Ein Raum? Geteilter Raum?

Datum
08. Dezember 2015
Autor*in
Christina Braun
Thema
#Jugendforum Stadtentwickliung 2015
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Das gesamte Wochen­ende über hat sich das Jugend­forum Stadt­ent­wick­lung mit der Unter­brin­gung von Geflüch­teten beschäf­tigt und sich unwei­ger­lich mit der Frage ausein­an­der­ge­setzt, was Raum alles bedeuten kann. poli­ti­ko­range-Redak­teurin Chris­tina wagt sich an eine Annä­he­rung.

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Räume können verbinden - aber sie können auch trennen. (Foto: Benedikt Bungarten)

Raum, was ist das eigent­lich? Eine in Länge und Breite nicht fest einge­grenzte Ausdeh­nung? Eine ziem­lich nüch­terne Beschrei­bung. Raum – ist das nicht viel mehr? Ein Ort, an dem Menschen heimisch werden können; ein Platz, um unsere Kultur und Sprache, unsere Reli­gion und Geschichte zu leben? Ein Platz zum Sein?

Menschen gestalten Räume

Menschen schaffen Raum und geben ihm Bedeu­tung. Sie machen Raum zu Wohn­raum und hinter­lassen ihren Fußab­druck auf dem Land, das sie bewohnen. Sie verwirk­li­chen sich im Raum durch beein­dru­ckende Bauwerke, von herr­schaft­li­chen Schlös­sern bis zu hoch in den Himmel ragenden Wolken­krat­zern. Sie errichten Brücken, die Konti­nente verbinden und Tunnel, die unter dem Meer hindurch­führen. Seit der Mensch sein Noma­den­da­sein aufge­geben und sich dauer­haft nieder­ge­lassen hat, nennt er ein Stück Land sein Eigen und knüpft so Raum unmit­telbar an sich.

Raum ist, wo Menschen Plätze kreieren, die für alle, für die Gemein­schaft zugäng­lich sind, aber auch für jeden Einzelnen zur Verfü­gung stehen. Räume werden zu Treff­punkten, zu Orten des Austauschs und des Dialogs. Raum ist dann vor allem Begeg­nungs­raum – in der Stadt, auf dem Land, unter­wegs. Ein Ort, der die Gesell­schaft abbildet, die ihn belebt.

Zäsuren und Grenzen: Schnitte im Raum

Raum kann aber auch Konflikte herbei­führen. Menschen kate­go­ri­sieren Raum, teilen ein, grenzen ab. In der Vergan­gen­heit, wie in der Zukunft. Mit dem Mensch kommt der Streit um Raum. Raum ist geglaubter Besitz, Raum steht für Macht. Menschen teilen Räume ein, sie machen Schnitte und Zäsuren und grenzen sich selbst damit von Anderen ab. Im Laufe der Geschichte sind zwischen Räumen kilo­me­ter­lange Mauern und Zäune aus Steinen und Stachel­draht entstanden. Aus Angst, Raum und damit Macht zu verlieren – oder um Macht und Land dazu­zu­ge­winnen.

Der Mensch hat nicht nur die Macht, Räume bewohnbar zu machen, sondern auch die Macht, sie zu zerstören. Mit Bomben und Raketen, durch Krieg, aber auch durch die jahr­zehn­te­lange Zerstö­rung unserer Umwelt. Die Folgen sind Klima­wandel und der tägliche Kampf um schwin­dende Ressourcen. Was bleibt, sind irgend­wann nur noch Ödland und Ruinen, die keine Grund­lage zum Leben mehr bieten. Menschen müssen fliehen, ihre Heimat verlassen und sich auf eine Reise machen, um sich zu retten und neuen Raum zum Leben zu finden.

Geteilter Raum?

So wie Räume durch Mauern geteilt werden können, gibt es aber auch immer wieder Türen und Brücken, die Räume verbinden und für alle zugäng­lich machen können. Nicht jede Tür steht allen offen, nicht jede Brücke kann bedin­gungslos über­schritten werden. Wenn Menschen gezwungen sind, ihre Heimat hinter sich zu lassen, braucht es neuen Raum, neue Plätze zum Leben. Plätze, wo gear­beitet, gegessen, gefeiert und gelacht werden kann.

Wir dürfen bei all den Ansprü­chen auf Raum nicht vergessen, dass Raum immer von den Menschen und ihren Ansprü­chen, die dort leben, geprägt ist. Dass der Mensch mit diesem Raum unwei­ger­lich verbunden ist. Und gleich­zeitig müssen wir bedenken, dass Menschen die Möglich­keit haben müssen, Räume gemeinsam neu zu gestalten und zu teilen. Nur so bleibt Raum auch auf Dauer mensch­lich.

Lebens­werter Raum ist ein unglaub­li­cher Schatz. Es liegt an uns, Verant­wor­tung zu über­nehmen, Räume zu öffnen und zu teilen und Begeg­nungs­räume zu schaffen, die das Mensch-Sein möglich machen.


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