Einem stummen Schrei endlich Gehör verschafft!

Datum
18. Mai 2017
Autor*in
Jonas Gebauer
Thema
#JPT17
170506_JPT17_Samstag_Lucas_Bäuml Fishbowl 3

170506_JPT17_Samstag_Lucas_Bäuml Fishbowl 3

Die Jugend­Po­li­tik­Tage schafften eines: Junge Menschen wurden zusammen gebracht, um über ihre Themen zu spre­chen. Drei Tage lang haben knapp 450 junge Menschen im Alter von 16 bis 27 Jahren disku­tiert, debat­tiert und einen regen Meinungs­aus­tausch betrieben. Ihre Frage: Was bewegt die Jugend eigent­lich und wie kann man ihre Situa­tion, sowie die der nach­fol­genden Gene­ra­tionen, entschei­dend verbes­sern. Die Jugend­Po­li­tik­Tage haben der Jugend einen Raum gegeben und: Das ist sehr gut so!

170505JPT17FreitagLucasBäuml 004

Die JugendPolitikTage schafften eines: Junge Menschen wurden zusammen gebracht, um über ihre Themen zu sprechen. Foto: Lucas Bäuml

Das ist doch alles Kalkül – bald ist schließ­lich Wahl­kampf!“ So oder auch so ähnlich lässt sich in einigen Ecken am Washing­ton­platz oder bei einem Bier nach der Veran­stal­tung Kritik der Teil­neh­menden vernehmen. Eine reine Juso-Veran­stal­tung“, wird zum Teil geschimpft. Zu erkennen sei dies vor allem an folgenden Punkten: Das Bundes­mi­nis­te­rium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend als poli­ti­sche Insti­tu­tion ist Veran­stalter (neben der Jugend­presse Deutsch­land!), Manuela Schwesig ist eine SPD-Poli­ti­kerin und vor allem sei bald auch wieder Wahl­kampf – in Ländern und im Bund. Natür­lich ist bald Wahl­kampf! In der Regel sogar alle vier Jahre und ganz oft dazwi­schen. Natür­lich handelt es sich bei einem Minis­te­rium um eine poli­ti­sche Insti­tu­tion. Aber: Politik soll sich auch kümmern und das hat genau dieses Minis­te­rium nun initi­iert. An der Spitze jedes Minis­te­riums steht eine Minis­terin oder ein Minister. Aktuell ist dies Manuela Schwesig (SPD), ab Herbst viel­leicht ein CDU-Mann oder eine FDP-Frau. Klingt zu banal?

Fest steht, dass sich die Zusam­men­set­zung der Teil­nehmer bei den Jugend­Po­li­tik­tagen durchaus kriti­sieren lässt. So waren es haupt­säch­lich Schü­le­rinnen und Schüler aus geho­benen Bildungs­kreisen, die entweder noch am Gymna­sium lernen oder dort ihr Abitur gemacht haben. Wo aber sind die rest­li­chen Schul­formen vertreten und wie reprä­sen­tativ kann eine solche Selek­tion sein? Gerade Schü­le­rinnen und Schüler an Real- und Haupt­schulen, Inte­grierten Schulen oder sons­tigen Formen wollen genau so an der poli­ti­schen Diskus­sion teil­haben und ihre Ideen mit einbringen – diese Chance sollte ihnen auch gegeben werden!

Fakt ist: Wenn man über Politik redet, geht das nur mit der Politik. Deshalb ist diese Kritik nur eine Rand­notiz einer Veran­stal­tung, die vor allem eines hervor­ge­bracht hat: Dialoge. Junge Menschen, die Arbei­tenden von morgen, haben die Chance erhalten, sich auszu­tau­schen. Wie läuft poli­ti­sche Bildung in Bayern, wie wird sie in Meck­len­burg-Vorpom­mern prak­ti­ziert? Wie können bundes­weite Stan­dards durch­ge­setzt werden? Ab 16 Jahren wollen alle wählen – mindes­tens. Da herrscht fast kompro­miss­lose Einig­keit. Was funk­tio­niert aktuell gut bei der Inklu­sion? Welche Heraus­for­de­rungen ergeben sich für die arbei­tende Gesell­schaft von morgen auf dem Arbeits­markt, welche Rolle spielt dabei die fort­schrei­tende digi­ta­li­sierte und globa­li­sierte Welt?

Diese Fragen können nur holz­schnitt­artig zeigen, worum es bei den Jugend­Po­li­tik­Tagen gehen sollte. Gleich­zeitig beant­worten sie damit aber auch, was in drei Tagen geleistet wurde: Junge Menschen in einen Dialog zu bringen. Damit wurde eine Grund­lage geschaffen. Inwie­fern diese nun Berück­sich­ti­gung in der Bundes­po­litik findet, bleibt abzu­warten. Schließ­lich sind Manuela Schwesig und ihr Minis­te­rium zwar für die Jugend zuständig, doch Themen wie Bildung oder Wahl­recht fallen zum Groß­teil in andere Ressorts. Doch dass es dort eine Verknüp­fung gibt, bestä­tigte Schwe­sigs parla­men­ta­ri­sche Staats­se­kre­tärin Caren Marks am Sonntag auf dem Abschluss­po­dium der Veran­stal­tung. In einem Inter­view mit poli­ti­ko­range gab sie an, dass mehr als die Hälfte der aufge­stellten Forde­rungen verwirk­licht werden können. Und glaubt man den Aussagen vom Refe­rats­leiter Rainer Wiebusch, so sollen diese Jugend­Po­li­tik­Tage nicht die ersten und letzten gewesen sein – eine Fort­set­zung, in welcher Form auch immer, scheint geplant zu sein.

So fuhren viele der Teil­neh­menden am Sonn­tag­nach­mittag wieder in ihre Heimaten. Sie tragen ihre Erkennt­nisse, Erfah­rungen und Ideen nun vom Washing­ton­platz, über den Berliner Haupt­bahnhof direkt bis in ihre Städte. Auch dort vor Ort wird das Inter­esse an den rele­vanten Themen groß sein und viele Forde­rungen Anklang finden.

Liebes Bundes­mi­nis­te­rium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend, Sie haben mit einer Frage – Was bewegt euch?“ – der Jugend eine Stimme gegeben, die an Laut­stärke nicht zu über­hören war. Machen Sie etwas damit! Auch Frau Barley und ihr Team ist von nun an gefor­dert! Denn die Stimme, sie wird noch lauter und am Ende wird sie schreien. 450 junge Menschen haben in Berlin gezeigt, was sie mit sich selbst, ihrer Gene­ra­tion und einem sich wandelnden Land vorhaben – jetzt gilt es, ihre Antworten spürbar poli­tisch umzu­setzen. Schließ­lich werden sie die nächsten Jahr­zehnte maßgeb­lich am Funk­tio­nieren des Staates betei­ligt sein, der mit den Jugend­Po­li­tik­Tagen ange­fangen hat, einen Schritt in die rich­tige Rich­tung zu gehen. Weiter so! Denn ansonsten würde sich diese Skepsis der Teil­neh­menden, ihre Stimme werde zwar gehört, aber dennoch nicht berück­sich­tigt, verwirk­li­chen und das liegt ja sicher nicht im Sinn aller Betei­ligten.


Empfohlene Beiträge