Die PARTEI nach der Wieder­ho­lungs­wahl

Datum
14. Februar 2023
Autor*in
Laurenz William Cushion
Themen
#AGHW23 #Politik
Die PARTEI

Die PARTEI

Symbolbild Wahlkampf Die Partei (Berlin-Wahl 2023) Foto: Jugendpresse Deutschland e.V./ Saad Yaghi
Während Martin Sonne­born mit Sarah Wagen­knecht und Tino Chrup­alla in den Frieden zieht, beginnt der Wahl­kampf für die Vorsit­zende des Landes­ver­bands der PARTEI Berlin Marie Vux Geissler wohl erneut.

Wir wählen bis das Ergebnis stimmt!“ Das ist das Motto der Partei die PARTEI, seit sie gegen die letzte Wahl in Berlin Wider­spruch erhoben hat. Die Sati­re­partei die PARTEI erreichte am Sonntag 1,4 Prozent. In Fried­richs­hain-Kreuz­berg sogar fast das Doppelte. Sie nennt sich auch, anders als beispiels­weise Volt, wo auf neue“ Partei bestanden wird, eine popu­lis­ti­sche, schmie­rige Kleinst­partei. Wir sind bour­geois, elitär und amora­lisch.“ Wie aber ist die PARTEI mit den Schwie­rig­keiten, die Klein­par­teien im Zuge der Wieder­ho­lungs­wahl konfron­tieren mussten, umge­gangen und wie wird die durch die PARTEI einge­klagte Wieder­ho­lungs­wahl bewertet?

Die PARTEI

Marie Vux Geissler und Martin Sonneborn. Foto: die PARTEI/ Richard Lucchesi

Marie Vux Geissler, Vorsit­zende des Landes­ver­bands der PARTEI Berlin, ist manchmal schlecht zu hören, wenn die Slot­ma­schine hinter ihr von einem der Stamm­gäste der Kneipe Flie­gen­pils“ bedient wird. Die Bar ist einer der Orte in denen Orts­ver­bände der PARTEI ihre monat­li­chen Stamm­ti­sche orga­ni­sieren. Eine Wahl­party konnte man hier am Sonntag jedoch nicht besu­chen, diese hatte schon eine Woche vor der Wahl statt­ge­funden. Anwe­send ist auch Partei­vor­sit­zender Martin Sonne­born, der sich die gewon­nene Zeit zunutze machte, um unter den 69 Erstunterzeichner*innen des Mani­fest für den Frieden“ aufzu­tau­chen. Die von Sarah Wagen­knecht und Alice Schwarzer begon­nene Peti­tion wurde später auch von AfD-Vorsit­zenden Tino Chrup­alla unter­zeichnet und geteilt.

Der Landes­ver­band Rhein­land-Pfalz hatte sich von Sonne­borns Entschei­dung deut­lich distan­ziert. Marie antwortet lächelnd zur Posi­tion des Berliner Landes­ver­bandes gefragt wird: Martin hat 1a Poli­tik­ar­beit geleistet. Er hat sich, wie das üblich ist in der Politik, mit Leuten einge­lassen, die frag­würdig sind. Aber im Endef­fekt hat er jetzt nichts groß­artig Schlimmes gemacht.“ Sie würde das jetzt mit einer gewissen Art von Entspan­nung sehen. Pazi­fismus an sich sei ja keine zu verur­tei­lende Grund­ein­stel­lung: Wie man den errei­chen will, ist ein Durch­ein­ander von Meinungen, die so nichts mit einer mora­li­schen Deutungs­ho­heit zu tun haben und genau so eine Meinung hat er auch und formu­liert er auch und soll er ja dürfen.“

Ansonsten sehe sie auch keine Notwen­dig­keit dafür, sich für die Unter­schriften von einem über 50-jährigem Mann zu recht­fer­tigen, der schon ein biss­chen zu lange in der Politik mitmacht. Was Sonne­born mit seinem EU-Mandat mache, sei ihm über­lassen. Jedes Mandat, das die PARTEI nicht habe, sei ein Mandat, das die PARTEI nicht habe. Ähnli­ches gelte für die Wahl­ver­luste der SPD, aller­dings mit Unter­stel­lung: Ich frag mich, ob das nicht geplant war. Ich hatte das Gefühl, dass der Wahl­kampf der SPD absicht­lich inhaltslos war.“ Die einzige Partei, die der PARTEI auf der Straße in Sachen Inhalte wirk­lich Konkur­renz gemacht habe, sei die Partei für schul­me­di­zi­ni­sche Verjün­gungs­for­schung gewesen. Ob da nun Koali­ti­ons­ge­spräche anstehen? Wir haben auch Stimmen bei uns in der Partei, die eine Koali­tion mit der Partei für schul­me­di­zi­ni­sche Verjün­gungs­for­schung fordern. Wir sind da noch im inner­par­tei­li­chen Verhand­lungs­pro­zess“, sagt Marie.

Grund­sätz­lich lehnt Marie Koali­tionen aber ab. Sie würden zu oft in Vertrau­ens­brü­chen gegen­über den Wähler*innen der koalie­renden Parteien enden und zu takti­schem Wählen zwingen. Ihre Kritiken sind mit aber auch ohne humor­volle Kompo­nente gehalt­voll und aufschluss­reich. Dabei hebt sie hervor, dass die Wahl einer Klein­partei keine verschenkte Stimme“ sei und spricht von Pola­ri­sie­rung und einer Entkopp­lung von klas­si­schen Parteien und der Gesell­schaft. Sie plädiert für eine diver­sere Partei­en­land­schaft und eine damit einher­ge­hende struk­tu­relle Verän­de­rung der Macht­ver­hält­nisse.

Manchmal muss die rote Krawatte aber auch wieder ange­zogen werden. Die Frage nach ihrer Präfe­renz zu einer Regie­rungs­ko­ali­tionen für Berlin beant­wortet sie mit hoher Geschwin­dig­keit: Ich fänd sone Koali­tion aus der Partei der Sorben, der Partei für schul­me­di­zi­ni­sche Verjün­gungs­for­schung und der Urbanen eigent­lich ganz ok. Damit kann man glaub ich arbeiten.“ Laut Marie habe die Urbane einen klaren Regie­rungs­auf­trag in Berlin gekriegt und könnten diese Koali­tion gerne anführen. Gefragt nach Rolle und Aussichten einer Sati­re­partei in Krisen­jahren noch als Wahl­mög­lich­keit wahr­ge­nommen zu werden, folgt eine Reak­tion im bekannten Stil: Ja die Konse­quenzen sehen wir ja jetzt – die FDP ist raus­ge­flogen. Damit ist die einzige Spaß­partei aus dem Parla­ment raus.“

Auch die finan­zi­elle Situa­tion, bedingt durch die Wieder­ho­lungs­wahl, bedarf etwas Aufschwung – Ja, WE’RE BROKE…“, gibt Marie zu. Trotzdem bleibt der Ausblick auf die 2024 statt­fin­dende Euro­pa­wahl offen. Keine Ahnung, müssen wir gucken was Martin noch so alles unter­schreibt“, sagt die Vorsit­zende des Landes­ver­bands.


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