Kann man Entwick­lung messen?

Datum
25. November 2014
Autor*in
Nathalie Bockelt
Thema
#EINEWELT Zukunftsforum 2014
Zukunftscharta13

Zukunftscharta13

Es gibt viele Möglich­keiten, die Entwick­lungs­po­litik eines Landes zu bewerten. Neben der finan­zi­ellen Unter­stüt­zung unter­su­chen Exper­tInnen mitt­ler­weile auch Poli­tik­be­reiche wie Umwelt, Migra­tion und Sicher­heit. Jedoch haben alle Indizes ihre Stärken und Schwä­chen.

Finan­zi­elle Unter­stüt­zung als Maßstab

Wer die Qualität einer natio­nalen Entwick­lungs­po­litik bewerten möchte, schaut oftmals zuerst auf die geleis­tete finan­zi­elle Unter­stüt­zung. In den letzten Jahren haben sich für diesen Zweck beson­ders die Daten der Orga­ni­sa­tion für Entwick­lung und Zusam­men­ar­beit (OECD) etabliert.

Quelle: Statista (CC-BY-ND 3.0)

Demnach gibt die Bundes­re­gie­rung wie in den vergan­genen Jahren ledig­lich 0,38 Prozent des Brut­to­na­tio­nal­ein­kom­mens (BNE) für die Entwick­lungs­hilfe aus. Damit ist Deutsch­land bloß Mittelmaß – jedoch besteht auch bei den meisten anderen OECD-Staaten noch viel Luft nach oben. Die USA etwa sind seit Jahren für ihren nied­rigen Beitrag von nur rund 0,2 Prozent bekannt. Insge­samt verfehlen die meisten Staaten das gemeinsam verein­barte Ziel von 0,7 Prozent, welches bereits seit 1970 besteht.

Neue Indizes analy­sieren genauer

Viele Exper­tInnen argu­men­tieren seit Langem, dass die allei­nige Betrach­tung der finan­ziell geleis­teten Hilfe nicht mehr ausreicht. Zum einen ist oftmals nicht klar, in welche Projekte das Geld tatsäch­lich fließt. Zum anderen beein­flussen auch Poli­tik­be­reiche wie zum Beispiel Migra­tion in hohem Maße die Entwick­lung eines Landes. Diese werden in der OECD-Messung nicht berück­sich­tigt. Ein Index, der versucht diesen Miss­stand zu beheben, ist der Commit­ment to Deve­lo­p­ment Index (CDI) des ameri­ka­ni­schen Thinktanks Center for Global Deve­lo­p­ment (CGD). Dieser wird seit dem Jahr 2003 erhoben. Unter­sucht wird beispiels­weise, wie viele Flücht­lings­an­träge ein Staat akzep­tiert oder ob Handels­bar­rieren gegen andere Länder bestehen.

Auch die deut­sche Open Know­ledge Foun­da­tion (OKF) entwi­ckelt zurzeit ein Entwick­lungs­ba­ro­meter, welches auf den Indi­ka­toren des CDI basiert. Seit einem Jahr disku­tieren Vertre­te­rInnen verschie­dener NGOs, wie die bestehenden Inhalte des Tests verbes­sert werden können. Auch auf dem EINEWELT-Zukunfts­forum veran­stal­tete die OKF hierfür einen Work­shop. OKF-Leiterin Claudia Schweg­mann betonte, dass man möglichst viele Akteure in den Prozess mitein­be­ziehe: Wir wollen einen breiten Konsens in der Gesell­schaft errei­chen.“ Ab Februar 2015 sollen erste Ergeb­nisse online verfügbar sein. Exper­tInnen beider Orga­ni­sa­tionen hoffen, so ein diffe­ren­zier­teres Bild vom entwick­lungs­po­li­ti­schen Enga­ge­ment eines Landes zu erhalten.

Deutsch­land hat noch Verbes­se­rungs­be­darf

Germany_CDI

Eine Analyse der deutschen Entwicklungspolitik des Jahres 2013. © Center for Global Development // URL: http://www.cgdev.org/sites/default/files/archive/doc/CDI_2013/Country_13_Germany_EN.pdf

Deutsch­land ist nicht entwick­lungs­freund­lich“, erklärt Schweg­mann weiter. Allzu negativ sehen sollte man dies jedoch nicht. Zwar bleibt Deutsch­land auch in den neuen Indizes in vielen Aspekten hinter den Erwar­tungen zurück. Kriti­siert werden beispiels­weise die hohen Import­be­schrän­kungen im Agrar­be­reich. Im Vergleich zum OECD-Index schneidet die Bundes­re­pu­blik in den Messungen des CDI trotzdem wesent­lich besser ab. Positiv wirken sich etwa die große Anzahl akzep­tierter Flücht­linge sowie die Inves­ti­tionen in tech­no­lo­gi­sche Inno­va­tionen aus.


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