Stell Dir vor es ist Klima­krise und niemanden juckt’s

Datum
08. Juni 2016
Autor*in
Kaja Kröger
Thema
#BDEW Kongress16
Gymnastikbälle

Gymnastikbälle

Es gibt nur einen Planeten.
Beim BDEW-Kongress in Berlin treffen sich führende Vertreter*innen aus der Ener­gie­lobby und beraten über die Zukunft der Strom­ver­sor­gung. Nur ein Thema bleibt außen vor: der Klima­schutz.

Gymnas­tik­bälle, Foto­au­to­maten, und veganes Eis: Der Bundes­ver­band der Energie- und Wasser­wirt­schaft gibt auf seinem dies­jäh­rigen Kongress in der hippen Station“ in Berlin-Mitte alles, um dem neuen Motto Change“ gerecht zu werden.

Neben dem Kontrast von rücken­scho­nenden Sitz­mög­lich­keiten, Grün­kohl­saft und Wohl­fühl­at­mo­sphäre zur Kohle­lobby und drohender Klima­ka­ta­strophe bestimmt ein Thema die zukünf­tige Arbeit des Ener­gie­sek­tors: die Digi­ta­li­sie­rung.

Schließ­lich soll sie die Ener­gie­wirt­schaft revo­lu­tio­nieren und effi­zi­enter machen, gerne auch zum Preis der Privat­sphäre der Konsu­mie­renden. Man spricht von smarten Gadgets, und nutzt engli­sche Wörter für scheinbar unsag­bare Worte. Aber der Klima­wandel inter­es­siert einfach niemanden.

Denn wie diverse Berech­nungen zeigen, muss der Ausstieg aus der Kohle nach dem Pariser Klima­ver­trag, in dem sich alle Staaten vornehmen, die Tempe­ra­tur­er­hö­hung durch den Klima­wandel deut­lich unter zwei Grad zu belassen, schneller voll­zogen werden als bisher. Der fossile Ener­gie­sektor plant diesen nicht früher als 2050, zahl­reiche Umwelt­or­ga­ni­sa­tionen und Thinktanks aller­dings bis spätes­tens 2040, wenn nicht früher. Die von Bundes­wirt­schafts­mi­nister Gabriel (SPD) verspro­chenen Gespräche zu diesem schein­baren Kohle­kon­sens hat es noch immer nicht gegeben und die Chancen stehen schlecht, dass sich auf solch einen Konsens vor Beginn der neuen Legis­la­tur­pe­riode noch geei­nigt werden kann – geschweige denn auf ein Kohle­aus­stiegs­ge­setz. So stagniert der Ausstieg aus fossilen Ener­gie­trä­gern weiterhin und die Bundes­re­gie­rung schweigt.

Da hilft es nicht viel, wenn Angela Merkel besorgt bemerkt, dass sich viele der auf dem BDEW-Kongress versam­melten Akteu­rinnen und Akteure viel­leicht nicht unbe­dingt über die Pariser Ziel­set­zungen freuen würden. Anstatt die relativ ambi­tio­nierten Klima­ziele zu loben und für eine konse­quente und zügige Umset­zung zu werben, beschwich­tigt sie die Ener­gie­lobby mit bewährten vagen Ermu­ti­gungen zur Verant­wor­tungs­über­nahme.

Es ist beschä­mend, dass auf solch einem aufwen­digen Kongress, auf dem zahl­reiche Vertreter und Vertre­te­rinnen des Ener­gie­sek­tors zusam­men­kommen, weder im Programm­heft noch auf Diskus­si­ons­ver­an­stal­tungen über den Klima­wandel gespro­chen wird. Das höchste der Gefühle ist hier die Vorstel­lung soge­nannter nega­tiver Emis­si­ons­tech­no­lo­gien“, die bereits ausge­sto­ßenes CO2 wieder aus der Luft heraus­ziehen sollen. Das Problem Erder­wär­mung an der Wurzel zu packen und Verant­wor­tung zu über­nehmen, sieht anders aus. Dabei besteht drin­gender Hand­lungs­be­darf in der Klima­krise. Und alle wissen es. Erst Pfingsten besetzten hunderte Klima­ak­ti­vis­tinnen und ‑akti­visten des Bünd­nisses Ende Gelände“ in der Lausitz einen Tagebau und blockierten den Braun­koh­le­abbau, um den Hand­lungs­be­darf deut­lich zu machen.


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