Reporter ohne Grenzen – so helfen sie Journalist*innen konkret

Datum
06. Mai 2020
Autor*in
Anna Abraham
Themen
#pressefreiheit20 #Medien
Sticker von Reporter ohne Grenzen, Aufnahme von Anna Abraham

Sticker von Reporter ohne Grenzen, Aufnahme von Anna Abraham

Auf dem Sticker sieht man den Twit­ter­vogel, sein Schnabel ist durch eine Schnur verbunden. Mit solchen Aufkle­bern macht Reporter ohne Grenzen auf die Gefähr­dung der Pres­se­frei­heit welt­weit aufmerksam. Unsere Autorin Anna Abraham fragt, wie helfen sie Journalist*innen konkret?

Wenn ein Reporter irgendwo auf der Welt ein Problem hat, wenn er ange­griffen wurde oder zum Beispiel jemand seine Ausrüs­tung beschä­digt wird, kann er uns anrufen“, erklärt Sylvie Ahrens-Urbanek, Team­lei­terin Kommu­ni­ka­tion bei Reporter ohne Grenzen. Dann versucht das Nothil­fe­re­ferat der NGO, die beschä­digte Ausrüs­tung zu ersetzen, Anwalts­kosten zu bezahlen oder even­tuell auch für medi­zi­ni­sche Unter­stüt­zung zu sorgen. Gerade der Fall Deniz Yücel zeigte jedoch, dass dies nicht immer so funk­tio­niert, wie erhofft. Der WELT-Korre­spon­dent kam Ende 2017 in der Türkei in Unter­su­chungs­haft. Auf öffent­li­chen Druck hin durfte er das Gefängnis schließ­lich nach einem Jahr verlassen. Leider sitzen aber immer noch hunderte Journalist*innen in den Zellen fest“, berichtet Ahrens-Urbanek. Sind sie weniger bekannt oder nicht so eng mit einem wich­tigen Part­ner­land wie Deutsch­land verbunden, wird es schwierig Einfluss zu nehmen für Reporter ohne Grenzen.

Fort­bil­dungen über die Sicher­heit im Netz

Präven­tativ versu­chen sie das schon vorher und bieten ein Stipen­di­en­pro­gramm für Journalist*innen, Fotograf*innen oder Blogger*innen an. Menschen aus Krisen­ge­bieten haben die Chance, sich zwischen drei und vier Monate lang in Berlin fort­zu­bilden. Der Schwer­punkt liegt auf dem Internet und darauf, wie man sich und seine Quellen online gut schützt. Beson­ders wichtig ist dies in Ländern mit Zensur und Über­wa­chung. Kehren die Stipendiat*innen in ihre Heimat zurück, geben sie ihr Wissen weiter und helfen so, Bericht­erstat­tung möglich zu machen. Eine andere Art der Unter­stüt­zung bietet die spezi­elle Versi­che­rung für Mitglieder, die in Kriegs­ge­bieten arbeiten. Wer akut gefährdet ist und sein Land verlassen muss, dem erleich­tern sie den Vorgang für den Asyl­an­trag.

Öffent­lich­keits­ar­beit für die Pres­se­frei­heit

Vor allem aber infor­miert Reporter ohne Grenzen über das Recht der freien Meinungs­äu­ße­rung, das Recht auf Infor­ma­ti­ons­frei­heit. Auf ihrem Blog veröf­fent­li­chen sie regel­mäßig Auffor­de­rungen an Orga­ni­sa­tionen, wie Ende April einen Appell an die WHO, taiwa­ne­si­sche Reporter*innen nicht von den Akti­vi­täten der WHO auszu­schließen. Regel­mäßig klären sie Besu­cher­guppen im Haupt­stadt­büro über ihre Arbeit und die Wich­tig­keit ihrer Rechte auf. Unter dem Hashtag #auchd­ei­ne­frei­heit riefen sie Anfang diesen Jahres Schüler*innen dazu auf, sich kreativ mit dem Thema Pres­se­frei­heit ausein­an­der­zu­setzen.

Am bekann­testen ist die Orga­ni­sa­tion wohl für ihre Welt­karte der Pres­se­frei­heit. Jedes Jahr ermit­telt die Orga­ni­sa­tion mit Frage­bögen den welt­weiten Zustand der Pres­se­frei­heit. Krite­rien dabei sind zum Beispiel die Anzahl der tätli­chen Über­griffe, inwie­weit es Selbst­zensur oder Medi­en­viel­falt gibt. Ihr Enga­ge­ment hat aber Grenzen. Wie man in Deutsch­land der Konzen­trie­rung der Medien und Verklei­ne­rung der Medi­en­viel­falt entge­gen­wirkt, dazu haben sie keine Antwort. Das ist auch nicht unsere Aufgabe“, so Frau Ahrens-Urbanek. Diese sehen sie im Infor­mieren und es scheint zu wirken: Seit unserer Grün­dung im Jahre 1985 ist der Wert der Pres­se­frei­heit welt­weit immer mehr in den Fokus gerückt“, stellt sie fest. Und auch das helfe Journalist*innen.


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