No Hate Speech – So können Hass­reden im Netz gestoppt werden

Datum
06. Mai 2017
Autor*in
Thema
#JPT17
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politikorange-Redakteurin Esra befragt Sami.

Hass ist keine Meinung – weder im realen Leben, noch im Internet. Dennoch sind Hass­kom­men­tare online sehr stark verbreitet. Wo liegt die Grenze zwischen Meinungs­frei­heit und Extre­mismus? Wie geht man mit Rassismus im Internet um? poli­ti­ko­range spricht mit Sami David Rauscher über das #NoHa­te­Speech­Mo­ve­ment.

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Unterwegs im Gehen oder Sitzen: Kommentare im Netz begleiten junge Menschen überall.                   Foto: Johannes Kolb

Igno­rieren ist Tole­rieren

Hass­kom­men­tare im Netz gab es schon immer. Trotzdem tauchen sie aktuell immer häufiger auf. Es ist ein durchaus präsentes Thema. Ich habe bemerkt, dass Angriffe im Internet sehr oft vorkommen, und das von den verschie­densten Seiten und Profilen“, erzählt Lukas (22), ein Teil­nehmer der Jugend­Po­li­tik­Tage. Einige Minuten Scrollen auf der Face­book-Time­line genügt schon, um hetzenden Kommen­taren und Posts zu begegnen, die die Nutzerin oder den Nutzer zum Grübeln bringen. Meis­tens sind sie an Menschen gerichtet, deren Haut­farbe, Glau­bens­rich­tung oder Herkunft sich von der Verfas­serin oder des Verfas­sers des Posts unter­scheiden. Aber wie reagieren, wenn man online rassis­ti­schen Sprü­chen begegnet?

Lukas erin­nert sich beson­ders an einen Face­book-Kommentar auf einer Hetz-Seite: Ich habe mich einmal dazu entschieden, einen Post zum Thema Frem­den­hass, der auf einer Face­book-Seite propa­giert wurde, zu teilen und zu wider­spre­chen. Im Gegenzug tut es auch dann echt gut, sich zu betei­ligen. Freunde haben mich ange­schrieben und dabei unter­stützt.“

Betei­ligen ist wichtig, denn Hetze setzt sich durch und wird tole­riert, solange niemand etwas dagegen sagt, so das Kompe­tenz­zen­trum für den Jugend­schutz im Internet (Jugend​schutz​.net). Dennoch fehlt vielen Menschen der Mut, sich gegen solche Kommen­tare stark zu machen. Dabei ist genau dieser Schritt wichtig, um gegen Hass­reden im Internet anzu­kämpfen.

Sami David Rauscher, Grün­dungs­mit­glied der Bewe­gung #NoHa­te­Speech­Mo­ve­ment, ermu­tigt Jugend­liche, über Rassismus online zu disku­tieren. Das Ziel des Projekts ist es, Menschen zusam­men­zu­bringen und gemeinsam Stra­te­gien gegen Hass im Netz zu entwi­ckeln. Dadurch sollen Personen, die von Hate Speech betroffen sind, unter­stützt werden. Doch bevor man eingreift ist es wichtig sich selbst zu schützen. Denn der Grund, Hetzer nicht zu melden, ist die Angst, erklärt Jugend​schutz​.net. Jugend­liche befürchten, dass sie im Netz nicht anonym bleiben, wenn sie gegen Hetzer ankämpfen. Sie möchten nicht in den Fokus solcher Gruppen geraten.

Samis Nach­richt lautet: Lasst euch nicht abschre­cken! Er schlägt Jugend­li­chen vor, erst einmal im klei­neren Kreis anzu­fangen. Zu Beginn geht es also darum, inner­halb des Freundes- und Verwand­ten­kreises zu disku­tieren. Manchmal ist es auch nur Unwissen, und da ist es nicht schlimm sich auszu­spre­chen und die Leute sind eher dankbar“, erklärt Sami und fährt fort, aber wenn es aller­dings beab­sich­tigt ist, muss es trotzdem disku­tiert werden. Dann hilft es nicht, wenn es stehen bleibt.“ Allein die eigenen Freun­dinnen und Freunde auf Face­book bestimmen, was man auf der eigenen Start­seite sieht. Die Time­line der Nutze­rinnen und Nutzer besteht aus Beiträgen, die Freun­dinnen und Freunde nicht nur posten, sondern auch liken, teilen oder kommen­tieren.

Humor oder Hass?

Doch bevor einge­griffen wird, stellt sich einem die Frage: Ist das jetzt eine Meinung oder schon eine Hass­pre­digt? Jugend​schutz​.net setzt sich dafür ein, Hate Speech auf sozialen Netz­werken aufzu­heben. Dies geschieht unter anderem durch konti­nu­ier­li­ches Moni­to­ring von Posts auf sozialen Netz­werken wie Twitter, Face­book oder Insta­gram. Tauchen unzu­läs­sige Inhalte auf, so werden Maßnahmen ergriffen, diese so schnell wie möglich aufzu­heben. Doch so einfach wie es klingt ist es leider nicht. Die Grenze zwischen dem recht­lich Erlaubten und dem mora­lisch Bedenk­li­chen ist oft sehr unklar defi­niert. Das Sympa­thi­sieren mit Adolf Hitler, das Verwenden des Haken­kreuzes oder die Verharm­lo­sung von dem Holo­caust illegal und Grund genug, den Post oder sogar das Profil der Nutzerin oder des Nutzers zu löschen. Jedoch sind die Grenzen zwischen Meinungs­frei­heit und Hass nicht immer deut­lich. Vieles kann als Satire oder schwarzer Humor gelten, oft kommt es auch auf den Hinter­grund oder den Kontext des Posts an.

Wie Hate Speech online auftaucht

Hetzende Menschen nutzen alle Möglich­keiten, die ihnen gegeben werden. Seien es Social Media Stra­te­gien oder aber auch alter­na­tive Quellen“ die ihnen unter anderem helfen, Falsch­mel­dungen zu verbreiten. So werden Nach­richten umge­schrieben oder aus rechts­extre­mis­ti­schen Zeitungen zitiert und gepostet. Das Ziel ist ganz klar: Gezielt zu lügen ‑Und das mithilfe von Begriffen und Hash­tags, die das Internet domi­nieren.

Was aber nur die wenigsten Hetze­rinnen und Hetzer wissen, ist die Tatsache, dass sie sich oftmals strafbar machen. So sind Begriffe wie Unter­men­schen“ gegen Geflüch­tete oder Migran­tinnen und Migranten illegal und gehören zur Volks­ver­het­zung.

Sich trauen, Maßnahmen ergreifen!

Meis­tens hilft es schon, die Polizei auf einen straf­baren Kommentar aufmerksam zu machen. Und das ist auch ganz einfach: sie an der entspre­chenden Stelle zu taggen! Die Polizei hat ein Social Media Team und sieht, wenn das passiert. So können Maßnahmen, wie beispiels­weise eine Anzeige oder eine Straf­ver­fol­gung, ganz schnell durch­ge­führt werden.

Man kann aber auch erstmal nur die Hass-Inhalte melden: An Hotlines oder Provider wie Notice and Take Down’ oder aber auch an Commu­ni­ties. Provider sollte man auf AGB-Verstöße aufmerksam machen, damit sie so schnell wie möglich gegen das Problem vorgehen können.

Und wenn nichts hilft, so Jugend​schutz​.net, ist es am besten, gemeinsam aktiv zu werden. Zusammen wider­spre­chen, argu­men­tieren oder auch eine Paten­schaft’ zu über­nehmen und Lösch­wett­be­werbe veran­stalten, es ist alles möglich. Bekommt man als außen­ste­hende Person mit, wie jemand von Hate Speech betroffen ist, sollte man natür­lich auch mit dem Betrof­fenen soli­da­ri­sieren und reden.

Ganz viele Leute lesen still, obwohl vieles nicht unkom­men­tiert bleiben sollte“, erklärt Sami der poli­ti­ko­range auf den Jugend­Po­li­tik­Tagen. Sein State­ment ist: Nicht auto­ma­tisch weiter scrollen. Nach­denken, tippen, zusammen agieren! Es ist von heute auf morgen zwar nicht möglich, Hate Speech im Internet zu stoppen, aber es ist notwendig, bereits heute den ersten Schritt zu machen.


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