Was ist gute Arbeit?

Datum
23. März 2016
Autor*in
Sabrina Winter
Thema
#ZukunftsTour 2016
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Auf bunten Zetteln haben die Teilnehmer*innen zusammen getragen, was für sie gute Arbeit bedeutet

Faire Bezah­lung und Feier­tags­zu­schlag? Geld ist nicht alles, was gute Arbeit ausmacht. Auf der Zukunfts­tour in Leipzig sind wir der Frage auf den Grund gegangen.

Das Mode­un­ter­nehmen Hugo Boss macht auf seiner Website große Verspre­chen. Von Inspi­ra­tion und Moti­va­tion ist die Rede und davon, wie der Konzern jede*n einzelne*n Mitarbeiter*in schätzt. In der Realität sieht das anders aus: Da lässt Hugo Boss seine Kleider in den glei­chen Fabriken nähen wie C&A oder H&M. Näher*innen werden schlecht bezahlt, entlassen, wenn sie einer Gewerk­schaft beitreten und laut Arbeits­ver­trag dürfen sie fünf Jahre lang keine Kinder bekommen. Das erzählen sie in einem Video, das auf der Zukunfts­tour in Leipzig läuft.

Erfolg­reich ist, wer reich ist?

Ist das gute Arbeit? Für die Teilnehmer*innen des Work­shops Gute Arbeit – was heißt das in Sachsen und welt­weit?“ steht fest: Nein! Gute Arbeit sieht anders aus. Astrid Beier nickt zustim­mend. Die Landes­ge­schäfts­füh­rerin des Bundes der Selb­stän­digen in Sachsen hat den Work­shop orga­ni­siert. Dazu hat sie sich zwei Mitstreiter*innen ins Boot geholt: Fabi­enne Winkler vom Entwick­lungs­po­li­ti­schen Netz­werk Sachsen und Henning Homann von der Säch­si­schen SPD-Frak­tion. Er verteilt drei verschie­dene Bilder unter den Teilnehmer*innen. Eines zeigt ein Kind vor einer Nähma­schine, ein anderes Arbeiter, die eine Leitung repa­rieren – ohne Helm. Ist das gute Arbeit? Auf dem letzten Bild sitzt eine Frau vor einem Laptop. Schick ange­zogen, lächelnd. Irgendwie sagt mir das Bild, man kann nur erfolg­reich sein, wenn man hübsch und reich ist“, sagt Anna Strauch, Teil­neh­merin des Work­shops. Die 13-Jährige ergänzt: Wenn andere Leute unter solchen Bedin­gungen wie auf den anderen Bildern arbeiten, will ich gar nicht so arbeiten wie die Frau auf diesem Bild.“

Kein Mobbing und freies W‑LAN

Aber wie muss Arbeit nun sein, damit sie wirk­lich gut ist? Das erar­beiten die Jugend­li­chen in Gruppen und schreiben die Schlag­wörter auf bunte Karten. Bei der Präsen­ta­tion kommt einiges zusammen: genug Gehalt, Spaß an der Arbeit, kein Mobbing, gute*r Chef*in, faire Arbeits­zeiten, Urlaub, Schutz­klei­dung bei gefähr­li­chen Arbeiten, Gleich­be­rech­ti­gung, Versi­che­rung, Pausen. Außerdem wünschen sich die Schüler*innen Feier­tags­zu­schläge und freies W‑LAN auf Arbeit. Während sie ihre Schlag­wörter erklären, steckt Henning Homann die Karten an eine große Pinn­wand und versucht ein System zu finden. Ähnliche Worte fasst er zusammen und pinnt einen runden Zettel mit einer Über­schrift zu jedem Karten­häuf­chen, zum Beispiel Gerechte Bezah­lung“ und keine Ausbeu­tung“. Am Ende ist die Pinn­wand voll mit bunten Zettel­gruppen. Es wird klar: Gute Arbeit ist an viele Bedin­gungen geknüpft.

Kinder­ar­beit beenden

Dass gute Arbeit überall möglich sein soll, steht auch in der Zukunfts­charta. Sie wurde 2014 vom Bundes­ent­wick­lungs­mi­nister Dr. Gerd Müller initi­iert. Schließ­lich haben acht Monate lang Bürger*innen darüber disku­tiert, wie man Zukunfts­chancen für Menschen auf der ganzen Welt schaffen kann. Kapitel 3 der Charta beschäf­tigt sich mit nach­hal­tigem Wirt­schafts­wachstum und menschen­wür­digen Beschäf­ti­gungen – also genau damit, was gute Arbeit welt­weit bedeutet. Zu den Zukunfts­zielen zählen die Durch­set­zung inter­na­tio­naler Arbeits­normen und das Ende der Kinder­ar­beit. Doch laut Inter­na­tio­naler Arbeits­or­ga­ni­sa­tion (ILO) arbeiten welt­weit immer noch 168 Millionen Kinder unter 17 Jahren. In diesem Punkt sind sich die Workshopteilnehmer*innen einig: Kinder­ar­beit ist nicht gut und muss abge­schafft werden.


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