DEMO­KRATIE IST AM BESTENABER ANSTREN­GEND

Datum
09. Mai 2017
Autor*in
Julia Barthel
Thema
#JPT17
Die parlamentarische Staatssekretärin Caren Marks des Bundesjugendministeriums erklärt den Teilnehmern auf der Abschlussveranstaltung ihren Standpunkt.

Die parlamentarische Staatssekretärin Caren Marks des Bundesjugendministeriums erklärt den Teilnehmern auf der Abschlussveranstaltung ihren Standpunkt.

Die parlamentarische Staatssekretärin Caren Marks des Bundesjugendministeriums erklärt den Teilnehmern auf der Abschlussveranstaltung ihren Standpunkt.

Zum Abschluss der #JPT17 haben die Jugend­li­chen ihre Posi­tionen vorge­stellt und mit der Parla­men­ta­ri­schen Staats­se­kre­tärin Caren Marks disku­tiert. Unsere Autorin Julia Barthel hat anschlie­ßend für poli­ti­ko­range mit ihr gespro­chen.

politikorange-Redakteurin Julia Barthel (links) entlockt der parlamentarischen Staatssekretärin Caren Marks (SPD) Antworten. Foto: Lucas Bäuml

politikorange-Redakteurin Julia Barthel (links) im Gespräch mit der parlamentarischen Staatssekretärin Caren Marks (SPD).                                                                                                                         Foto: Lucas Bäuml

Wie hat Ihnen denn die Präsen­ta­tion der Ergeb­nisse gefallen?

Es hat mir super gefallen – und da ist kein Stück Über­trei­bung dabei. Ich bin unglaub­lich beein­druckt von den viel­viel­fäl­tigen Ideen und Posi­tionen, aber auch von der Klar­heit, wie die Jugend­li­chen ihre Forde­rungen einge­bracht haben. Irre! Es lohnt sich, Jugend zu betei­ligen und ich finde, es ist ein Muss.

Trotzdem mussten Sie in der Diskus­sion immer wieder einlenken, dass Sie nicht alles entscheiden können. Ist das nicht frus­trie­rend?

Nein, Politik läuft auch mit verschie­denen Zustän­dig­keiten. Ich gehöre zu den Poli­ti­ke­rinnen, die sehr dafür ist, auch klar zu antworten. Ich hätte mich nicht wohl gefühlt, zu sagen, Ja, nehme ich mit, sorge ich dafür, dass das so und so gemacht wird.“ Es gibt eben auch bestimmte Grenzen der Zustän­dig­keit und es gibt bestimmte Gesetze, die können wir einfach nicht schreiben. Demo­kratie ist die beste Form, eine Gesell­schaft aufzu­stellen, aber Demo­kratie ist anstren­gend – und das muss man auch rüber­bringen, damit man keine Frus­tra­tion aufbaut. Auch ich hätte gerne bestimmte Dinge schneller. Ich kann die Unge­duld verstehen, ich bin bei einigen Themen auch unge­duldig. Zum Beispiel habe ich gerade nach der Diskus­si­ons­runde noch mit einem jungen Mann gespro­chen. Er sagte, er fühlt sich diskri­mi­niert, dass es noch keine Ehe für alle gibt. Das kann ich total verstehen und ich verliere allmäh­lich auch die Geduld, dass unser Koali­ti­ons­partner da endlich mal durch­blickt. Dass das, was wir jetzt haben, diskri­mi­nie­rend ist und wir beispiels­weise die Ehe für alle brau­chen. Aber ich werde trotzdem nicht nach­lassen, gemeinsam mit vielen anderen dafür zu kämpfen.

Was denken Sie, wie groß der Einfluss ist, den Jugend­liche auf andere Minis­te­rien ausüben können?

Wir haben über unsere Arbeits­gruppe Jugend gestaltet Zukunft“ im Rahmen der Demo­grafie-Stra­tegie mit dem Deut­schen Bundes­ju­gend­ring und vielen anderen gemeinsam dafür gesorgt, dass das Thema Jugend­po­litik in den anderen Ressorts stärker zum Klingen kommt. Das ist sicher­lich in den Minis­te­rien ein Entwick­lungs­pro­zess. Wir werden jeden­falls nicht nach­lassen, die Minis­te­rien daran zu erin­nern, dass Jugend­be­tei­li­gung nicht nur ein Thema für das Jugend­mi­nis­te­rium ist. Arbeits­markt- oder gesund­heits­re­le­vante Dinge, die die Jugend angehen, spielen auch in anderen Minis­te­rien eine Rolle. Da werden wir nicht nach­lassen, auch die Finger in die Wunde zu legen und die Forde­rungen zu stellen.

Wie können wir uns das vorstellen? Rufen Sie da jeden Tag an und erin­nern ihre Kolle­ginnen und Kollegen in anderen Minis­te­rien?

(Lacht.) Manchmal würde man natür­lich am liebsten täglich anrufen – aber nein, es gibt da Koor­di­nie­rungs­runden zwischen den Minis­te­rien. Das sind teil­weise Staats­se­kre­täre und ‑sekre­tä­rinnen oder auch Minis­te­rinnen und Minister, die sich treffen oder auch die Fach­ebene, das sind die Abtei­lungs­lei­tende oder die Refe­rats­lei­tende. Die tauschen sich zwischen den Ressorts auch aus zu den jewei­ligen Themen. Der Deut­sche Bundes­ju­gend­ring hat so eine Jugend­brille entwi­ckelt, die die Jugend­themen in den einzelnen Ressorts aufspürt und wir haben einen Krite­ri­en­ka­talog mit Jugend­li­chen und Jugend­ver­bänden erar­beitet. Diesen Krite­ri­en­ka­talog haben die Minis­te­rien und wir werden darauf achten, dass damit auch ernst­haft gear­beitet wird.

Was meinen Sie: Wie viele Posi­tionen, die heute vorge­tragen wurden, können umge­setzt werden?

Beschäf­tigen wird uns sowieso jedes Thema und ich würde sagen, dass viele Themen auch eine realis­ti­sche Umset­zung erfahren werden. Viel­leicht nicht zu 100%, weil sie zwischen Minis­te­rien und Koali­ti­ons­part­nern abge­stimmt werden müssen. Aber es sind viele Ideen, die wirk­lich auch schon so weit gediehen sind, dass man sie auch in die Politik weiter­tragen, disku­tieren und umsetzen muss.

Zum Beispiel?

Ich finde zum Beispiel ein kosten­loses Inter­rail-Ticket für alle Jugend­li­chen eine gute Idee, auch wenn das schon mal im EU-Parla­ment abge­blockt wurde. Oder auch das Wahl­alter ab 16 – das werden wir auf jeden Fall wieder in unserem Regie­rungs­pro­gramm haben. Wir haben auf jeden Fall den Anspruch, eine Regie­rung zu stellen und das wird dann von uns auch hart verhan­delt. Das hängt dann aber auch von poli­ti­schen Mehr­heiten ab, also wie sich Wähle­rinnen und Wähler an Wahlen betei­ligen und wer wen stark macht. Die unter­schied­li­chen Ideen werden wahr­schein­lich bei verschie­denen Parteien auch auf unter­schied­liche Art und Weise auch Zustim­mung oder Ableh­nung erfahren. Wahl­alter ab 16 ist jeden­falls zurzeit mit der CDU/CSU nicht zu machen. Aber auch da gibt es ja manchmal entspre­chende Lern­kurven.

Sind mehr oder weniger als die Hälfte der Ideen realis­tisch umsetzbar?

Ich würde sagen, mehr als die Hälfte.

Vielen Dank für das Gespräch. Wir sind gespannt, welche Posi­tionen tatsäch­lich umge­setzt werden können.


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