Das kann man doch schnell ändern, das mit den Gurken!“

Datum
13. Mai 2019
Autor*in
Isabel Knippel
Thema
#JPT19
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Foto: Jugendpresse Deutschland/Annkathrin Weis

Die Fridays for Future“-Demonstrationen brachten Klima­wandel und Umwelt­schutz einmal mehr auf die Tages­ord­nung. Unter den Teil­neh­menden der #JPT19 gab es großen Gesprächs­be­darf – aber ging es auch um die wirk­li­chen Probleme? Über Forde­rungen, Ausreden und Enga­ge­ment berichtet Isabel Knippel.

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Zustimmung, aber auch Ablehnung erfuhren die Aussagen der Referenten. Foto: Annkathrin Weis

Es läuft nicht gut fürs Klima. Es gibt Regionen, die nicht mehr bewohnbar sein werden, wenn die Tempe­ra­turen so sehr ansteigen“, sagte Thomas Loew von Scien­tists for Future“ direkt am Anfang des Forums Today for Future – Zukunft 2030“. Mit wenigen Bildern und Grafiken stellte er die Folgen der Umwelt­ver­schmut­zung dar und macht deut­lich, dass drin­gender Hand­lungs­be­darf besteht. Einge­laden zum zweiten Forum am Samstag der Jugend­po­li­tiktag, waren Thomas Weber vom Verbrau­cher­schutz­mi­nis­te­rium, Ingrid-Gabriela Hoven vom Entwick­lungs­mi­nis­te­rium (BMZ), Dirk Meyer vom Umwelt­mi­nis­te­rium und Dr. Klaus Heider vom Land­wirt­schafts­mi­nis­te­rium. In ihren Plädoyers zu Beginn, stützen sich die vier Herren und die einzige Dame vor allem auf inter­na­tio­nale Befunde und Ziele für nach­hal­tige Entwick­lung. Insbe­son­dere der Globale Süden solle beim Klima umsat­teln. Doch auch der Einzelne kann etwas tun. Das Publikum hat viele inter­es­sante Ideen: Bewusste Ernäh­rung, Bambus­zahn­bürsten oder mehr Fahrrad fahren. Trotzdem sei ihnen wichtig, glaub­würdig zu bleiben. Es sei falsch, stolz auf die vegane Ernäh­rung zu sein und gleich­zeitig mit dem Diesel­auto durch die Gegend zu fahren – darin ist sich die Gruppe einig. Jedes Indi­vi­duum habe die Macht, für sich selbst etwas zu verän­dern. Bei bestimmten Dingen könne man aber auch mit Politik einwirken.

Wir alle tragen Verant­wor­tung!

Diese Aussage regte Gesprächs­be­darf unter den Teil­neh­menden an: Warum wird Herstel­lern im Umgang mit Lebens­mit­teln so viel Verant­wor­tung über­lassen? Einge­schweißte Gurken gehörten abge­schafft. Staaten wie Kenia, Uganda und Ruanda leben es bereits vor: Ein Plas­tik­tüten-Verbot ist möglich. Bei der Vieh­zucht hingegen gingen die Meinungen ausein­ander. Einer­seits wird die bewusste Ernäh­rung vieler Menschen in Deutsch­land gelobt. Ande­rer­seits macht das Plenum deut­lich, dass wir alle verant­wort­lich für Abhol­zung von Regen­wäl­dern, für mehr Vieh­zucht und den über­mä­ßigen Soja­anbau sind.

Einer, der sich dafür enga­giert, dass im Klima­schutz mehr getan wird, ist Thomas Loew von den Scien­tists for Future“, der anfangs für den thema­ti­schen Input verant­wort­lich war. Durch seiner Erfah­rung aus der Wissen­schafts-Branche, bemerkte der BWLer, dass Politik und Forschung sich immer weiter vonein­ander entfernten. Nur einer der Gründe, warum er sich Scien­tists for Future“ anschloss. Hier hat Loew die Möglich­keit mit Poli­ti­ke­rinnen und Poli­ti­kern zu reden und auf diese einzu­wirken.

Er ist über­zeugt, dass die Bewe­gung jetzt schon etwas verän­dert hat: Nämlich Debatten ange­stoßen – auf der Straße sowie im Bundestag. Viele Forschende von Scien­tists for Future“ sind in engem Kontakt mit Poli­ti­ke­rinnen und Poli­ti­kern. Das sei aber nicht genug: Nach­hal­tige Themen müssten auch von der Gesell­schaft fokus­siert werden. Trotzdem könne man Politik und Wirt­schaft nicht per se verur­teilen. Für Thomas Koch ist jedoch klar, dass Fehler in der Wirt­schaft gemacht wurden und auch einige poli­ti­sche Entschei­dungen infrage gestellt werden müssen.

Disku­tiert wurde viel – doch auch über das Rich­tige? Am Ende der Veran­stal­tung scheint eine Teil­neh­mende enttäuscht. Ich höre hier die ganze Zeit, dass wir etwas verän­dern müssen, und dann reden wir über Plastik an den Gurken. Das kann man doch schnell ändern, das mit den Gurken, oder nicht? Für mich geht es um die größeren Dinge“.


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