Die Banane macht Politik

Datum
24. November 2014
Autor*in
Tasnim Rödder
Thema
#EINEWELT Zukunftsforum 2014
Zukunftscharta6

Zukunftscharta6

Woher kommen die Lebensmittel für meinen Kühlschrank? Unsere Redakteurin Tasnim am Stand von Slow Food Deutschland (Foto: Johannes Herbel)

Auf den ersten Blick hört sich das viel­leicht unge­wohnt an: Was hat die Merkel damit zu tun, dass ich gerne Banane in meinem Müsli hab? Doch wenn man etwas tiefer in die Materie blickt, wird klar: Essen ist eben doch irgendwie poli­tisch.

Wo kommt mein Früh­stück eigent­lich her, wenn nicht aus dem Super­markt?

Die Banane aus Costa Rica, der Apfel aus Neusee­land, die Milch aus Süddeutsch­land. Und der Voll­rohr­zu­cker in meinem Müsli? Wahr­schein­lich aus Südame­rika. Lebens­mit­tel­res­sourcen werden von A nach B trans­por­tiert. Der globa­li­sierte Nahrungs­mit­tel­markt ermög­licht es mir also, dass ich morgens mein Müsli mit Banane essen kann. Und Globa­li­sie­rung ist eindeutig als poli­ti­sches Thema einzu­ordnen.

Teller statt Tonne

Auf dem EINEWELT-Zukunfts­forum geht Slow Food Deutsch­land das Problem mit der Kampagne Teller statt Tonne“ an. Auf der Medi­en­insel kann man sich prüfen: Wo kommt die Banane in meinem Müsli her? Und wie viel CO2 wird dabei verbraucht? Zusammen mit Lotte, der Projekt­lei­terin, rechne ich aus: Unge­fähr 10.000 Kilo­meter legt meine Banane mit dem Frachter von Brasi­lien bis Deutsch­land zurück, das ergibt circa 400.000 mg CO2. Leider garan­tiert mir der Trans­port noch lange nicht, dass die Banane über­haupt sicher in mein Müsli gelangt.

Lebens­mit­el­ver­schwen­dung

Man unter­scheidet dabei zwischen vermeid­barer und unver­meid­barer Lebens­mit­tel­ver­schwen­dung. Wenn es beispiels­weise eine Trocken­pe­riode gibt und die Bana­nen­ernte kaputt geht, ist das unver­meidbar. Wenn ich jedoch zuhause fest­stelle, dass mir die Banane doch zu braun geworden ist und sie im Müll landet, ist das eindeutig vermeidbar. Faktisch gehen durch Lebens­mit­tel­ver­schwen­dung mehr als die Hälfte der für Deutsch­land produ­zierten Bananen auf dem Weg von der Plan­tage zum Teller verloren.

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Schnippeldisko: Die "nicht marktkonformen" Kartoffeln kommen in den Eintopf (Foto: Ralph Horbaschek)

Der Über­fluss

Heißt das jetzt im Umkehr­schluss, dass ich keine Bananen mehr essen darf? Nicht unbe­dingt. Die Entschei­dung liegt bei den Konsu­men­tInnen selbst. Ein erster Schritt könnte sein, die impor­tierte Banane – wenn ich mich denn für sie entscheide – bewusster zu essen, Gewohn­heiten zu reflek­tieren, sich immer wieder kriti­sche Gedanken darüber machen, was man sich auf den Teller packt und was lieber nicht. Muss es jeden Tag die Wurst auf dem Bröt­chen sein? Es ist in aller Munde, dass Fleisch einen wesent­lich größeren CO2-Verbrauch hat als beispiels­weise die Marme­lade aus dem eigenen Garten. Ein mögli­cher zweiter Schritt wäre dann: Selbst aktiv werden und saisonal kochen.

Schnip­pel­disko

Tolle Projekte wie beispiels­weise die Schnip­pel­disko“ von Slow Food Deutsch­land machen in einem spaßigen Rahmen darauf aufmerksam, dass unsere Wert­schät­zung von Lebens­mit­teln einen Knacks bekommen hat. Denn Lebens­mit­tel­ver­schwen­dung beginnt schon bei der Ernte. Bis zu 50 Prozent der Erträge bleiben auf dem Acker liegen, weil sie nicht markt­kon­form sind. Solches Auszugs­ge­müse wird dann bei Musik und guter Stim­mung geschnip­pelt und zu einem großen Eintopf gekocht. Die Idee der Schnip­pel­disko feiert schon welt­weit Erfolge. Die bekann­teste Schnip­pel­disko findet jedes Jahr im Dezember zur Demo Wir haben es satt“ in Berlin statt.


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