Stefan Eck: Für das eigene Gewissen und den Tier­schutz

Datum
04. September 2018
Autor*in
Skender Berisha
Thema
#EPjugendforum 2019
Stefan Eck

Stefan Eck

Foto: Sema Selin Tasci

Stefan Eck sitzt als partei­loser Abge­or­de­neter im Euro­päi­schen Parla­ment in der GUE/NGL-Frak­tion. Dort liegen ihm die Themen Umwelt und Tier­schutz insbe­son­dere am Herzen – kein Wunder, war er doch einst Vorsit­zender der Tier­schutz­partei. Mit Skender Berisha hat er über seine Arbeit gespro­chen.

Stefan Eck mit Skender Barisha

Stefan Eck stellte sich den Fragen von Skender Berisha.                             Foto: Sema Selin Tasci

Woher kommen Sie gerade?

Von zu Hause – hier aus Saar­brü­cken.

Hätte ja sein können, dass Sie noch unter­wegs waren?

Gestern! Da war ich noch im südli­chen Baden-Würt­tem­berg unter­wegs und habe dort noch ein biss­chen recher­chiert.

Wie ist es denn als Partei­loser im Euro­päi­schen Parla­ment zu arbeiten? Und was machen Sie dort genau?

Zuerst einmal: als Partei­loser zu arbeiten hat einen riesen­großen Vorteil, da man nicht an die Partei­po­litik gebunden ist und tatsäch­lich seinem Gewissen folgen kann. Es schreibt einem niemand etwas vor. Die Schwer­punkte meiner Arbeit sind: Tier­schutz, Umwelt­schutz, Menschen­rechte und Agrar­po­litik.

Sie waren früher Mitglied der Tier­schutz­partei, weswegen sind Sie dort ausge­treten?

In den ersten sechs Monaten, in denen ich in Brüssel tätig war, hatte ich natür­lich nicht die Zeit, mich um die Partei zu kümmern. Da ist es zu einer Recht­s­to­le­rie­rung gekommen und wie Sie viel­leicht wissen, ich bin nicht nur Tier­schützer, sondern auch Tier­rechtler. Das verträgt sich absolut nicht mit einer Recht­stol­leranz. Dann habe ich meine Kollegen in der Partei vor die Frage gestellt: Was ist Euch lieber? Mit dubiosen Rechten zusammen zu arbeiten oder mit mir?‘ Ich war ja immerhin sieben Jahre lang Partei­vor­sit­zender. Die Damen und Herren haben sich halt für die Rechten entschieden.

Sie sind ja auch der Einzige, der aus der Tier­schutz­partei ins Euro­päi­sche Parla­ment gekommen ist.

Richtig.

Wie oft wird im Euro­päi­schen Parla­ment getagt?

Irgend­etwas wird immer getagt. Ich bin in etli­chen Ausschüssen. Ich bin stell­ver­tre­tendes Mitglied im Agrar­aus­schuss und stell­ver­tre­tendes Mitglied im FAM Ausschuss sowie Voll­mit­glied im Umwelt­aus­schuss. Jede Woche finden Tagungen und Sitzungen statt. Zusätz­lich bin ich in der China­del­e­ga­tion und der Asien­de­le­ga­tion in der Nord- und Südko­rea­de­le­ga­tion, also es läuft andau­ernd etwas. Eine stän­dige Hetzerei von einem Sitzungs­saal in den anderen.
Stefan Eck mit Skender Berisha

Belebtes Gespräch - wenn Stefan Eck von seinen Recherchefahrten erzählt, wird es oft emotional. Foto: Sema Selin Tasci

Das klingt nach einer Menge Arbeit?

Ich arbeite pro Tag zwischen zwölf und 14 Stunden. Von den vier Wochen­enden im Monat, sind im Schnitt zwei belegt für Demons­tra­tionen oder Recherche. Als wir zum Beispiel vor drei Wochen in Kroa­tien und Slowe­nien waren, das war eine haarige Sache. Ich bin momentan Shadow-Reporter bei einem Imple­men­tie­rungs­be­richt für Lebend­tier­trans­porte. die nicht den EU-Regeln entspricht und dennoch nichts dagegen unter­nommen wird.
Es ist bekannt, dass die Tier­trans­porte nicht in Über­ein­stim­mung mit den euro­päi­schen Rege­lungen statt­finden und unsere Kommis­sarin, die dafür zuständig ist, schickte vor unge­fähr acht Wochen ein Schreiben, in dem es hieß: Die Lebend­tier­trans­porte sind seiner Über­prü­fung nach zu 100 Prozent in Über­ein­stim­mung mit den EU regeln. Da hab ich mir gedacht, ich fahre mal dort hin. In einem Hafen von Slowe­nien habe ich selbst Tempe­ra­tur­mes­sungen an den LKWs vorge­nommen. Die Höchst­tem­pe­ratur, die nach EU Rege­lung einge­halten werden muss, wurde dabei nicht einge­halten. Die Tiere wurden dort mit über 40 Grad trans­por­tiert – erlaubt sind maximal 40.
Eine halbe Stunde später kam die Slowe­ni­sche Polizei und hat uns am arbeiten gehin­dert, hat gedroht uns zu inhaf­tieren und hat mir den Ausweis abge­nommen. Ich musste 200 Euro Strafe zahlen.
Es ging weiter nach Kroa­tien und was ich dort gesehen habe, wird ein Skandal werden.

Also die Polizei vor Ort weiß Bescheid, aber unter­nimmt nichts dagegen?

Ganz genau. Zwei Poli­zisten haben mir auch erzählt, dass sie dort die letzten zehn Jahre keinen einzigen Tier­trans­porter kontrol­liert haben. Wir sagten den Poli­zisten, dass sie dazu verpflichtet sind, diese Wagen zu kontrol­lieren. Deren Antwort war ein einfa­ches Nö‘.

Haben Sie Ideen, wie sie dagegen vorgehen können?

Ja, also Schat­ten­be­richt­erstatter vom NV Ausschuss für diesen Report und ich werde sowohl die Kommis­sarin als auch den NV-Ausschuss und den Agrar­aus­schuss mit diesem Video­ma­te­rial konfron­tieren. Da muss Abhilfe geschaffen werden. Da kamen Rinder aus Litauen, also 1800 Kilo­meter bis nach Slove­nien, dann mit dem Schiff aus Slowe­nien bis in den nahen Osten, um im Libanon oder Ägypten halal geschlachtet zu werden.

Welches Thema liegt Ihnen neben der Umwelt noch am meisten am Herzen?

Die Umwelt! Ich bin ich stolz drauf, dass es mir gelungen ist, dass das inter­na­tio­nale Queck­sil­ber­ab­kommen auf EU-Recht umge­schrieben werden musste. Es darf kein Amalgan mehr an Schwan­gere oder Kinder verab­reicht werden, das haben sie mir zu verdanken. Queck­silber gelangt in die Umwelt und ins Meer und im Endef­fekt durch Fisch zum Verbrau­cher. Es gibt Alter­na­tiven zum Amalgam. Wir müssen gucken, dass wir weg kommen von diesem Tonnen­ver­brauch an Amalgam.

Wir haben gehört, im Europa-Parla­ment gibt es drei Spitz­namen für Sie…

Das ist richtig. Mister Animal Well­fare‘, weil ich mich wirk­lich für Tiere einsetze. Red Rabbit‘, weil ich mich für Kanin­chen einsetzte. Es gibt nämlich keinerlei Gesetze zum Schutz von Kanin­chen. Weil mein Geset­zes­vor­schlag bei der zustän­digen Kommis­sarin nicht wirk­lich ange­kommen ist sagte ich ihm eins: Ich werde die Kanin­chen­firmen inner­halb der nächsten fünf Jahre in den Bank­rott treiben. Inner­halb von zehn Monaten verzeich­nete der Kanin­chen­sektor den größten Rück­gang in der Geschichte – 7,2 Prozent euro­pa­weit, in Italien 12 Prozent und Frank­reich 10 Prozent.

Das ist ein Erfolg – jetzt müssen Sie uns nur noch ihren dritten Spitz­namen verraten, denn bisher waren es nur zwei.

The living legend.

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