Massen­tier­hal­tung – #EPJu­gend­forum Stutt­gart disku­tiert

Datum
14. März 2019
Autor*in
Lara Sophie Matzke
Thema
#EPjugendforum 2019
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Wenn ich einmal groß bin werde ich ein Steak. Foto: Jonas Gebauer.

Massen­tier­hal­tung – ein unschein­bares Thema mit großen Auswir­kungen. Der Groß­teil des in Deutsch­land konsu­mierten Flei­sches stammt aus Massen­tier­hal­tung und wird oft zu billigen Preisen in Super­märkten und Discoun­tern verkauft. Beim #EPJu­gend­forum in Stutt­gart am 11. März beschäf­tigte sich der Ernäh­rungs­aus­schuss ausgiebig mit diesem Thema. Lara Sophie Matzke hat die Arbeit doku­men­tiert. 

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Angeregte Debatten gab es in den Ausschüssen beim #EPjugendforum. Foto: Sarah Kussinger

Zu Beginn stimmten die anwe­senden Schü­le­rinnen und Schüler ab, welche Themen disku­tiert werden sollten – Massen­tier­hal­tung gewann mit 23 Stimmen. Warum gibt es Massen­tier­hal­tung denn eigent­lich? Die Antwort fand sich schnell: Massen­konsum bestehe, da die Nach­frage hoch sei. Wer auf dem Markt nicht mithalten könne, könne selber nicht über­leben, dadurch seien die Preise so niedrig. Doch eigent­lich gäbe es genü­gend Gründe, warum Massen­tier­hal­tung als unzu­mutbar wahr­ge­nommen werde:

Die ethi­schen Gründe seien für viele Vege­ta­rie­rinnen und Vege­ta­rier wohl ein Haupt­grund. Die meisten halten es für unver­tretbar, Tiere durch schlechte Haltungs­be­din­gungen leiden zu lassen. Kein Platz zum Bewegen, Krank­heit oder sogar der Tod sind für die Nutz­tiere oft normal“, plädiert einer der Teil­neh­menden. Dazu kämen auch noch gesund­heit­liche Aspekte, die man drin­gend beachten müsse. Da die Tiere durch den geringen Platz nah beiein­ander seien, verbrei­teten sich Krank­heiten schnell. Mangelnde Hygiene trage dazu bei, dass die Tiere schnell krank würden. Diese könnten wiederum nicht verkauft werden, also würde dem Futter oft Anti­bio­tika beigesetzt, um den wirt­schaft­li­chen Kreis­lauf aufrecht zu erhalten. Das Problem hierbei sei, dass Menschen durch die häufige Aufnahme des Flei­sches resis­tent gegen Anti­bio­tika würden. So könnten viele mensch­liche Krank­heiten nicht mehr richtig behan­delt werden.

Massen­tier­hal­tung – viele Bedenken

Auch Umwelt­aspekte seien nicht zu unter­schätzen. Die vielen Tiere bräuchten, so die Disku­tan­tinnen und Disku­tanten, Ressourcen, die schneller verbraucht würden, als dass sie nach­wüchsen. Dadurch würden Tiere oft mit genma­ni­pu­lierten Nahrungs­mit­teln gefüt­tert. Der Ausschuss Ernäh­rung stellte sich der Lösung dieser Probleme. Es wurde über­legt, ob Aufklä­rung durch Infor­ma­tion etwas lösen könnte oder ob gesetz­liche Maßnahmen ergriffen werden müssten. Ideen zum Zugang zu den Infor­ma­tionen seien durch Lehr­kräfte, mehr Fokus im Unter­richt auf diese Themen oder sogar schon die Erwäh­nung im Kinder­garten. Einfache Infor­ma­tionen zu Haltung und Ernäh­rung direkt auf den Verpa­ckungen oder sogar die radi­kalen Schock­bilder“ seien hier eben­falls eine Hilfe. Bilder der Haltungs­weise der Tiere, abge­druckt auf Verpa­ckungen, würden sensi­bi­li­sieren. So würden viel­leicht mehr Menschen darüber nach­denken, welches Fleisch sie kaufen.

Die Idee der Schock­bilder“ erfreute sich großer Beliebt­heit im Ausschuss. Doch wie sieht es mit der Umsetz­bar­keit aus? Zu jedem Standort fahren und dort Fotos von den Verhält­nissen der Tiere zu machen sei zeit- und kost­spielig. Auch, warf einer der Teil­nehmer ein, bräuchte man Personal, das regel­mäßig die Tiere besuche und bei Verän­de­rungen neue Fotos anfer­tige. Diese neuen Fotos müssten dann auch wieder auf die Produkte gedruckt werden. Gerade das Personal fehle und scho­ckie­rende Fotos garan­tieren nicht, dass die Tiere gut behan­delt würden.

Im Ausschuss stellte sich die gesetz­liche Maßnahme für die Fest­le­gung eines Mindest­preises für Fleisch als die belieb­teste heraus – eine Garantie für artge­rechte Haltung und gesundes Futter für die Tiere. So oder durch eine Steu­er­erhö­hung würden die Tier­be­sitzer die Lebens­um­stände der Tiere verbes­sern, zum Beispiel eine Steuer von 19% oder ein gesamter Mindest­preis für jedes Fleisch­stück. Auch regel­mä­ßige Kontrollen seien eine Lösung. Ob alle Verbes­se­rungen und Kontrollen tatsäch­lich von der Preis­er­hö­hung bezahlbar wären, sei jedoch unklar. Ich finde, dass eine Preis­er­hö­hung nur zu weniger Konsum führt. Dies ist zwar eines unserer Ziele, aber nicht unser Fokus“, appel­liert Tobias, ein Teil­nehmer des #EPJu­gend­fo­rums, und sprach damit das Schluss­wort seiner Gruppe. Tatsäch­lich garan­tiere niemand, dass die Bauern das zusätz­liche Geld für die Verbes­se­rung der Lebens­um­stände ihrer Tiere nutzten.

Viele Ideen – Folgen unüber­schaubar

Nach der Grup­pen­dis­kus­sion stellte der Ausschuss Ernäh­rung“ seine Ideen im Plenum vor. Im Mittel­punkt standen dabei die Punkte Preis­er­hö­hung und Schock­bilder. Über­ra­schen­der­weise äußerte sich gerade der Ausschuss Umwelt“ kritisch dem gegen­über. Bedenken waren eine Erhö­hung der Müll­pro­duk­tion und die Frage, ob Anti­bio­tika doch positiv seien und nichts schlechtes, worauf der Ausschuss Umwelt“ jedoch einwandte: Anti­bio­tika sind schäd­lich!“. Auch einigten sich beide Ausschüsse auf die Frage, wie sich Menschen ernähren sollten. Der Ausschuss Ernäh­rung“ meinte, dass Fleisch kein wich­tiger Bestand­teil der Ernäh­rung sei. Die beiden anderen warfen dem Ausschuss Ernäh­rung“ vor, dass sie den Leuten damit verbieten würden, Fleisch zu essen. Daraufhin been­dete der Ernäh­rungs­aus­schuss seine Präsen­ta­tion mit: Wir verbieten Leuten nicht, Fleisch zu essen, wir verbieten Leuten unge­sund zu essen!“ Dennoch schien der Ausschuss wohl nicht zu über­zeugen: Die Mehr­heit stimmte dafür, aber dennoch gab es nur eine Diffe­renz von zwei Leuten. 23 Gegen­stimmen gab es zu diesen Ideen, gerade die Handels­gruppe schien mit dem Ernäh­rungs­aus­schuss nicht über­ein­zu­stimmen. Die zwar kleinste Gruppe, aber trotzdem eine hohe Anzahl mit 20 Leuten enthielt sich, darunter auch Mitglieder des Ausschusses für Ernäh­rung selbst. Insge­samt benö­tigen diese Ideen wohl noch etwas Ausar­bei­tung, aber ein erster Schritt ist getan.


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