Klein­partei: Tier­schutz­partei

Datum
23. September 2017
Autor*in
Clara List
Thema
#poBTW17
Aktion vor dem Brandenburger Tor. Foto: Privat

Aktion vor dem Brandenburger Tor. Foto: Privat

In Deutsch­land gibt es mehr als vierzig Parteien. Ein paar der klei­neren Parteien hat sich die politikorange-Redak­tion näher Ange­schaut. Die Tier­schutz­partei setzt sich für Mensch, Tier und Umwelt ein und hat 1.300 Mitglieder. Clara List hat sich mit Artur Kalka, Co-Vorsit­zenden des Landes­ver­bandes Berlin, unter­halten. 

aktion vor dem brandenburger tor

Tierschutzpartei bei einer Aktion vor dem Brandenburger Tor. Foto: Privat

Im Wahl­pro­gramm der Tier­schutz­partei stehen Forde­rungen wie das Aufnehmen des Tier­schutzes ins Grund­ge­setz, die Abschaf­fung der Massen­tier­hal­tung, Refor­mie­rung der Hartz IV Gesetze und sozi­al­ge­rech­tere Steu­er­re­formen. Viel Zuspruch bekamen sie bei der letzten Bundes­tags­wahl nicht, die Partei erzielte nur 0,3 Prozent. Dieses Jahr hofft die Partei auf ein höheres Ergebnis.

Auf die Frage, warum man bei einer Partei aktiv sein sollte, die es voraus­sicht­lich 2017 nicht den in den Bundestag schafft, hat Artur Kalka, Co-Vorsit­zender der Tier­schutz­partei des Landes­ver­bandes Berlin, eine klare Antwort: Die Bundes­tags­wahl ist ein Zwischen­schritt um die Tier­schutz­partei bekannter zu machen.“ Es geht darum präsent zu sein, auf sich aufmerksam zu machen und den Leuten im Gedächtnis zu bleiben. Unser Ziel ist der Einzug in den Landtag. Wir hoffen auf die klei­neren Bundes­länder, beispiels­weise Berlin. Alle erfolg­rei­chen Parteien haben in Deutsch­land zuerst den Einzug in die Landes­par­la­mente geschafft“, erklärt Kalka.

Gegen mili­tä­ri­sche Auslands­ein­sätze

Das Wahl­pro­gramm der Tier­schutz­partei ist nicht nur auf Tier­po­litik begrenzt, es umfasst Themen wie den Klima­schutz, finan­zier­bare soziale Gerech­tig­keit und Währung der Menschen­rechte. Doch ist die Partei gegen Auslands­ein­sätze der Bundes­wehr, so steht es im Wahl- und Grund­satz­pro­gramm. Kalka bemerkt dazu jedoch, dass es sich um ein kontro­verses Thema handelt, zu dem natür­lich auch eine wesent­liche Minder­heit in unserer Partei eine andere Meinung hat“.

Im Allge­meinen sieht sich die Tier­schutz­partei als eine Partei, welche am Gemein­wohl orien­tiert ist und sich der Frage stellt, wo das größte menschen­be­zogen Leiden in Deutsch­land ist und wie man das Tier­leiden verrin­gern kann. Diese Ausrich­tung war ausschlag­ge­bend für Kalkas Eintritt in die Tier­schutz­partei, welche 1993 in Bonn gegründet wurde. Bis 2005 war der jetzige Vorsit­zende des Landes­ver­bandes Berlin bei den Grünen aktiv. Während der Bundes­re­gie­rung mit grüner Betei­li­gung in den Jahren von 1998 bis 2005 wurde Kalka bewusst, dass eine grüne Regie­rungs­be­tei­li­gung keine erheb­li­chen Fort­schritte bezüg­lich des Tier­lei­dens in Deutsch­land erreicht. Kurzer­hand trat er der Tier­schutz­partei bei.

Fünf-Prozent-Hürde ist verfas­sungs­widrig“

Eine Koali­ti­ons­bil­dung kann sich Kalka mit den Grünen gut vorstellen. Auch eine gemein­same Regie­rung mit der CDU, SPD oder den Linken würde er nicht ausschließen. Jedoch bleibt dafür die Vorraus­set­zung, dass sie es dieses Mal in den Bundestag schaffen, was die Prognosen noch nicht erwarten lassen. Entschei­dend ist, ob man als klei­nere Partei die Knack­punkte im Koali­ti­ons­ver­trag durch­setzen kann“, erklärt er. Die Fünf-Prozent-Hürde sieht er als verfas­sungs­widrig an, seiner Meinung nach sollte sie abge­schafft werden, da die Inno­va­tion durch eine Viel­falt von Parteien im Bundestag größer wäre. Da es im Euro­par­la­ment keine fünf Prozent Hürde mehr gibt, hat die Tier­schutz­partei dort einen Sitz. Kalka betrachtet dies nicht als einen Durch­bruch, viel mehr verweist er auf den Einzug in den Landtag als Ziel.

Dennoch gibt die Partei die Hoff­nung nicht auf, dass sie die fünf Prozent Hürde eines Tages über­winden werden. Die Tier­schutz­partei hat Ziele, welche sie errei­chen möchte. Schritt für Schritt. Es sind junge und alte Leute glei­cher­maßen, die sich aktiv in der Partei enga­gieren. Knapp hundert Mitglieder hat der Landes­ver­band Berlin. Fast alle aktiven Mitglieder sind ausschließ­lich Vege­ta­rier und Veganer. Anders ist es von einer Partei, die sich für den Tier­schutz einsetzt auch nicht zu erwarten. Dennoch möchten die Tier­schutz­partei den Menschen ihren nach­hal­tigen Lebens­stil nicht aufzwingen, auch wenn Vege­traismus im Wahl­pro­gramm steht. Es geht um die zukunfts­wei­sende Förde­rung von Vega­nismus und Vege­ta­rismus“, erklärt Kalka. Ob die Partei damit Erfolg haben wird, zeigt sich kommenden Sonntag.


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