Alltags­ras­sismus präsenter denn je

Datum
24. März 2019
Autor*in
Evindar Gürel
Thema
#EWLako19
Filmposter: Ich gehe immer Leise

Filmposter: Ich gehe immer Leise

Filmposter von "Ich gehe immer Leise"

Wie tief Alltags­ras­sismus in den Struk­turen der Gesell­schaft verwur­zelt ist, zeigt der Film Ich gehe immer leise“, der auf der Eine-Welt-Konfe­renz ausge­strahlt wurde. Unsere Autorin Evindar Gürel beschäf­tigte sich mit der Frage, wie man dem entgegen wirken kann.

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Serge Palasie beim Workshop auf der Eine Welt Konferenz. / Foto: Konstantin Baur

Alltags­ras­sismus ist kein ange­nehmes – aber notwen­diges Thema. Deshalb wurde es auch im dem Work­shop Erfah­rungen und das Enga­ge­ment gegen Alltags­ras­sismus“ auf der Eine-Welt-Konfe­renz in Münster ausführ­lich thema­ti­siert. Der Film Ich gehe immer leise“ von Dr. Keith Hamaimbo, Refe­rent des Welt­haus Biele­feld, leitet des Work­shop ein. In dem Film erzählen verschie­dene Personen entweder von ihren persön­li­chen Erfah­rungen mit Alltags­ras­sismus oder versu­chen diesen wissen­schaft­lich zu erläu­tern. Eine junge Frau sagt, dass sie kein Mitleid, sondern den Menschen die Augen öffnen möchte, weil Rassismus immer noch exis­tiere. Der Rassismus-Experte Austen Peter-Brandt sagt, dass Rassismus verschie­dene Formen annehmen könne, wie zum Beispiel Anti­se­mi­tismus oder Anti­zi­ga­nismus. Außerdem geht er davon aus, dass Rassismus ein Konstrukt sei, das Weiß­sein zu einem Privileg macht und den Weißen Macht verleiht. Die Prot­ago­nisten im Film erzählen außerdem von ihren Schwie­rig­keiten keine Wohnung finden, weil sie einen Akzent haben, nicht in einen Club kommen, weil sie keine Stamm­gäste“ sind, oder gefragt werden, wo sie herkämen, obwohl Deutsch­land ihre Heimat ist.

Wir müssen weiter­reden, solange es Wörter gibt“

Wir müssen weiter­reden, solange es Wörter gibt“, sagt Dr. Mai-Anh Boger, Expertin zu den Themen Diskri­mi­nie­rung, Rassismus und Migra­tion, zum Ende des Films. Damit meint sie, dass man konti­nu­ier­lich Aufklä­rungs­ar­beit in Schulen und Vereinen leisten sollte, um mit Stereo­typen zu brechen. Das könne zum Beispiel durch die Abbil­dung schwarzer Kinder in Schul- oder Kinder­bü­chern erreicht werden. Boger sagt, dass Kinder schon in der frühen Erzie­hung auf Alltags­ras­sismus vorbe­reitet werden sollten, weil sie in der jetzigen Gesell­schaft schnell mit Vorur­teilen und Rassismus in Kontakt kämen.

Nach dem Film setzt der Refe­rent des Eine Welt Netz Serge Palasie in seinen Impuls­vor­trag das Thema Alltags­ras­sismus in histo­ri­schen und sozio­lo­gi­schen Kontext. Ähnlich wie Peter-Brandt er geht davon aus, dass moderner Rassismus ein Konstrukt ist, das sich mit der Zeit in gesell­schaft­li­chen Struktur fixierte. Mit Beispielen aus der Geschichte, wie jene des Königs Mansa Musa, der im 14. Jahr­hun­dert als reichster Mann seiner Zeit galt, verdeut­licht er, dass das Bild von Afrika sich erst in den letzten fünf Jahr­hun­derten änderte. Dies kam mit dem trans­at­lan­ti­schen Drei­ecks­handel, also dem Waren­handel zwischen Europa, Afrika und Amerika und dem Skla­ven­handel zustande. Der Konti­nent wurde durch den Drei­ecks­handel und die Kolo­ni­al­zeit syste­ma­tisch ausge­beutet. Diese Zeiten änderten das Bild von Afrika nach­haltig und verstärken noch heute den Rassismus gegen Menschen afri­ka­ni­scher Abstam­mung.

Große Heraus­for­de­rungen

Wir müssen uns von der Idee eines ethnisch homo­genen Natio­nal­staaten verab­schieden eine neue Aner­ken­nungs- und Erin­ne­rungs­kultur schaffen, die Viel­falt groß­schreibt“, schlägt Serge Palasie vor, um diese Umstände zu ändern. Das sind große Heraus­for­de­rungen, derer sich Politik und Zivil­ge­sell­schaft in Zukunft annehmen müssen.


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