Mach irgendwas auf Social Media“

Datum
16. November 2022
Autor*in
Srity Nanthakumar
Themen
#Medien #YouMeCon22
Leonie Schöler

Leonie Schöler

Leonie im Interview mit Srity Nanthakumar. Foto: Jugendpresse Deutschland / Saad Yaghi

Wie sieht eigent­lich Jour­na­lismus heute in sozialen Netz­werken aus? Wie viel Luft ist da nach oben? Genau darüber hat Redak­teurin Srity Nant­ha­kumar mit der Jour­na­listin Leonie Schöler gespro­chen.

Leonie Schöler

Leonie im Interview mit Srity Nanthakumar. Foto: Jugendpresse Deutschland / Saad Yaghi

Leonie Schöler ist freie Jour­na­listin, Mode­ra­torin, Redak­teurin und Filme­ma­cherin. Beson­ders viel Reich­weite erreicht sie mit ihrem TikTok Kanal Heey­leonie“ über den sie geschicht­liche und poli­ti­sche Videos hoch­lädt.

poli­ti­ko­range: Wie rele­vant ist Jour­na­lismus heute in sozialen Medien?

Leonie Schöler: Glück­li­cher­weise sehr rele­vant. Viele Formate werden heute direkt für soziale Netz­werke mitge­dacht – wie zum Beispiel Funk. Das funk­tio­niert meiner Meinung nach auch super. Themen wie Fake News‘ spielen eine große Rolle, deshalb ist eine entspre­chende, profes­sio­nelle Einord­nung wichtig. Und zwar von Leuten, die das haupt­be­ruf­lich machen. Das ist eine wich­tige Aufgabe des Jour­na­lismus. Denn online finden viele Diskus­sionen statt – meis­tens auch aktiver und emotio­naler als viel­leicht auf der Straße oder am Fami­li­en­tisch.

Du hast Fake News kurz ange­schnitten, was sind Schwie­rig­keiten mit Jour­na­lismus in sozialen Medien? Wo sollte man genauer hinschauen?

Fakten-Checks sind für uns Journalist*innen gar nicht so einfach. Man muss sich immer die Fragen stellen: Wer hat das eigent­lich geschickt und was wird uns da eigent­lich gezeigt? Nicht jedes Video das viral geht, kann man sofort einordnen. Das ist ein Prozess, der viel­leicht dauert, aber der sich lohnt. Der Schnell­le­big­keit des Inter­nets gerecht zu werden und das jour­na­lis­ti­sche Hand­werk beizu­be­halten, ist eine Heraus­for­de­rung.

Wie würdest du den Jour­na­lismus in sozialen Medien bewerten?

Ich würde sagen, dass der Jour­na­lismus auf TikTok und Co. noch in den Kinder­schuhen steckt. Natür­lich hat sich schon viel getan in den letzten Jahren – fast jede Redak­tion hat irgend­einen Social Media Auftritt. Auf Face­book, TikTok oder Insta­gram wird viel auspro­biert. Hinter den Kulissen sieht es jedoch oft ganz anders aus: Viele Redak­tionen fragen mich, wie TikTok über­haupt funk­tio­niert. Meis­tens kommen sie mit einem Konzept an, wo ich schon auf den ersten Blick merke, dass das nicht funk­tio­nieren wird. Viele, die Content für soziale Medien produ­zieren wollen, sind nicht einmal auf den Apps unter­wegs. Sprich, sie kennen die Dyna­miken gar nicht richtig. Dazu kommt, dass jede Woche ein neuer Trend am Start ist. Das kann für viele über­for­dernd sein. Ich bekomme auch häufig mit, dass viele Redak­tionen so halb­herzig die Praktikant*innen vor die Kamera stellen und sagen, mach mal irgendwas für die sozialen Medien. So funk­tio­niert das aber nicht. Sich jetzt zu etablieren, neben den sozialen Medien oder den Strea­ming Platt­formen, die sich schon etabliert haben, YouTube und Netflix, ist schwierig. Es passiert zwar viel, aber oft sehr verhalten und sehr unstruk­tu­riert.

Wie kann man das genau verstehen? Die Menschen sind zwar in sozialen Medien am Start, aber die Medien kommen nicht hinterher?

Genau, viel ist unbe­holfen. Vieles wird mit Stra­te­gien umge­setzt, die über Monate entwi­ckelt werden. Dann stellt man später fest, dass es nicht klappt. Da würde ich mich einfach freuen, wenn mit mehr Mut und mehr Lust auspro­biert wird. Anstatt alles schwarz zu malen, sollten sich die Redak­tionen oder Sender von Anfang an klar entscheiden: Entweder wir machen das oder eben nicht und wenn man sich für einen Social Media Auftritt entscheidet, ist es dann wichtig, die Leute gut zu bezahlen und soziale Medien nicht als Neben­sache abzutun.


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