KINO ASYL – Geflüch­tete präsen­tieren Filme aus ihrer Heimat

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KinoAsyl

Ameen Nasir und Ayham Bakkar kommen aus Syrien und sind zwei der Kura­toren beim Film­fes­tival KINO ASYL aus München. Auf dem Unicef-Youth­Fes­tival stellen sie das Projekt vor, zeigen einen ihrer Filme und erzählen im Inter­view mit unserer Repor­terin Alisa Sterkel von ihrer Moti­va­tion und ihren Erfah­rungen.

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Die zwei Kuratoren bei KinoAysl Ayham Bakker und Amen Nasir. Foto: Jugendpresse Deutschland / Alisa Sterkel

Nürn­berg, Frei­tag­abend, 21 Uhr. Der erste Tag des Unicef-Youth­Fes­ti­vals neigt sich dem Ende zu. Es gab Zeit zum Austausch, viel Stoff zum Nach­denken und die Vorstel­lung der Kandi­da­tinnen und Kandi­daten für den neu zu wählenden Juni­or­Beirat. Doch ans Bett will von den Jugend­li­chen noch niemand denken, denn auch das Abend­pro­gramm lockt mit viel­fäl­tigen Ange­boten: gemein­sames Yoga oder eine Jam Session, ein inter­ak­tives Rollen­spiel oder eine Einfüh­rung in die arabi­sche Sprache. Sogar Kino steht zur Auswahl. Aber natür­lich nicht irgendein Kino: Das Projekt KINO ASYL aus München ist zu Gast und präsen­tiert den Film Shake­speare in Zaatari“.

KINO ASYL bietet Geflüch­teten eine Platt­form

Das Film­fes­tival KINO ASYL fand 2015 zum ersten Mal in München statt. Das Beson­dere daran: Die Kura­to­rinnen und Kura­toren des Festi­vals sind Geflüch­tete, die ihre Herkunfts­länder aus Gründen wie Krieg oder Verfol­gung verlassen mussten und hier in Deutsch­land Asyl bean­tragt haben. Auf dem Festival zeigen sie dem Publikum Filme aus ihrer Heimat, die den Menschen ein Stück ihrer Iden­tität näher­bringen sollen. Mit Unter­stüt­zung von Fach­leuten kümmern sich die jungen Geflüch­teten dabei nicht nur um die Auswahl der Filme, sondern gege­be­nen­falls auch um ihre Über­set­zung und Unter­ti­telung sowie um die Werbung und das Rahmen­pro­gramm für das Festival. Wir haben die Gele­gen­heit genutzt, auf dem Youth-Festival mit den Kura­toren Ameen und Ayham ins Gespräch zu kommen:

Wie seid ihr zu dem Projekt Kino­Asyl gekommen?

Ameen: Ich habe es von einer Freundin empfohlen bekommen und fand die Idee direkt toll. Ayham: Ich habe tatsäch­lich das erste Mal im Radio davon gehört.

Was ist eure Moti­va­tion bei Kino­Asyl mitzu­ma­chen?

Ayham: Wir wollen den Menschen die aktu­elle Situa­tion in unserer Heimat zeigen. Das ist das einzige, was wir von hier aus für die Menschen dort tun können. Ameen: Seit ich in Deutsch­land bin, nutze ich immer jede Platt­form, um über Syrien zu reden. Ich finde es sehr wichtig, dass wir Syrer hier in Deutsch­land darüber reden, was in unserer Heimat passiert und warum wir hier sind. Und auch, dass der Krieg in Syrien auch Deutsch­land und die ganze Welt­ge­mein­schaft etwas angeht.

Das letzte Festival war im Dezember 2017. Wie viel Zeit habt ihr dafür inves­tiert?

Ayham: Wir Kura­toren treffen uns über das ganze Jahr verteilt so um die zwei Mal im Monat. Wir kochen mitein­ander, wir sitzen stun­den­lang zusammen und schauen uns Filme an, disku­tieren darüber und suchen gemeinsam aus, welche wir auf dem Festival zeigen wollen. In den letzten Monaten vor dem Festival wird es dann inten­siver. Da treffen wir uns einmal die Woche, um Mode­ra­tionen zu üben, den Festival-Trailer und die Flyer zu gestalten. Ameen: Gerade das gemein­same Kochen ist sehr schön, man fühlt sich wie in einer großen Familie.

Wie kommt das Projekt beim Publikum an?

Ayham: Wir bekommen eigent­lich ausschließ­lich posi­tives Feed­back. Klar kommen manchmal auch Menschen auf einen zu und wollen kontro­vers über den Film disku­tieren, aber das freut uns, denn dann können wir uns den Menschen im direkten Kontakt erklären.

Was war euer schönster Moment während des letzten Festi­vals?

Ameen: Das gesamte Projekt ist für mich ein High­light. Ich versuche immer, wenn ich neben meiner Arbeit Zeit habe, mich mit der Vorbe­rei­tung des Festi­vals zu beschäf­tigen. Es ist wirk­lich schön dabei zu sein! Auch wir lernen ganz viele verschie­dene Kulturen kennen. Denn es gibt auch Kura­toren aus Afgha­ni­stan oder aus verschie­denen afri­ka­ni­schen Ländern, die ihre Filme vorstellen. Ayham: So geht es mir auch. Ich liebe das ganze Festival! Einmal hat ein Film, den ich präsen­tiert habe zwei Menschen so berührt, dass sie nach dem Film fest entschlossen waren, sich zu enga­gieren. Das war ein tolles Gefühl!

Fühlt ihr euch durch die Arbeit bei dem Projekt hier in Deutsch­land besser inte­griert?

Ayham: Ja, auf jeden Fall! Wenn wir sehen, dass viele Menschen hier in Deutsch­land sich auch für unsere Kultur inter­es­sieren, dann sind wir wirk­lich moti­viert uns hier noch mehr zu inte­grieren, weil wir dann das Gefühl haben, dass wir im Mitein­ander leben können.

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