Das Wich­tigste ist, zu Rassismus niemals zu schweigen.“

Datum
07. Juni 2018
Autor*in
Lisa-Marie Werner
Thema
#IWgR 2018
Paul Gruber Bundessprecher der Linksjugend Solid /Bild 2021

Paul Gruber Bundessprecher der Linksjugend Solid /Bild 2021

Paul Gruber ist Bundessprecher der Linksjugend Solid. / Foto: privat

In der print-Ausgabe der politikorange zum Thema Rassismus findet ihr kurze Inter­views mit Vertre­te­rinnen und Vertre­tern der Jugend­or­ga­ni­sa­tionen der Parteien. Hier auf dem Blog gibt es ausführ­li­chere Antworten.

Was sind die Probleme unserer Zeit?

Rechte und natio­nale Kräfte werden in Europa und welt­weit immer stärker. Ihre Aussagen gewinnen an Deutungs­ho­heit. Die großen Probleme Klima­wandel, Hunger, Armut und Krieg können im Kapi­ta­lismus nicht gelöst werden.

Welche Rolle spielt Iden­tität für Dich?

Iden­tität ist ein schwie­riger Begriff, in dem viel Nega­tives mitschwingt. Negativ ist Iden­tität dann, wenn man sich über Dinge iden­ti­fi­ziert, die Zufall sind, wie zum Beispiel die Herkunft und sexu­elle Orien­tie­rung. Diese Form der Iden­tität wird oft genutzt, um andere zu diffa­mieren, das heißt: um manche ein- und andere auszu­grenzen. Positiv ist Iden­tität, wenn dadurch ein Raum der Befreiung geschaffen wird. So ist das beispiels­weise beim Femi­nismus, wenn sich Frauen darüber iden­ti­fi­zieren, Frauen zu sein, die für mehr Teil­habe und Gerech­tig­keit einstehen.

Wie entsteht Rassismus?

Rassismus beginnt schon, wenn man in Rassen und ähnli­chen Kate­go­rien denkt und damit Tren­nungen und Unter­schiede schafft. Selbst, wenn es keine oder keine gewollte Diffa­mie­rung ist, ist eine Eintei­lung in Kate­go­rien der Beginn von Rassismus. Da Rassismus schon in der Kind­heit entstehen kann, ist Bildungs­ar­beit beson­ders wichtig. Man muss Kindern erklären, warum wir alle gleich sind.

Was tut Deine Jugend­or­ga­ni­sa­tion gegen Rassismus?

Wir stellen uns Nazis und anderen rechten Spin­nern auf der Straße entgegen und sind in vielen Bünd­nissen gegen Rechts aktiv. Aller­dings besteht Rassismus nicht nur aus Nazi­auf­mär­schen. Es gibt ihn auch bei Behörden, die Flücht­linge nicht ordent­lich behan­deln. Gene­rell fordern wir eine Migra­ti­ons­po­litik, die Menschen nicht in illegal“ und legal“ einteilt und Grenzen abbaut.

Was willst Du unseren Lese­rinnen und Lesern zum Thema Iden­tität und Rassismus noch mitgeben?

Ich möchte ihnen ans Herz legen, dass sie reagieren, wenn ihnen Rassismus im Alltag und im Netz begegnet. Egal, ob es um Nazis in der U‑Bahn oder um die eigene Oma am Fami­li­en­tisch geht. Das Wich­tigste ist, zu Rassismus niemals zu schweigen. Es wird für die Betrof­fenen schlimmer, wenn ihnen keine Soli­da­rität entge­gen­ge­bracht wird. Es ist entschei­dend, dass wir uns alle gegen den Rechts­ruck stellen.


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