Ich bin Brücken­bauer“

Datum
27. Juni 2015
Autor*in
Sebastian Stachorra
Thema
#change agents 2015
Sascha-Mueller_Sebastian-Stachorra

Sascha-Mueller_Sebastian-Stachorra

Sascha Müller hat den Verein bridge-it! gegründet. Fragt man ihn, was er dort macht, sagt er: Ich bin Brücken­bauer. Für mich stehen die Projekte im Vorder­grund und nicht bridge-it!“ Grund genug, ihn einmal genauer zu fragen, was der Verein so macht.

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Sascha Müller, 41, hat bridge-it gegründet. - Foto: Sebastian Stachorra

Sascha, was ist bridge-it?

bridge-it! ist ein Verein, der Brücken bauen will zwischen Projekt­gruppen, die Part­ner­schaften mit dem Globalen Süden leben. Viele Gruppen agieren wie unter einer Käse­glocke und haben wenig Kontakt mit anderen. Span­nend wird es, wenn sie vonein­ander lernen.

Warum richtet sich der Verein an Jugend­liche? Die erwach­senen Betreuer*innen bleiben doch viel länger in einem Projekt.

Zum einen wollen wir das globale soziale Enga­ge­ment von Jugend­li­chen verste­tigen. Mitunter werden an der Schule viele AGs durch­pro­biert. Durch die Tagung wollen wir Jugend­li­chen in ihrem Enga­ge­ment der Entwick­lungs­zu­sam­men­ar­beit stärken – durch den gegen­sei­tigen Austausch. Wir finden es wichtig Schü­le­rinnen und Schüler zu vernetzen, gerade weil Lehr­kräfte so oft die Projekte leiten. Es ist schade, dass Projekte zusam­men­bre­chen, wenn diese Personen aufhören.

Was schätzt du an Jugend­li­chen, die sich enga­gieren?

Ich schätze an Menschen, wenn sie anfangen wollen, etwas zu bewegen. Das ist am Anfang immer auch etwas unbe­holfen. Man fängt an und merkt, linksrum ist Dickicht und man muss andersrum laufen. Das alles zu erkunden ist mühselig, aber sich auf den Weg zu machen – das finde ich span­nend und bewun­dere ich.

Wieviel Zeit und Energie sollte man in sein Enga­ge­ment inves­tieren?

Für mich ist die Haltung entschei­dend. Mir ist wichtig, dass ich mein gesamtes Handeln reflek­tiere. Das bedeutet, nicht drei Stunden etwas Gutes zu tun und den Rest des Tages ein System zu stärken, das den Zustand stabi­li­siert, sondern auch die anderen Stunden zu reflek­tieren.

Wer kann etwas bewegen?

Das kann jeder. Ich finde es span­nend, wenn Menschen sagen: Ich habe da etwas begriffen und will anfangen. Das kann sein, indem man einmal im Monat fair einkauft und merkt, dass sich das gut anfühlt. Später kauft man dann öfter. So fängt man an, sich zu bewegen. Egal, wo jemand im Status quo steht – beweg dich! Dann können wir alle zusammen etwas verän­dern.

Was haben Projekte gemeinsam, die du beson­ders toll findest?

Das ist der gegen­sei­tige Austausch, auf den wir auch beim bridge-it! Award beson­ders achten. Das bedeutet, dass man nicht nur etwas geben will, sondern auch etwas mitnimmt. Alle nehmen etwas mit! Alle Enga­gierten, die ich kenne, haben durch ihre Arbeit eine Menge gelernt. Das ist auch ein Nehmen. Wenn Mensch sein Denken reflek­tiert und das arti­ku­lieren kann und in Alltags­han­deln umsetzt – das finde ich beson­ders span­nend.

Wie wichtig ist es, dass die Projekt­gruppen sich persön­lich treffen?

Meine Einschät­zung ist, dass das gar nicht so wichtig ist. Letzt­lich fliegt oft nur ein Bruch­teil einer Gruppe zum Part­ner­pro­jekt und viele andere sind trotzdem total enga­giert, auch ohne die physi­sche Begeg­nung. Es gibt viele Möglich­keiten, die Perspek­tive des anderen zu erkunden, ohne physisch da zu sein.

Eine letzte Frage: Wenn du es dir wünschen könn­test – was sollen die Teil­neh­menden vom Wochen­ende mitnehmen?

Das Beste, was passieren könnte, wäre, dass der Sprung aus der Projekt­ar­beit ins Alltags­leben geschieht. Das heißt, wenn jemand reali­siert, dass das Alltags­ver­halten eben­falls Einfluss darauf hat, das Ziel vieler Projekte – nämliche nach­hal­tige Entwick­lung überall auf der Welt – zu errei­chen. Das wird durch die Tagung allein nicht gelingen, aber viel­leicht ist sie ein erster Anstoß.


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