Wie sieht unsere Zukunft aus? – Die Zukunfts­Tour in Bremen

Datum
30. Juni 2015
Autor*in
Melanie Lal
Thema
#ZukunftsTour 2016
Politikarena_Melanie-Lal_1

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Leben wir in Zukunft noch auf der Erde oder sind die Folgen des Klima­wan­dels, der Ausbeu­tung unseres Planeten zu stark für die Mensch­heit? Die Zukunfts­Tour gibt Anreize für Nach­hal­tig­keit. Am 25. Juni war der Auftakt der Veran­stal­tungs­reihe in Bremen. poli­ti­ko­range-Redak­teurin Melanie Lal war für euch dabei.

Nach dem fran­zö­si­schen Philo­so­phen Claude Lefort ist die Beson­der­heit der Demo­kratie, dass ihr geschicht­li­cher Ablauf nicht vorbe­stimmt ist. Wir Menschen können demnach durch unsere Taten und unser Verhalten den Geschichts­ver­lauf verän­dern. Und unsere Welt braucht Verän­de­rung: Die Würde des Menschen und die allge­meinen Menschen­rechte müssen auch global gesi­chert werden.

Die Erde ist unsere Lebens­grund­lage, wir sollten sie bewahren und nach­haltig nutzen. Deswegen braucht Wirt­schafts­wachstum die Verknüp­fung mit der Nach­hal­tig­keit. Frieden und Sicher­heit sollten unsere Ziele werden. Wir haben die Pflicht, Glau­bens- und Reli­gi­ons­frei­heit und kultu­relle Viel­falt zu respek­tieren und zu schützen. Das neue Wissen der Technik, des Inter­nets, der Digi­ta­li­sie­rung sollte zum trans­for­ma­tiven Wandel genutzt werden. Globale Part­ner­schaften müssen geknüpft, Freund­schaften aufge­baut werden. Diese Hand­lungs­felder sind elemen­tare Inhalte der Zukunfts­charta.

Der Hinter­grund

Im September diesen Jahres soll in New York bei einem Treffen der Vereinten Nationen Ziele für nach­hal­tige Entwick­lung verab­schiedet werden. Diesen sollen von den Indus­trie­län­dern mit unter­zeichnet werden, also auch von Deutsch­land. In Vorbe­rei­tung darauf star­tete das Bundes­mi­nis­te­rium wirt­schaft­liche Zusam­men­ar­beit und Entwick­lung (BMZ) und der Bundes­ent­wick­lungs­mi­nister Gerd Müller den Dialog­pro­zess Zukunfts­charta EINEWELT – Unsere Verant­wor­tung“. In dieser Charta sind Ziele in Anleh­nung an das geplante Treffen in New York fest­ge­halten.

Jetzt geht die Zukunfts­charta auf Zukunfts­Tour, denn jeden geht die Umwelt etwas an. Der Dialog soll in die Bundes­länder getragen werden. Am 25. Juni war in Bremen der Auftakt, und zusammen mit der Charta tourt auch Mitin­itiator Müller durch jedes Bundes­land.

Die Poli­ti­k­arena im Bremer Rathaus

Der Höhe­punkt der Zukunfts­Tour in Bremen war die Poli­ti­k­arena“, eine Podi­ums­dis­kus­sion im Bremer Rathaus, die für alle Bremer Bürger*innen offen war. Auf dem Podium disku­tierten Gertraud Gauer-Süß (Geschäfts­füh­rerin vom Bremer Infor­ma­ti­ons­zen­trum für Menschen­rechte und Entwick­lung), Otto Lamotte (Geschäfts­führer der Henry Lamotte Oils GmbH), Fritz A. Grobien (Imme­diate Past Presi­dent der Bremer Baum­woll­börse), Chris­tian Bruns (Leiter der Euro­pa­ab­tei­lung im Bremer Rathaus) und der Bundes­ent­wick­lungs­mi­nister Gerd Müller dabei. Mode­riert wurde die Diskus­sion von Frank Capellan (Deutsch­land­radio).

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Ist der Anzug, den sie tragen aus nach­hal­tiger Textil­pro­duk­tion?“

Das war die erste Frage, die Müller beant­worten musste (und bejahte). Grobien merkte an, dass ein Auskommen mit der Baum­woll­pro­duk­tion gewähr­leistet sein muss“. Die Balance zwischen wirt­schaft­li­chem Erfolg und Nach­hal­tig­keit sei also von exis­ten­ti­eller Bedeu­tung, auch für die Baum­woll­plan­tagen selbst. Für Müller liegt der Schlüssel für einen fairen Handel in globalen Part­ner­schaften: Ich wünsche mir, dass jede Stadt, jede Klinik eine Part­ner­schaft mit einer afri­ka­ni­schen Klinik schließt.“ Zudem müsse sicher­ge­stellt sein, dass das Geld, dass man zum Beispiel für eine Hose bezahle, auch am Ende der Kette ankommt. Jeder nehme sich ein Stück des großen runden Geld­stücks, die Verhält­nisse seinen meist jedoch nicht stimmig.

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Die Umwelt­siegel

Momentan gäbe es laut Gauer-Süß verschie­dene Stake­holder: Menschen in Entwick­lungs­län­dern, Regie­rungen und Firmen, die betroffen sein könnten und mitreden wollen. Sie befür­wor­tete die Idee der Bünd­nisse, zugleich müssten Nicht­re­gie­rungs­or­ga­ni­sa­tionen den Prozess begleiten. Leider sei der Nach­ha­lig­keits­ge­danke noch nicht voll­ständig beim Konsu­menten ange­kommen. Gerade bei jungen Menschen gäbe es noch viel Irri­ta­tion, wie die BIZ-Geschäfts­füh­rerin einwarf. Klare Pläne seien von Nöten, der Arbeits- und Gesund­heits­schutz brauche Verbes­se­rungen. Sie plädierte für mehr Trans­pa­renz und kriti­sierte Bio- und Fair­trade-Siegel. Der Verbrau­cher ist von den Siegeln über­for­dert“, so Gauer-Süß. Otto Lamotte dagegen ist von ihnen über­zeugt: Wir können uns auf die Siegel verlassen. Die Indus­trie ist auf einem guten Weg.“

Wahr­schein­lich haben beide etwas Recht, die fehlende Trans­pa­renz in Belangen der Umwelt­po­litik erschwert der Gesell­schaft jedoch die Orien­tie­rung im globa­li­sierten Konsum. Bundes­mi­nister Müller lobte die großen Lebens­mit­tel­kon­zerne, da sie bereits hohe frei­wil­lige Stan­dards einhielten. Einige Nicht­re­gie­rungs­or­ga­ni­sa­tionen und Aktivist*innen sehen das anders.

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Angebot und Nach­frage

Chris­tian Bruns, Leiter der Euro­pa­lei­tung, sprach sich eben­falls für die Trans­pa­renz und Sensi­bi­li­sie­rung der Öffent­lich­keit aus. Neben den Siegeln könnte es zum Beispiel ab nächsten Jahres einen Euro­pean Fair Trade Award“ geben. Dieser Gedanke gefiel allen Diskus­si­ons­gästen. Er gab zu bedenken, dass Angebot und Nach­frage auf dem Fair-Trade-Markt noch nicht funk­tio­nieren: Anbieter sagen, es gäbe zu wenig Nach­frage; die Konsu­menten beklagen das geringe Angebot.

Fazit

Die Werte für eine nach­hal­tige Politik kris­tal­li­sierten sich während der Diskus­sion klar heraus. Gleich­wohl wurden auch die Span­nungs­felder ange­spro­chen, beispiels­weise der Zusam­men­hang von Wirt­schafts­wachstum und fairem Handel oder die Proble­matik der Umwelt­siegel. Gesprächs­be­darf besteht weiterhin, gerade in Hinsicht auf die Einhal­tung der Abkommen. Es ist ein umwelt­be­wusstes Umdenken in Politik und Zivil­ge­sell­schaft erfor­der­lich. Diese Umdenken entsteht über einen trans­pa­renten, infor­ma­tiven Prozess. Die Zukunfts­Tour gibt dabei einen Anreiz und fördert den Dialog. Hoffent­lich nicht nur ein Tropfen auf dem heißen Stein.

Die nächsten Städte, in denen die Zukunfts­Tour Halt macht:

3. September 2015: Magde­burg 4. September 2015: Hamburg 16. September 2015: Potsdam


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