Wie beein­flusst der stetige Wandel der Gesell­schaft die Wahr­neh­mung der Reli­gion?

Datum
20. Juni 2018
Autor*in
Lennart Glaser
Thema
#religionsundkultursensibel 2018
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Immer weniger Jugend­liche fühlen sich der Reli­gion verbunden – besagt zumin­dest eine These. Ande­rer­seits sorgt unsere beschleu­nigte Gesell­schaft für eine Rück­be­sin­nung auf reli­giösen Ausgleich. Welche konkreten Erfah­rungen Mitar­bei­tende in der Jugend­ar­beit gemacht haben, ob sie diese Thesen stützen oder gar wider­legen können – die Antworten gibt´s hier.

Prof. Dr. Walter Tokarski, 72, wissen­schaft­li­cher Beirat cjd

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Foto: Jugendpresse Deutschland / Anna Rakhmanko

Die Gesell­schaft ist viel­schich­tiger geworden. Wir haben eine Vermi­schung. Über die Globa­li­sie­rung finden wir auch Wege zu anderen Reli­gi­ons­rich­tungen oder auch Nicht-Reli­gion. Das führt sehr stark auch zu einer Verun­si­che­rung derje­nigen, die einen Glauben haben und sie auch anderes kennen­lernen und das sie ja auch akzep­tieren sollen, das ist ja der Zusam­men­halt der Gesell­schaft.

Johanna Weddigen, 28, Aufsichtsrat der cvjm Hoch­schule

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Foto: Jugendpresse Deutschland / Anna Rakhmanko

Ich glaube, dass es viel weniger die Reli­gion beein­flusst als man so denkt. Ich glaube, dass Reli­gion immer noch etwas stetiges ist, trotz des gesell­schaft­li­chen Wandels. Viele dachten ja, dass es verschwindet und trotzdem ist es noch da un stetig und bleibt und ich glaube, dass wir eher gucken müssen: wie können wir Reli­gion in diesem gesell­schaft­li­chen Wandel immer wieder hervor­heben und wie können wir dem eine Stimme geben.

Desiree Munz­maier, 29, Sozi­al­päd­agogin

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Foto: Jugendpresse Deutschland / Anna Rakhmanko

Ich denke, man kann zwei Trends beob­achten: Erstens wird Reli­gion weniger wahr­ge­nommen, man konzen­triert sich mehr auf sich und schafft seine eigene Reli­gions- oder Lebens­rea­lität und zum anderen wird Reli­gion viel mehr wahr­ge­nommen, weil man mehr verschie­denen Einflüsse und Ausprä­gungen sieht und viel mehr reflek­tieren muss: Was denke ich? Und viel mehr gefragt ist, eine eigene Meinung zu bilden. Warum denke ich, was ich denke? Dass man da in Reflek­tion geht und über sich und seine Wahr­neh­mung und seinen Glauben wirk­lich nach­denkt und das dann auch kommu­ni­zieren kann. Und der Dialog darüber kann sehr span­nend und erfül­lend sein.

Kath­leen Jevlasch, 42, Diplom-Sozi­alpädagogin

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Foto: Jugendpresse Deutschland / Anna Rakhmanko

Ich erlebe einen perma­nenten Wandel in der Kinder- und Jugend­hilfe. Vor allem im Bereich der Jugend­ar­beit beob­achte ich in den letzten fünf Jahren ein stär­keres Enga­ge­ment Jugend­li­cher in der Gemein­de­ar­beit. Ich könnte mir vorstellen, dass das mit einer Rück­be­sin­nung auf reli­giöse Ange­bote in den Fami­lien als Reak­tion auf die Schnel­lig­keit in der Gesell­schaft zusam­men­hängt.

Udo Bußmann, 63, Landes­ju­gend­pfarrer der Landes­kirche West­falen

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Foto: Jugendpresse Deutschland / Anna Rakhmanko

Reli­gion gibt es nur in konkreten Formen. Die Wirk­lich­keit des reli­giösen Lebens ist die Vermitt­lung zwischen ursprüng­li­chen Beständen und der kultu­rellen Lage, in der man lebt. Die Schnel­lig­keit des Wandels ist ein Problem für Reli­gion.

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