Multi­kult für die Ohren

Datum
29. August 2015
Autor*in
Christina Braun
Thema
#Vielfalt im Journalismus 2015
Radio

Radio

Altes Radio Credit: blackwhite (jugendfotos.de)

Beim Radio multi​cult​.fm läuft einiges anders: Andere Themen, unter­schied­liche Spra­chen und ein hoher Wort­an­teil stehen hier auf dem Programm. Einer der Mode­ra­toren, Chadi Bahouth, gibt Einblicke in den Radio­sender im multi­kul­tu­rellen Berlin.

Wir wollen beim Zuhörer das Bewusst­sein verän­dern“, erzählt Chadi Bahouth. Chadi ist Mode­rator und Redak­teur bei multi​cult​.fm, einem kleinen Radio­sender im Berliner Bezirk Kreuz­berg. Was als Projekt in Wohn­zim­mern der Haupt­stadt begann, ist heute ein viel­fäl­tiges Radio­pro­gramm, das 24 Stunden am Tag gesendet wird. Das Studio befindet sich im zweiten Stock der Marhei­neke Markt­halle im Berg­mann-Kiez. Hinter dem Sender steht ein Team aus 60 bis 80 Mitarbeiter*innen. Viele haben, passend zum Namen des Senders, einen Migra­ti­ons­hin­ter­grund. Die Arbeit für multi​cult​.fm ist ehren­amt­lich. Chadi Bahouth erzählt, welche Moti­va­tion hinter dem Projekt steht und wie es Deutsch­land bunter machen kann:
Ich finde, dass es wichtig ist, dass mehr Menschen mit Migra­ti­ons­ge­schichte sichtbar werden. Sei es vor den Kameras, hinter den Mikro­fonen oder als Autoren in Print und Online. Denn eigent­lich geht es nicht darum, Deutsch­land bunter zu machen, es geht darum, Deutsch­lands Bunt­sein zu zeigen.

Chadi, Teil des multi­kul­tu­rellen Radio-Teams, hat paläs­ti­nen­si­sche und liba­ne­si­sche Wurzeln und ist über Umwege zum Jour­na­lismus gekommen. Im Vorstand der Neuen deut­schen Medi­en­ma­cher setzt er sich für mehr Viel­falt in den Medien ein und möchte vor allem den Stimmen von Journalisten*innen mit Migra­ti­ons­hin­ter­grund Gehör verschaffen.

Für ihn war schon immer klar: Sein Herz schlägt für das Radio, vor allem für die Mode­ra­tion. Am wohlsten fühlt sich Chadi hinter dem Mikro­phon und im Dialog. Radio ist für ihn ein leben­diges Medium. Nach einer cross­me­dialen Ausbil­dung mode­riert er nun unter anderem bei multi​cult​.fm. Der kleine Sender bot ihm die Gele­gen­heit durch seinem Enga­ge­ment mit eigenen Ideen auf Sendung zu gehen. Die bunte und viel­fäl­tige Redak­tion sowie das Ziel eine welt­of­fene Gesell­schaft zu fördern, moti­vieren ihn für multi​cult​.fm zu arbeiten.

Der nicht-kommer­zi­elle Radio­sender hat sich zum Ziel gesetzt verschie­dene Kulturen aufzu­zeigen. Es gehört zu unserer Philo­so­phie andere Spra­chen ebenso selbst­ver­ständ­lich im Programm zu haben wie die deut­sche Sprache“, erklärt Chadi. Gesendet wird nicht nur auf Deutsch, sondern auch auf Spanisch, Englisch, Fran­zö­sisch, Chine­sisch und Viet­na­me­sisch. Das Programm enthält Welt­musik und diverse Sprachbeiträge.Von Montag bis Freitag geht das Morgen­ma­gazin live on Air. Chadi sitzt dabei dreimal im Monat hinter dem Mikrofon. In einer seiner Sendungen war sein Inter­view­partner ein Geflüch­teter, der weniger gut Deutsch sprach als ange­kün­digt. In anderen Radio­sen­dern wäre das ein großes Problem, doch bei multi​cult​.fm ließe sich die Situa­tion anders lösen, sagt Chadi. Er über­setzte spontan für seine Hörer*innen. Das ist für ihn eine Stärke des Senders: Themen können inten­siver und unkon­ven­tio­neller verar­beitet werden.

Ein Beitrag von Chris­tina Braun und Julian Kugoth


Chadi bei der Arbeit?

Gibt es hier: Im Morgen­ma­gazin vom 24.06.2015 spricht er mit Mohammed Jouni von Jugend­li­chen ohne Grenzen, einer Orga­ni­sa­tion von jungen ehema­ligen und Noch-Flücht­lingen über die aktu­elle Flücht­lings-und Asyl­the­matik.

Wer bei multi​cult​.fm rein­hören möchte, sucht in Berlin die Frequenz 88,4 oder streamt aus dem Netz. Für junge Medienmacher*innen viel­leicht auch inter­es­sant: Radio multi​cult​.fm sucht immer wieder Praktikant*innen und versteht sich selbst als Mitmach­radio.


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