Was kann Wahl­kampf?

Datum
12. Mai 2022
Autor*in
Alexander Kloß und Lisa Beusch
Themen
#LTW_SH22 #Wahlen
Kamerateams und Mikrofone

Kamerateams und Mikrofone

Foto: Thomas Fries

Es wird plaka­tiert, geflyert, mit Blumen und Ballons um sich geschmissen – in der Liebe und im Wahl­kampf ist alles erlaubt. Die poli­ti­ko­range-Redak­tion hat den Endspurt zur Land­tags­wahl in Schleswig-Holstein hautnah miter­lebt.

Titelbild

 

Große Über­ra­schungen waren in den letzten Tagen vor der Wahl nicht mehr zu erwarten. Die Umfragen ließen einen klaren Sieg der CDU und ein Kopf-an-Kopf-Rennen der SPD und Grünen um den zweiten Platz vermuten. Daniel Günther, amtie­render Minis­ter­prä­si­dent und Spit­zen­kan­didat der Christdemokrat*innen, konnte es sich auf einem Polster aus komfor­ta­blen Beliebt­heits­werten gemüt­lich machen.

Doch natür­lich setzten seine Kontrahent*innen, Monika Heinold (Grüne) und Thomas Losse-Müller (SPD), zum Über­hol­ver­such an. Redak­teurin Antonia Tönnies beglei­tete Losse-Müller die letzten 48 Stunden vor dem histo­risch schlech­testen Wahl­er­gebnis der Sozi­al­de­mo­kraten. Lag es an den Inhalten?

Neben den Big Playern hat das nörd­lichste Bundes­land auch eine Eigen­heit in der poli­ti­schen Land­schaft zu bieten: Den Südschles­wig­schen Wähler­ver­band. Doch die lütte Partei der däni­schen Minder­heit ist gar nicht mehr so klein. Bei dieser Wahl war sie nicht einmal mehr auf die Ausnahme von der Fünf-Prozent-Hürde ange­wiesen. Starke 5,7 Prozent errang der SSW. In ihrem Artikel spürt Eileen Linke der Frage nach, wie es der Partei gelang, auch Nicht-Dän*innen von sich zu über­zeugen.

Aber ob groß oder klein, eines betreibt quasi ausnahmslos jede Partei: Wahl­kampf. Doch wie genau man den am besten orga­ni­siert, daran scheiden sich die Geister. Analog oder digital, bunt oder schwarz-weiß, mit Rosen oder Tulpen? Kristin Finke hat nach­ge­forscht, was den Stim­men­fang von heute auszeichnet und wie er abläuft. In ihrem Potrait der Grünen-Wahl­kampf­ma­na­gerin Patricia Nnadi gewährt sie außerdem Blicke hinter die Kulissen.

Wahl­ent­schei­dungen können durch viele Faktoren beein­flusst werden – von der Perso­nen­wahl bis zur medialen Bericht­erstat­tung spielen viel­fäl­tige Varia­blen in die Glei­chung, die ein Kreuz bei der einen oder doch der anderen Partei zum Ergebnis hat. Politikromantiker*innen glauben gar, dass auch die Inhalte eine Rolle spielen. Was ist da für mich drin? – Diese Frage sollten idea­ler­weise die Wahl­pro­gramme den Bürger*innen beant­worten. Content Crea­torin Johanna Brüg­ge­mann hat am 211-seitigen Wahl­pro­gramm der Grünen mitge­schrieben. Im Inter­view mit Yasmin Orouji erzählt sie, wieso, weshalb und warum.

Wenig über­zeu­gend fand Redak­teurin Mirjam Lichtner die program­ma­ti­schen Antworten der Parteien auf die Unter­re­prä­sen­ta­tion von weib­lich gele­senen Personen in den Diszi­plinen Mathe, Infor­matik, Natur­wis­sen­schaften und Technik – kurz MINT-Fächer. Sie meint: Es wird Zeit für ein neues Image! Dazu hat sie auch direkt ein paar Anre­gungen für die zukünf­tige Regie­rung in Schleswig-Holstein.

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Natür­lich sind auch am echten Norden‘ die Infla­ti­ons­sorgen der vergan­genen Monate und der Ukrai­ne­krieg nicht spurlos vorbei­ge­gangen und rückten deshalb in den Vorder­grund des Wahl­kampfes. Andere Themen, wie Klima- und Sozi­al­po­litik, blieben dabei ein wenig auf der Strecke. Grund genug für Charis Ann Gibson, sie mit zwei Repor­tagen zu Fridays for Future und dem Kieler Vineta­platz wieder ins Rampen­licht zu holen.

Nun ist es also geschafft. Der Wahltag brachte die Erkenntnis, dass Wahl­kampf wohl vor allem eins kann: Richtig gute Geschichten erzählen. Und während sich die Partei­mit­glieder auf den Wahl­partys entweder die Wunden leckten, oder mit dem neuen alten Minis­ter­prä­si­denten zu Heli­ko­pter 117 auf der Tanz­fläche abfei­erten, hielten Johanna Glinski und Thomas Fries weiter die Kamera drauf und fragten: Was ist das beste an der Wahl­party?


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