Jugend­forum – Frei­räume, Parti­zi­pa­tion … und was eigent­lich?

Datum
31. August 2014
Autor*in
Claudia Hammermüller
Thema
#Jugendforum Stadtentwicklung 2014
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Seit gestern disku­tieren 21 Jugend­liche aus ganz Deutsch­land im Jugend­forum Stadt­ent­wick­lung in Potsdam. poli­ti­ko­range ist live dabei – und erkun­digte sich bei Archi­tekt und Mitor­ga­ni­sator Sebas­tian Schlecht, 41, vom JAS e.V., über Frei­räume, Parti­zi­pa­tion und darüber, was das Jugend­forum eigent­lich ist?

Sebas­tian: Das Jugend­forum versteht sich als Exper­tenrat, der jugend­liche Belange vertritt und das Minis­te­rium dahin­ge­hend berät.

Wie kam es dazu?

Das erste Forum fand 2011 statt. Davor haben wir mit JAS selbst einmal am Forschungs­pro­gramm Jugend­liche im Stadt­quar­tier“ teil­ge­nommen und 2009 ein großes Jugend­Stadt­Labor, Young Cities Now, veran­staltet. 2010 fand in Berlin schließ­lich der Kongress Real­stadt statt, auf dem der dama­lige Staat­s­e­kretär des Baumi­nis­te­riums das jugend­liche Plenum mit ihren Ideen ins Minis­te­rium einlud – damit es nicht nur verschie­dene Berichte, sondern einen direkten Kontakt gibt. Wir von JAS e.V. wurden gebeten, das Forum auszu­richten. Das klappte gut, mitt­ler­weile gibt es die sechste Auflage. Und die Veran­stal­tung ist größer geworden. Früher wurden nur Jugend­liche aus den Modell­vor­haben des Minis­te­riums einge­laden, heute sind es auch jugend­liche Experten aus anderen Projekten.

Mitma­chen klingt immer gut. Aber funk­tio­niert das durch das Jugend­forum?

Wir können nicht bean­spru­chen, dass unsere Ideen eins zu eins über­nommen werden, aber sie fließen in die Förder­pro­gramme mit ein. Für das Minis­te­rium sind diese Programme ein Expe­ri­men­tier­feld, um Möglich­keiten der jugend­ge­rechten Stadt­ent­wick­lung auszu­loten. Das Jugend­forum fungiert als Beirat. Einen Vorschlag, den das Forum im letzten Jahr machte und der berück­sich­tigt wurde, ist die länger­fris­tige Unter­stüt­zung von damit nach­hal­ti­geren Projekten. Bisher liefen die Förder­reihen jeweils nur ein Jahr. Damit entwi­ckelten sich selten Projekte, diewie­derrum in der Lage waren, eigen­stän­dige Projekte zu initi­ieren. Wie Keim­linge einer Pflanze.

In diesem Jahr liegt der Schwer­punkt des Jugend­fo­rums auf urbanen Frei­räumen. Können Frei­räume über­haupt frei sein?

Frei­heit defi­niert sich über die Möglich­keiten, Bedürf­nisse und Anfor­de­rungen, die man an Räume hat. Sie ist dann erfüllt, wenn die Möglich­keiten vorhanden sind. Wo keine Wünsche sind, braucht man auch keine Möglich­keiten. Durch Jugend­liche werden oft neue Wünsche formu­liert und entdeckt, dass Möglich­keiten fehlen. Jugend­liche sind eine Inno­va­ti­ons­in­stanz in unserer Gesell­schaft. Sie probieren Dinge aus. Ein einfa­ches Beispiel ist die Park­bank, auf der man ganz normal sitzen kann – oder auf deren Lehne, mit den Füßen auf der ursprüng­li­chen Sitz­fläche. Oder Skate­boarden und für den Stadt­sport Parcour trai­nieren. Eine ganz neue Nutzungs­mög­lich­keit ist die des Grill­rosts. Die Funk­tion dieser Bank defi­niert sich nicht nur durch die Tradi­tion und bestehende Meinung, sondern auch durch die an sie bestehende Ansprüche. Es gibt mitt­ler­weile bewusst für beispiels­weise Skate­boarder konzi­pierte Stadt­möbel. Eine Bank ist nicht eine Bank nach der Idee des Herstel­lers, sondern sie defi­niert sich durch die Nutzung.

Was sind Frei­räume für euch als Orga­ni­sa­toren?

Frei­räume sind für uns mehr als Grün­räume. Es sind sämt­liche nicht bebaute Räume einer Stadt. Speziell der öffent­liche Raum ist für alle da, wobei natür­lich auch Konflikte entstehen. Das ist ein span­nendes Thema, denn öffent­liche Räume sind weitest­ge­hend Räume, die von Bund, Land und Kommunen gestaltet werden können. Wenn diese Akteure wissen, welche Bedürf­nisse die Jugend hat, können sie besser darauf eingehen. Denn Jugend­liche haben bei der Aushand­lung oft einen schlechten Stand und treffen mit ihren Inter­essen verstärkt auf Unver­ständnis.

Und warum einen Blog zum Forum?

Bisher gab es nur die interne Doku­men­ta­tion und Forschungs­be­richte des Minis­te­riums. Wir haben über­legt, wie wir das Forum öffent­lich­keits­wirk­samer begleiten und bekannter machen können. Das ist auch ein Problem: Das Jugend­forum zur Stadt­ent­wick­lung ist nach außen hin nicht wirk­lich sichtbar.


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