My body- whose choice?

Datum
15. Mai 2023
Autor*in
Lisa Schmachtenberger
Themen
#JPT23 #Leben
Drei junge Frauen schreiben auf einem Plakat ihre Forderungen nieder.

Drei junge Frauen schreiben auf einem Plakat ihre Forderungen nieder.

Wer bestimmt über meinen Körper? Die Teilnehmr*innen erarbeiten Forderungen, wie junge Menschen selbstbestimmter leben können.
Wer entscheidet über meinen Körper? Die AG My Body my Choice – (Sexu­elle) Selbst­be­stim­mung geht uns alle an!“ spricht auf den Jugend­Po­li­tik­Tagen über Consent, sexua­li­sierte Gewalt und die Förde­rung von Selbst­be­stim­mung.

Wer entscheidet über meinen Körper? Die AG My Body my Choice – (Sexu­elle) Selbst­be­stim­mung geht uns alle an!“ spricht auf den Jugend­Po­li­tik­Tagen über Consent, sexua­li­sierte Gewalt und darüber, wie Selbst­be­stim­mung von Kinder und Jugend­li­chen geför­dert werden kann.

Drei junge Frauen schreiben auf einem Plakat ihre Forderungen nieder.

Wer bestimmt über meinen Körper? Die Teilnehmr*innen erarbeiten Forderungen, wie junge Menschen selbstbestimmter leben können. Foto: Jugendpresse Deutschland e.V./ Andrea Schon

Die Landes­ver­tre­tung des Saar­landes in Berlin ist licht­durch­flutet, durch die hohen Fenster blickt man ins Grüne und die hellen Wände schaffen eine warme und offene Atmo­sphäre. Für die Teilnehmer*innen der AG My body my Choice -(Sexu­elle) Selbst­be­stim­mung geht uns alle an!“ perfekte Voraus­set­zungen, um in den kommenden zwei Tagen über Consent, Schwan­ger­schafts­ab­brüche und sexua­li­sierte Gewalt zu spre­chen.

Mit dabei ist Leah, 19 Jahre alt. Der poli­ti­ko­range-Redak­tion erklärt sie, warum sie sich beson­ders für diese Arbeits­gruppe inter­es­siert: Selbst­be­stim­mung ist in der Gesell­schaft immer noch nicht ganz ange­kommen. Oft wird nicht akzep­tiert, dass Menschen selbst über sich und ihre Körper entscheiden können.“ Das indi­vi­du­elle Entschei­dungen noch immer schnell verur­teilt werden, stört sie beson­ders: Wir Menschen sind keine Möbel. Man kann uns nicht einfach in Schub­laden stecken.“ Finn, 17 Jahre alt, hat sich vor allem für die Arbeits­gruppe entschieden, um dazu­zu­lernen: Ich wusste über das Thema sehr wenig. Mir war beispiels­weise nicht bewusst, dass Abtrei­bung so ein großes Thema ist.“

Rund 100.000 Frauen in Deutsch­land entscheiden sich pro Jahr dafür, eine Schwan­ger­schaft abzu­bre­chen. Was ist aber, wenn die betrof­fene Frau noch minder­jährig ist? Darf sie die Entschei­dung für oder gegen eine Abtrei­bung ohne das Einver­ständnis ihrer Eltern treffen? Über diese und andere Fragen disku­tieren die Teilnehmer*innen mit Thomas Knoll-Bier­mann, Refe­rats­leiter für Kind­schafts­recht im Bundes­jus­tiz­mi­nis­te­rium. Doch es geht nicht nur um Schwan­ger­schafts­ab­brüche, sondern auch um die Frage, wieweit Kinder ein Veto­recht in Bezug auf medi­zi­ni­sche Eingriffe haben, die an ihnen durch­ge­führt werden. Für Leah steht dabei fest: Mein Körper gehört mir, und nicht meinen Eltern!“

Thomas-Knoll-Biermann

 

Wann ist ein Nein“ auch wirk­lich ein Nein“?

Das Thema Selbst­be­stim­mung umfasst aber nicht nur Schwan­ger­schafts­ab­brüche oder medi­zi­ni­sche Eingriffe. Es geht auch um sexua­li­sierte Gewalt und Consent. Die Teilnehmer*innen erzählen von ihren Erfah­rungen mit Catcal­ling und Beläs­ti­gung, sowie von der Macht­lo­sig­keit, die Betrof­fene empfinden. Was auffällt: Bei diesem emotio­nalen und persön­li­chen Thema ist die Gesprächs­at­mo­sphäre beson­ders respekt­voll und wert­schät­zend. Es war eine gesunde Art von Emotio­na­lität, die auch sach­lich genug war, dass wir in unserer Diskus­sion weiter­kommen“, sagt Finn. Im Voraus habe er befürchtet, dass die Debatte unsach­lich werden könnte – zu seiner eigenen Über­ra­schung waren seine Sorgen aber unbe­gründet.

Woran erkennt man sexu­ellen Consent? Eine Frage, die auch den Gesetz­geber beschäf­tigt: Seit 2016 gilt in Deutsch­land das Prinzip Nein heißt Nein“. Wird also klar kommu­ni­ziert, dass eine*r der Partner*innen nicht mit sexu­ellen Hand­lungen einver­standen ist, gilt dies als Verge­wal­ti­gung. Für die Teilnehmer*innen steht auch die Frage im Vorder­grund, woran man eine entschei­dungs­fä­hige Person erkennt. Sie einigen sich schließ­lich darauf: Frei entscheiden kann nur, wer nicht unter Drogen- oder Alko­hol­ein­fluss steht und sich in keinerlei Macht­ge­fälle befindet.

Am Ende von zwei Tagen inten­sivem Austausch stehen schließ­lich die Empfeh­lungen, die die Arbeits­gruppe My body my choice – (sexu­elle) Selbst­be­stim­mung geht uns alle an!“ erar­beitet hat. Die Teilnehmer*innen fordern unter anderem kosten­losen Zugang zu Verhü­tungs- und Mens­trua­ti­ons­ar­ti­keln, mehr Diver­sität in Lehr­plänen und einen Ausbau von Schutz­räumen für trans* Personen. Dazu außerdem vor allem eines: Aufklä­rung für junge Menschen über das, was sie und ihre Körper unmit­telbar betrifft. Ich kann verstehen, dass man bei manchen Dingen vorher Hilfe oder Erklä­rung braucht“, sagt Leah. Aufklä­rung ist für sie aber der Schlüssel zu mehr Selbst­be­stim­mung von jungen Menschen, denn: Dann kann niemand mehr sagen, dass wir zu jung und uner­fahren sind, um mitzu­be­stimmen. Wir sind die Zukunft, und wir sollten von Anfang an lernen, ein selbst­be­stimmtes Leben zu führen.“

Thomas-Knoll-Biermann


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