Vom Kleinen fürs Große lernen

Datum
25. August 2017
Autor*in
Carolin-ida Heilig
Thema
#poTANDEM17
Kulturbrücken klein

Kulturbrücken klein

Foto: Jugendpresse Deutschland / Leonard Palm

Kulturbrücken

Anne und Heike von den Kulturbrücken e.V. im Gespräch über grenzübergreifende Kulturprojekte und Lehren daraus für die große Politik. Foto: Jugendpresse Deutschland / Leonard Palm

Die Kultur­brü­cken e.V. in Görlitz/​Zgorzelec sind eine Erfolgs­ge­schichte polnisch-deut­scher Koope­ra­tion und können gemeinsam mit anderen Initia­tiven im Grenz­ge­biet zwischen Polen und Deutsch­land als Vorbild für die Koope­ra­tion beider Staaten dienen. Diese Schluss­fol­ge­rung zieht Carolin Heilig aus einem Gespräch mit Anne Bartusiuk und Heike Klein­schmidt von Kultur­brü­cken e.V.. Unter­stützt wurde sie dabei von Paulina Prusik und Ania Partyka.

Die Redak­teu­rinnen treffen ihre Inter­view­part­ne­rinnen im sonnigen Hinterhof der Jugend­her­berge Görlitz. Was sie genau erwartet, wissen sie noch nicht. Dass es bunt und multi­l­in­gual wird können sie sich aber schon denken: Anne Bartusiuk und Heike Klein­schmidt, gehören dem deutsch-polni­schen Kultur­verein Kultur­brü­cken e.V. an, der verschie­dene Zirkus­pro­jekte in Zgor­zelec und Görlitz orga­ni­siert. Gleich am Anfang des Inter­views wird klar: Hier sitzen zwei Frauen, die für ihr Enga­ge­ment und die deutsch-polni­sche Zusam­men­ar­beit brennen. Anne ist seit 2008 Mitglied der Kultur­brü­cken e.V. und neben ihrer Aufgabe als Vorstands­mit­glied auch für Marke­ting und PR zuständig. Wurde sie selbst noch durch eine Zeitungs­an­zeige auf die Kultur­brü­cken aufmerksam, fallen diese heute zusammen mit Flyern, Broschüren und die Kontakte zur lokalen Presse in ihren Zustän­dig­keits­be­reich. Heike kam schon während ihres Studiums an der Hoch­schule Zittau/​Görlitz zum Zirkus­verein und ist neben ihrer Arbeit an der Home­page und der PR als Sprach­mitt­lerin beim Zirkus im Laden“ aktiv.

Die Kultur­brü­cken sind über die Jahre hinweg gewachsen und zu einer festen Insti­tu­tion in beiden Städten geworden. Dabei gelingt es dem Verein trotz unter­schied­li­chen Orga­ni­sa­ti­ons­tra­di­tionen auf beiden Seiten der Grenze erfolg­reiche – und bei Polen und Deut­schen glei­cher­maßen beliebte – Projekte aufzu­ziehen. Anne freut sich darüber, dass sich inzwi­schen aus Polen Koope­ra­ti­ons­an­fragen an den Kultur­verein richten. Wichtig hierbei sei, dass die deut­schen und polni­schen Partner die glei­chen Ziele verfolgen, auch wenn das Konzept von ehren­amt­li­cher Arbeit in Polen nicht so stark ausge­prägt ist wie in Deutsch­land. Anne hebt die beson­dere Vorbild­funk­tion der bina­tio­nalen Koope­ra­tionen im Grenz­be­reich hervor und weist auf ein großes wirt­schaft­li­ches, kultu­relles und soziales Poten­tial hin, das es zu nutzen gilt. In den Grenz­re­gionen liegt ein großer Erfah­rungs­schatz, den es zu entde­cken gilt, möchte man die Koope­ra­tion zwischen Ländern verbes­sern. Diese Koope­ra­tion muss sich verschie­dene Ebenen umspan­nend orga­ni­sieren und breit aufge­stellt sein. Anne betont, dass nicht nur die deutsch-polni­sche Grenz­re­gion hier inspi­rieren kann, sondern etwa auch die deutsch-tsche­chi­sche, oder etwa das Saar­land mit seiner Grenze zu Frank­reich. Heike weist darauf hin, wie wichtig die mediale Bericht­erstat­tung von den kleinen regio­nalen Projekten ist: Entlang der Grenze gibt es viele erfolg­reiche Koope­ra­ti­ons­pro­jekte wie die Kultur­brü­cken e.V., die auch in Zeiten poli­ti­scher Unei­nig­keiten auf natio­naler Ebene nicht abge­bro­chen werden, sondern viel mehr Deut­sche und Polen verbinden. Viele regio­nale Projekte dienen als Steine, aus denen trag­fä­hige Brücken zwischen Polen und Deutsch­land entstehen können.


Der Verein Kultur­brü­cken e.V. besteht seit 2007 und orga­ni­siert Zirkus­pro­jekte für Kinder und Jugend­liche verschie­dener Alters­gruppen aus Deutsch­land und Polen. Das ursprüng­lich einwö­chige Sommer­pro­jekt feierte dieses Jahr elftes Bestehen und inzwi­schen gibt es ganz­jäh­rige Zirkus­pro­jekte, wie etwa den Zirkus im Laden“. Hier wird rund um das Jahr in leer­ste­henden Geschäften in Görlitz Jonglieren oder Akro­batik gelernt. Idee der Kinder- und Jugend­be­geg­nung ist es, einen Rahmen zum gegen­sei­tigen Kennen­lernen zu schaffen. Dies ist der Ausgangs­punkt für persön­liche Freund­schaften über die Neiße hinweg und für weitere Zirkus­pro­jekte. Den jungen Zirkus­ar­tis­tinnen und –artisten wird viel Frei­raum zur Entwick­lung eigener Choreo­gra­phien und Projekte gegeben. Die Kultur­brü­cken sind mitt­ler­weile eine feste Insti­tu­tion in Zgor­zelec und Görlitz glei­cher­maßen. Zeichen dafür, wie sehr das Projekt im Herzen der beiden Städte ange­kommen ist, stellt sicher­lich die zehn­jäh­rige Sommer­zir­kus­feier mitten auf der Altstadt­brücke dar, welche die polni­sche und die deut­sche Stadt verbindet.


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