Die Innen­stadt der Zukunft? Biele­feld testet verkehrs­be­ru­higte Altstadt

Datum
24. September 2021
Autor*in
Eclaire Luzolo Luanzambi
Themen
#BTW21 #Klima
Social media- Titelbild

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Die Biele­felder Altstadt ist kaum wieder zu erkennen. Wo einst Autos eng parkten, stehen nun Tisch­ten­nis­platten und Fahr­rad­ständer. Das Projekt Altstadt.raum“ soll den Verkehr in der Altstadt dras­tisch redu­zieren. Eclaire Luzolo Luanz­ambi berichtet über Chancen und Probleme des Biele­felder Modell­ver­suchs.

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Seit Anfang August ist die Straße „Waldhof" für Autos gesperrt. Foto: Eclaire Luzolo / privat

Dürren, trockene Sommer, Hitze­wellen und extreme Wetter­ka­ta­stro­phen – die Auswir­kungen des Klima­wan­dels werden immer sicht­barer. Laut Agora Verkehrs­wende, ein renom­mierter Think Tank aus Expert*innen verschie­denster Bereiche, ist die Verkehrs­wende ein wich­tiger Schritt, um die Klima­krise zu bekämpfen. Die Städte seien mehr für Autos als für Bürger*innen ausge­legt. Vor allem Park­plätze und breite Straßen nehmen enorm viel Fläche ein. Agora Verkehrs­wende schlägt vor, den Raum für Verkehr in deut­schen Innen­städten entspre­chend zu verän­dern. Ein Test in der Biele­felder Altstadt soll zeigen, wie die auto­arme Innen­stadt der Zukunft aussieht.

altstadt.raum“- Gemeinsam entwi­ckeln, gemeinsam testen

Im Projekt altstadt.raum“ testet die Stadt Biele­feld aktuell einige Ansätze für eine Innen­stadt der Zukunft“. Dazu gehört unter anderem die Einrich­tung verkehrs­be­ru­higter Bereiche und der Umbau ehema­liger Park­plätze – etwa mit Tisch­ten­nis­platten und Fahr­rad­stän­dern. Das Projekt begann im Januar dieses Jahres und wird bis zum Januar 2022 fort­ge­setzt. Die Stadt hatte lange nach Möglich­keiten gesucht, um die Altstadt umwelt­freund­li­cher und lebens­werter zu gestalten“, berichtet Projekt­leiter Oliver Spree. Zudem sei es Ziel des Projekts, die Aufent­halts­qua­lität in der Altstadt zu stärken. Sie soll zu einem Treff­punkt für alle Bürger*innen werden.

Ideen für diese Verän­de­rungen entstanden im Betei­li­gungs­ver­fahren des Projekts. In digi­talen Work­shops am Anfang des Jahres wurden gemeinsam mit Bürger*innen und Vertreter*innen von Insti­tu­tionen, Inter­es­sen­ver­bänden, Schulen sowie der Gastro­nomie verschie­dene Ideen gesam­melt. Auf der Website des Projekts können Bürger*innen aber auch weiterhin Ideen einrei­chen oder ihre Meinung zu Verän­de­rungen in der Altstadt rück­melden. Zusätz­lich hält der digi­tale News­letter des Projekts alle Inter­es­sierten auf dem Laufenden. Es geht darum, weiter auszu­pro­bieren. Das, was funk­tio­niert, wird beibe­halten. Was nicht funk­tio­niert, wird verworfen“, so Spree. Er schätze die Zusam­men­ar­beit mit den Bürger*innen sehr.

Gute Absichten, schlechte Umset­zung?

Deutsch­land gehört zu den Top Zehn CO²-Verursacher*innen welt­weit. Obwohl die Bundes­re­pu­blik 17-mal weniger Einwohner*innen hat als der Emis­sionen-Spit­zen­reiter China, verur­sa­chen Deut­sche pro Kopf rund eine Tonne mehr an CO²-Emis­sionen pro Jahr. Der Verkehr macht hierbei knapp 20 Prozent der deut­schen CO²-Emis­sionen aus. Fried­rich Straet­manns ist davon über­zeugt, dass Deutsch­land im Kampf gegen die Klima­krise eine Vorbild­funk­tion hat: Wir können und müssen inter­na­tional Druck ausüben. Neben verkehrs­be­ru­higten Innen­städten muss auch der Öffent­liche Nahver­kehr ausge­baut werden.“ Die Biele­felder Initia­tive Mut zur Verkehrs­wende“ fordert zudem eine grund­le­gende Reform der Finan­zie­rung von öffent­li­chen Verkehrs­mit­teln: Der Bund muss in die Finan­zie­rung von Betriebs­kosten einsteigen“, verlangt Gode­hard Franzen, Mitglied des Spre­cher­rats der Initia­tive. Bisher liegt die Verant­wor­tung bei den Stadt­werken.


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