Pres­se­frei­heit auch in Deutsch­land ein Thema

Datum
08. Oktober 2018
Autor*in
Samira El Hattab
Thema
#JMT18
2772016_1_articlefancybox_Josefa_Rachendorfer_und_Kai_Schmitzer_Zeit_campus

2772016_1_articlefancybox_Josefa_Rachendorfer_und_Kai_Schmitzer_Zeit_campus

Wie bewerten Medi­en­ma­chende sowie Sati­ri­ke­rinnen und Sati­riker die Pres­se­frei­heit in Deutsch­land? Das wollten Samira El Hattab und Jan Hendrik Blanke wissen – aller­dings sollten die Befragten dies in Gestik und Mimik ausdrü­cken.

Die Schul­tern werden hoch­ge­zogen, die Hände mit einer vagen Geste geschüt­telt, die Mund­winkel gehen kritisch nach oben. Wie steht es um die Pres­se­frei­heit in Deutsch­land? Diese Frage sollten Jour­na­listen und Jour­na­lis­tinnen bei den Jugend­me­di­en­tagen vor der Kamera beant­worten – aller­dings ohne Worte.

Oliver Tren­kamp, Text­chef bei Spiegel Online, verzieht das Gesicht nach­denk­lich, bevor er mit der rechten Hand eine vage Bewe­gung macht. Er über­legt noch einen Moment und entscheidet sich dann für einen nach oben gestreckten Daumen für die Pres­se­frei­heit. Vergli­chen mit Ländern wie etwa der Türkei, haben wir hier in Deutsch­land wirk­lich Glück“, sagt der Jour­na­list. Trotzdem, wirk­lich eindeutig ist Tren­kamps Gestik nicht.

Auf der Rang­liste der Pres­se­frei­heit, die jähr­lich von Reporter ohne Grenzen“ heraus­ge­geben wird, landete Deutsch­land jüngst auf Platz 15. Die inter­na­tio­nale Orga­ni­sa­tion kriti­siert Anfein­dungen und Gewalt gegen Jour­na­listen. Gemma Pörzgen, Mitbe­grün­derin von Reporter ohne Grenzen“ in Deutsch­land, unter­streicht dies. Sie fordert mehr Poli­zei­schutz für Presse bei schwie­rigen Arbeits­be­din­gungen, zum Beispiel während Groß­de­mons­tra­tionen. Neben den direkten Angriffen sei struk­tu­rell Infor­ma­ti­ons­zu­rück­hal­tung durch Behörden und öffent­liche Insti­tu­tionen ein Problem, sagt sie.

Getrof­fener Nerv

Auch Zeit Campus“-Redakteurin Josefa Rachen­dorfer und die Grafi­kerin Kai Schmitzer heben vage ihre Hände und schüt­teln sie. Einen Daumen nach oben geben sie der Pres­se­frei­heit in Deutsch­land nicht. Pres­se­frei­heit – so lala? In diesen Tenor stimmen auch Kai Gniffke, Chef­re­dak­teur bei ARD-aktuell, und der Hörfunk- und Fern­seh­mo­de­rator Philipp Walulis ein.

Die freie Jour­na­listin Tabea Grzeszyk geht noch weiter und formt mit ihren Händen einen Janus­kopf. Die grie­chi­sche Gott­heit mit zwei Gesich­tern, die in unter­schied­liche Rich­tungen schauen, steht für Zwie­späl­tig­keit. Tabea Grzeszyk ist Mitbe­grün­derin von host​writer​.org, das ist ein inter­na­tio­nales Recher­chen­etz­werk.

Pres­se­frei­heit bietet immer Gesprächs­stoff

Warum so mehr­deutig? Was ist los in Deutsch­land in Sachen Pres­se­frei­heit? Eine rich­tige Antwort können die Profis auch nicht geben. Am Format Inter­view ohne Worte“ liegt es nicht: Oliver Tren­kamp atmet laut­stark aus, als er die Frage hört. Es scheint eher die allge­meine Unsi­cher­heit zu sein, die momentan in ganz Deutsch­land zu spüren ist. Eines ist dabei sicher: Ein Thema ist Pres­se­frei­heit in Deutsch­land auf jeden Fall. Auch auf den Jugend­me­di­en­tagen 2018 wird immer wieder leiden­schaft­lich und besorgt über die Frei­heit der Presse disku­tiert. Damit haben die Orga­ni­sa­toren offenbar einen Nerv getroffen.

Drei Tage beschäf­tigten sich die Nach­wuchs­jour­na­listen und ‑jour­na­lis­tinnen unter dem Motto Bewegt(e) Grenzen“ mit dem Thema. Gerade ange­sichts der aktu­ellen Entwick­lung von Fake News oder Lügen­presse-Vorwürfen ist es für einen Medi­en­ver­band wichtig, sich mit Pres­se­frei­heit zu beschäf­tigen“, sagt Julian Kugoth, geschäfts­füh­render Vorstand der Jugend­presse Deutsch­land. Es wäre seltsam gewesen, hätten wir uns dieses Jahr nicht mit dem Thema beschäf­tigt“, betont er.

Dieser Beitrag entstand im Rahmen der Yalla Media Akademie, eine Koope­ra­tion zwischen der Jugend­presse Deutsch­land und dem Verein Eed be Eed (“Hand in Hand”) aus Berlin. Der Text erschien zuerst in der Print­aus­gabe des Weser-Kuriers.


Empfohlene Beiträge

Artikel

Es schmeckt mit Impro­vi­sa­tion

Katharina Petry