damit könnten alte Gedan­ken­muster aufge­bro­chen werden. Löst man sich aus der Stagna­tion, würde das auch im Wett­be­werb Vorteile schaffen. Damit könnte der BDEW ein Zeichen setzen – und wieder seine Vorrei­ter­rolle annehmen.


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