Einfach mal zum Stift greifen

Datum
07. Dezember 2015
Autor*in
Dennis Beltchikov
Thema
#Jugendforum Stadtentwickliung 2015
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Die Teilnehmer*innen des achten Jugend­fo­rums Stadt­ent­wick­lung entwerfen krea­tive Maßnahmen, Konzepte und Ansätze zur Frage Wie und wo können Wohnungen für Flücht­linge entstehen?“.

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Wie präsentieren wir unsere Ideen am besten? Diese Frage stellte sich die Teilnehmer*innen von Workshop 1. (Foto: Benedikt Bungarten)

Samstag, 14 Uhr: Bereits zu Beginn von Work­shop 1 wird die Diskus­si­ons­freu­dig­keit und das Ideen­reichtum der Teilnehmer*innen des Jugend­fo­rums Stadt­ent­wick­lung deut­lich: Geor­gios Stavro­poulos, der mit seinen Kommiliton*innen im Rahmen einer Arbeits­gruppe seiner Univer­sität unkon­ven­tio­nelle Konzepte zur Unter­brin­gung von Geflüch­teten entwi­ckelte, hält einen einfüh­renden Input-Vortrag in die Thematik und stellt einige proto­ty­pi­sche Modelle vor. Gefühlt jede Power Point-Folie entfacht eine Diskus­sion in der Arbeits­gruppe, die von Bianca Schemel, Autorin und Dozentin für nach­hal­tige Entwick­lung, mode­riert wird. Und auch Anja Röding (poli­ti­ko­range inter­viewte sie bereits), Stadt­pla­nerin beim Bundes­mi­nis­te­rium für Umwelt, Natur­schutz, Bau und Reak­tor­si­cher­heit, disku­tiert ange­regt mit den Teilnehmer*innen – auch wenn die Diskus­sion eigent­lich erst nach dem Input vorge­sehen war.

Idea­lis­tisch vs. realis­tisch

Nach dem Input entwi­ckelt die Arbeits­gruppe einen Katalog an Leit­ideen“, die idea­li­siert erstre­bens­werte Ziele der Unter­brin­gung von Geflüch­teten zusam­men­fassen. Große Zustim­mung macht sich breit, als es jemand aus der Arbeits­gruppe auf den Punkt bringt: Geflüch­tete haben dieselben Ansprüche wie auch andere Menschen, sie wollen eben­falls nur menschen­würdig wohnen.“ Diesem Gedanken folgend legt die Gruppe zunächst Grund­sätze fest: Neue Unter­künfte für Geflüch­tete sollen, wenn möglich, nach akuter Nutzung weiter als Wohn­raum verwendbar sein. Weiterhin sei es wünschens­wert, Unter­brin­gungen zu dezen­tra­li­sieren, um eine Anbin­dung an eine lokale Infra­struktur und eine damit einher­ge­hende Förde­rung von Inte­gra­tion zu gewähr­leisten. Das beuge der Entste­hung von Brenn­punkten vor.

Nicht immer ist alles möglich

Die Gruppe findet, diese Grund­sätze böten einen hilf­rei­chen Katalog an erstre­bens­werten Zielen bei der Konzep­tion von Flücht­lings­un­ter­künften. Es sei jedoch wichtig, sich hierbei stets vor Augen zu halten, dass nicht immer alle Leit­ideen zu verwirk­li­chen seien, da jeder Wohn­raum unter­schied­liche Rahmen­be­din­gungen für diese vorweise. Im weiteren Verlauf des Work­shops werden einige grobe Ideen, die diesen Leit­ideen entwüchsen, bespro­chen, doch auch ein Work­shoptag neigt sich mal dem Ende zu.

Wollen wir jetzt mal konkret werden?“

Am Sonn­tag­morgen wird sich wieder zusam­men­ge­setzt, man will weiter konzep­tio­nieren: Doch während es in der ersten halben Stunde eher stockend mit einigen Fragen der Teilnehmer*innen und Bespre­chungen voran­geht, tickt die Uhr: Es ist nur noch eine halbe Stunde Zeit, bis der aktu­elle Zwischen­stand den anderen Arbeits­gruppen präsen­tiert wird. Wollen wir jetzt mal konkret werden?“, fragt Bianca Schemel. Zustim­mung im Raum, dann kurz Stille. Plötz­lich sagt eine*r: Wir müssen uns einfach fragen: Was kann man tun, um schnell und günstig Unter­künfte zu bauen?‘….“, jemand anderes ergreift das Wort: „…und die viel­leicht auch besser als die bereits bestehenden sind.“ Konzen­triert wird nach­ge­dacht. Ein Teil­nehmer schlägt vor, eine Google Maps-Karte eines x‑beliebigen Dorfes auszu­dru­cken und einige gesam­melte Ideen für länd­liche Regionen darin zu markieren: So könnte ihr Konzept beispiel­haft veran­schau­licht werden: Wenn wir schon sagen, wir wollen konkret werden, dann geht es, meiner Meinung nach, nicht konkreter als damit.“ Einige Teilnehmer*innen nicken zustim­mend, doch es macht sich auch Unmut breit: Ich glaube, das wäre zu plakativ“, findet jemand.

Networken auf dem Land

Letzt­end­lich wird die Idee verworfen. Plötz­lich, wie aus dem Impuls heraus ergreift Input­geber Stavro­poulos den Stift und zeichnet, ganz als Archi­tekt, das bespro­chene Grob­kon­zept für Dörfer verein­facht auf ein Poster, das auf dem Tisch liegt. So finde ich das gut!“, der vorher eher skep­ti­sche Teil­nehmer scheint nun zufrieden zu sein und auch der Rest des Arbeits­kreises erklärt sich mit dieser Darstel­lung einver­standen. Nun greifen die Teilnehmer*innen einige genannte Ideen vom gest­rigen Tag wieder auf: Es wird der Gedanke, einige Dörfer inner­halb eines Land­kreises zu einem Ingra­ti­ons­zirkel“ zusam­men­zu­schließen, aufge­worfen. Nachdem der Grund­stein für dieses Konzept gelegt ist, folgt ab etwa 11 Uhr schlag­artig eine Idee auf die nächste: Insti­tu­tionen wie ein Refugee Café“, Begeg­nungs­stätten, die Wohnungen und Ehrenamt kombi­nieren, oder der Ausbau von Busver­bin­dungen zwischen einigen Dörfern, böten den Geflüch­teten erwei­terte Möglich­keiten, sich auch in länd­li­chen Regionen ein Netz­werk aufzu­bauen. Viele weitere Ideen, so auch die Bera­tung von Geflüch­teten für Geflüch­tete, oder Internet in Flücht­lings­un­ter­brin­gungen zu etablieren, sind nur einige der viel­fäl­tigen konzep­tio­nellen Ideen der Teilnehmer*innen. Nun, etwa gegen 11:30 Uhr, ist Work­shop 1 bereit zur Präsen­ta­tion des Zwischen­stands. Hier sollen sich die Arbeits­gruppen gegen­seitig ein Feed­back geben. An Ideen fehlt es ihnen auf jeden Fall nicht.


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