Jungen Menschen eine Stimme geben“

Datum
14. Mai 2019
Autor*in
Carolin Schneider
Thema
#JPT19
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Foto: Jugendpresse Deutschland/Annkathrin Weis

Welche Hinder­nisse es in der Jugend­be­tei­li­gung gibt und wie man sie aus dem Weg räumen kann, besprach Carolin Schneider mit Jugend­re­fe­rent Tino Höfert vom Greifs­walder Stadt­ju­gend­ring.

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Tino Höfert als Jugendreferent bei den Jugendpolitiktagen 2019 Foto: Annkathrin Weis

Politik muss sich verän­dern“, fordert Tino Höfert, wenn es um Jugend­be­tei­li­gung geht. Um diese Aussage besser verstehen zu können, muss man AG-Leiter Höfert näher kennen­lernen. Höfert kommt aus Greifs­wald in Meck­len­burg-Vorpom­mern. Menschen aus diesem Teil Deutsch­lands wird in der Regel eine gewisse Schweig­sam­keit nach­ge­sagt. Er hingegen spricht schnell und beginnt Sätze häufig noch einmal neu, um seine Gedanken zu ordnen. Verständ­lich, geht es doch um sein Herzens­an­liegen“: die Jugend­be­tei­li­gung. Was ihn dafür quali­fi­ziert, ist sein lang­jäh­riges Enga­ge­ment in diesem Bereich: Höfert beginnt 2008 ehren­amt­lich sehr viel für Jugend­me­dien zu arbeiten. Danach studiert er Politik- und Erzie­hungs­wis­sen­schaften in Berlin und Rostock, heute ist er jugend­po­li­ti­scher Koor­di­nator des Stadt­ju­gend­rings Greifs­wald. Das ist so ein Job, den gibt‘s eigent­lich in der Bezeich­nung nirgendwo anders“, erklärt er. Er ist zuständig für den Land­kreis Vorpom­mern-Greifs­wald, der eine Fläche von 4000 Quadrat­ki­lo­me­tern umfasst und damit etwa andert­halb Mal so groß ist wie das Saar­land. In diesem Einzugs­ge­biet, wo es mehr Kühe als Jugend­liche gibt, betreibt Höfert Lobby­ismus für Jugend­ar­beit.

Jugend­ar­beit muss unter­stützt werden!

Aber warum braucht die Jugend über­haupt Lobby­isten? Jugend­ar­beit ist unter­fi­nan­ziert, Jugend­ar­beit muss sich immer wieder recht­fer­tigen“ beklagt er. Förde­rungen sind häufig zeit­lich befristet und an Projekte gebunden. Zudem gibt es zwar Gesetze, welche die Kommunen dazu verpflichten, Jugend­ar­beit zu unter­stützen. Aller­dings wird nirgendwo präzi­siert, wie genau so etwas zu erfolgen hat. Insti­tu­tionen wie zum Beispiel Jugend­ringe dienen dazu, dass alle in der Jugend­ar­beit tätigen Orga­ni­sa­tionen diese Rechte für sich gemeinsam einfor­dern können.

Gemeinden vernetzen“, Struk­turen schaffen“ – diese Schlag­worte fallen immer wieder. Für Höfert sind die Jugend­po­li­tik­tage eben­falls genau so eine Vernet­zungs­ak­tion. Es ist ein Dialog­an­gebot für inter­es­sierte Jugend­liche, aber wir sind ja nicht die, die dann letzt­lich Entschei­dungen treffen.“ Die Begrün­dung liegt für ihn natür­lich ganz klar darin, dass die Teil­neh­menden nicht demo­kra­tisch legi­ti­miert wurden. Deswegen muss aus seiner Sicht eine tatsäch­lich wirk­same Jugend­po­litik ganz­heit­li­cher sein. Man kann nicht einer­seits sagen‚ wir wollen Jugend­liche mitreden lassen und an anderen Stellen Gelder kürzen, zum Beispiel in der Jugend­för­de­rung.“

Gebt Jugend­li­chen eine Chance“

Seine Idee von einer wirk­lich fairen Jugend­be­tei­li­gung lautet: Nimm Jugend­liche von Anfang an mit und gib ihnen eine Chance. “ Ein wünschens­werter Anfang wären für ihn zum Beispiel verbind­liche Jugend­be­tei­li­gungs­struk­turen, zumin­dest auf kommu­naler Ebene. Aber das sind nur seine persön­li­chen Utopien. In seiner Arbeit beim Stadt­ju­gend­ring und bei den Jugend­po­li­tik­tagen begreift Höfert sich als Mode­rator, der die Betrof­fenen“, wie er sie nennt, also die Jugend­li­chen unter­stützt, aber sie trotzdem ihre eigenen Entschei­dungen treffen lässt.

Ich bin jetzt nicht mehr die Ziel­gruppe“, sagt Höfert. Das ist richtig. Mit 30 Jahren ist Höfert genau drei Jahre zu alt, um Teil­neh­mender der Jugend­po­li­tik­tage zu sein. Raus ist er deswegen noch lange nicht. Viel­mehr wird er sich auch weiterhin zu Wort melden, wenn es um Jugend und Jugend­be­tei­li­gung geht. Schließ­lich will er etwas in der Politik verän­dern.


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