Poli­ti­sche Themen im Rampen­licht

Datum
08. Mai 2017
Autor*in
Thema
#JPT17
IMG_7177.jpg

IMG_7177.jpg

Manche greifen ans Mikro, andere nehmen den Stift in die Hand. Auf der Bühne, auf der Straße oder in den eigenen vier Wänden, Kunst hat keine Grenzen. Viele Jugend­liche sind künst­le­risch aktiv und verbinden sogar Kunst mit Politik: Und sie kreieren Erstaun­li­ches. poli­ti­ko­range berichtet über junge Menschen auf den #JPT17, die sich kreativ-poli­tisch ausdrü­cken.

IMG_6985

Politik und Theater: Bei den #JPT17 rücke die künstlerische Partizipation ins Rampenlicht.  Foto: Anna Rakhmanko

Alles wird neu und noch besser“ – so lautet das Motto von Theater X, einer Thea­ter­gruppe bestehend aus Berliner Jugend­li­chen, die seit 2008 exis­tiert. Der Name ist abge­leitet von Malcolm X, ein berühmter US-Bürger­rechtler aus den sech­ziger Jahren. Und genauso wie er scheuen sich die Schau­spie­le­rinnen und Schau­spieler nicht davor, offen über poli­ti­sche Themen vor vielen Menschen zu spre­chen.

Gegründet von der Initia­tive Grenzen-los! e.V., verfolgt das Theater-Team das Ziel, poli­ti­sche Bildungs­ar­beit zu leisten. Gerade für People of Color ist das Theater X entstanden. Es soll ihnen ermög­li­chen, sich kreativ zu entfalten und soziale Themen wie Rassismus auf der Bühne darzu­stellen.

Viel Raum für Poesie, Geschichten und Stand-Up Comedy

Temye Tesfu ist ein leiden­schaft­li­cher Poet. Zusammen mit anderen krea­tiven Köpfen grün­dete er im Februar 2017 die Lese­büh­nen­show paral­lel­ge­sell­schaft’, die jeden Monat im Keller in Neukölln statt­findet. Hier treten viele Talente auf, von Poetry und Musik bis hin zu Stand-Up Comedy. Es wird gesungen, gereimt und über verschie­dene poli­ti­sche Themen erzählt, die insbe­son­dere Jugend­liche betreffen. Humor­voll und künst­le­risch beweisen sie sich auch auf ihrer Face­book-Seite. Dort posten sie unter anderem auch Beiträge, wie beispiels­weise Comic-Videos, die lustig sind und gleich­zeitig die Menschen zum Nach­denken bringen.

Spuck auf Rechts – Rap als Kunst­form

Auch der Berliner Künstler Gigo Flow hält oft das Mikrofon in der Hand und rappt über Politik und die Jugend. Dabei waren seine Texte nicht immer poli­tisch orien­tiert. Zunächst habe er sich von anderen Rappe­rinnen und Rappern inspi­rieren lassen, so Gigo Flow. Dann entschied er sich, eben­falls zu rappen. Politik wurde aber erst nach einigen Jahren der Fokus seiner Songs.

Auf YouTube star­tete er 2012 eine Serie mit dem Namen Spuck auf Rechts’. Hier kommen verschie­dene Rappe­rinnen und Rapper zu Wort und reimen über Rechts­extre­mismus. Die Idee für das Projekt kam Gigo Flow nach den NSU Morden, die in den Jahren 2000 bis 2006 deutsch­land­weit verübt wurden. Opfer waren Klein­un­ter­nehmer mit Migra­ti­ons­hin­ter­grund.

Viele reden zwar mit, aber keiner geht den Grund suchen“, sagt er auf den Jugend­Po­li­tik­Tagen. Ziel sei es, anti­fa­schis­ti­schen Wider­stand zu leisten und die Probleme in der Gesell­schaft direkt anzu­spre­chen.

Nenbenbei arbeitet Gigo Flow auch mit Kindern und Jugend­li­chen. Er bietet ihnen Rap-Work­shops an und schreibt gemeinsam Texte mit ihnen. Er versucht aber auch über die Musik an die Probleme der Kids zu kommen.

Mut zur Krea­ti­vität! Aber wie?Die Gewin­ne­rinnen des Kunst­wett­be­werbs erzählen

Die Jugend­presse Deutsch­land veran­stal­tete ein Kunst­wett­be­werb, bei dem junge Menschen ihre Forde­rungen an die Gesell­schaft und ihre poli­ti­sche Meinung künst­le­risch umsetzen durften. Zwei Gewin­ne­rinnen unseres Wett­be­werbs besuchten uns am zweiten Tag der Jugend­Po­li­tik­Tage und stellten nochmal ihre Werke vor. Lina Erdmann (13) und Chris­tiane Seitz Muñoz (18) haben ihre poli­ti­sche Meinung durch Kunst verbild­licht.

Kuenstlerwettbewerb_AnnaRakhmanko (11)

Lina vor ihrer Zeichnung. Foto: Anna Rakhmanko

Linas Werk ist eine Zeich­nung von ihr und der EU-Land­karte und stellt ein sehr tief­grün­diges Argu­ment dar. Sie erzählt, dass sie damit zeigen möchte, dass jeder Mensch zu der EU gehört und sie bildet.

Die Lübe­ckerin sagt, dass sie zuerst Bedenken gehabt habe, ob sie mit 13 Jahren im Wett­be­werb mithalten könne. Sie sei aber froh und erleich­tert, dass sie den Schritt dennoch gewagt habe Lina möchte andere Jugend­liche dazu ermu­tigen, sich eben­falls kreativ-poli­tisch zu entfalten: Man muss immer auf das Herz hören und das tun, was man möchte und nicht das, was andere wollen“, so Lina.

Kuenstlerwettbewerb_AnnaRakhmanko (8) (1)

Christiane hat mit ihrer Kamera die Stille eingefangen. Foto: Anna Rakhmanko

Als Chris­tiane über den Wett­be­werb erfuhr, griff sie sofort nach ihrer Kamera. Sie erzählt, dass der Gedanke hinter ihrem Werk die Probleme der Jugend­li­chen seien. Wir sind eine sehr besorgte Jugend“, erklärt sie. Wir werden früher mit dem Leben konfron­tiert als die vorhe­rigen Gene­ra­tionen und haben manchmal psychi­sche Probleme, die nicht ernst genommen werden“. Laut ihr sei alles in dem Moment der Aufnahme ruhig und sorgenlos gewesen – ganz anders als im echten Leben.

Chris­tiane rät Jugend­li­chen, die sich eben­falls durch Kunst über poli­ti­sche Themen ausdrü­cken möchten, keine Angst zu haben: Die Welt steht uns offen. Ich werde es nicht bereuen, meine poli­ti­sche Meinung auf diese Weise gezeigt zu haben, wenn ich im Ster­be­bett liege“, so die 18-Jährige.

Sich kreativ-poli­tisch auszu­drü­cken mag nicht für jeden Jugend­li­chen einfach sein, aber die Jungen­d­Po­li­tik­Tage haben uns belehrt, dass es viele Wege gibt, sich zu entfalten.


Empfohlene Beiträge