Leid­me­dien – Wie Medien Menschen an den Roll­stuhl fesseln

Datum
28. August 2015
Autor*in
Tatjana Tiefenthal
Thema
#Vielfalt im Journalismus 2015
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Die Sozi­al­helden wollen für soziale Probleme sensi­bi­li­sieren und zum Umdenken bewegen.

Die Sozi­al­helden wollen für soziale Probleme sensi­bi­li­sieren und zum Umdenken bewegen.

Bericht­erstat­tung auf Augen­höhe

Das zehn­köp­fige Team der Sozi­al­helden will mit verschie­denen Projekten auf soziale Probleme aufmerksam machen und Lösungen finden. Sie sind der Ansicht, dass die Gesell­schaft die Verant­wor­tung über­nehmen muss, für jede*n Zugang zu schaffen. Mit ihren Vorhaben setzen sie sich für eine gleich­be­rech­tigte Teil­habe aller ein und fördern Enga­ge­ment. Eines ihrer Projekte ist Leid​me​dien​.de. Das Portal bietet Tipps für die Bericht­erstat­tung über Menschen mit Behin­de­rung an. Diese werden in den Medien oft als leidend darge­stellt und in eine Mitleid erzeu­gende Opfer­rolle gezwängt. Erfolg­reiche Menschen mit Behin­de­rung werden hingegen oft als Helden postu­liert. Hier nehmen Sozi­al­helden eine andere Perspek­tive ein. Leid­me­dien setzt sich daher für eine Bericht­erstat­tung auf Augen­höhe ein und fordert dazu auf, darüber nach­zu­denken, ob ein Mensch oder eine Behin­de­rung darge­stellt werden möchte.

Sensi­bi­li­sie­rung durch Sprache

Ich sehe mich als Dienst­leister für Jour­na­listen“, beschreibt Sozi­al­held Andi Weiland seine Arbeit bei den Leid­me­dien und ergänzt: Denn wir mit Leid­me­dien werden erst einmal nichts verän­dern können.“ Dies müssten die Redakteur*innen in ihren Berichten selbst über­nehmen. Leid­me­dien nehme ledig­lich eine Vermitt­ler­rolle zwischen Menschen mit Behin­de­rung und Menschen, die über sie berichten, ein. Mit Vorträgen stellen Andi und die Sozi­al­helden vor, wie neutrale Bericht­erstat­tung über Menschen mit Behin­de­rung aussehen kann. Es soll eine Sensi­bi­li­sie­rung der Sprache statt­finden, sodass beispiels­weise anstatt leidet an“ lebt mit“ verwendet wird und Personen nicht mehr an den Roll­stuhl gefes­selt, sondern im Roll­stuhl unter­wegs sind.

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Das Team der Sozi­al­helden (Foto: Sozi­al­helden)

Auf soziale Probleme aufmerksam machen

Sozi­al­helden hat neben Leid­me­dien weitere Projekte ins Leben gerufen. Neben den Leid­me­dien unter anderem auch die wheelmap, in der die Barrie­re­frei­heit öffent­li­cher Orte bewertet werden kann. Ihr Ziel ist eine Gemein­schaft, in der es für alle Zugänge gibt. So zeigt beispiels­weise eine Studie des Deut­schen Gewerk­schafts­bundes, dass die Arbeits­lo­sen­quote bei Menschen mit Behin­de­rung doppelt so hoch wie bei Menschen ohne Behin­de­rung ist. Auf solche Probleme machen die Sozi­al­helden aufmerksam und versu­chen mit Projekten dagegen zu arbeiten.


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