Wir träumen alle von einer chan­cen­ge­rech­teren Welt.“

Datum
25. Mai 2023
Autor*in
Jasper Erchinger
Themen
#JPT23 #Politik
Foto1_AG15

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by Moritz Heck
Viele junge Menschen mit Migra­ti­ons­ge­schichte fühlen sich unter­re­prä­sen­tiert. Warum sie dies nicht akzep­tieren wollen und was sie sich für die Zukunft wünschen, erfuhr ich auf den Jugend­Po­li­tik­Tagen 2023 in Berlin. 

Trotz einem Bevöl­ke­rungs­an­teil von über 27% haben nur unter 6% der Land­tags­ab­ge­ord­neten in Deutsch­land eine Migra­ti­ons­ge­schichte oder Eltern mit Migra­ti­ons­ge­schichte. Warum gibt es in Deutsch­land nur 4 Bürger­meister mit Migra­ti­ons­ge­schichte, einer davon aus Öster­reich? Weshalb dürfen Menschen, die seit über 40 Jahren in Deutsch­land leben und Groß­el­tern von zwei Gene­ra­tionen deut­scher Staats­bürger sind nicht wählen? Diese und viele weitere Fragen stellten sich die Teilnehmer*innen der AG Almans made in Germany“ auf den Jugend­Po­li­tik­Tagen vom 11. – 14. Mai in Berlin.  

Die Teilnehmer*innen waren zwar aus den unter­schied­lichsten Gründen auf den Jugend­Po­li­tik­Tagen, aber waren sich in einer Sache einig: Sie wollten in einem Land leben, in dem sie mitbe­stimmen dürfen.  Während Mohammad aus Memmingen noch um seine unbe­fris­tete Duldung kämpfen muss, kandi­diert Atakan aus Braun­schweig bereits für die SPD in seinem Land­kreis. Sein eigener Groß­vater kann ihn aller­dings nicht wählen.  

Eines ist aller­dings allen klar: Oft fehlen uns die Räume, in denen wir mitteilen können, was uns auf dem Herzen liegt“, so Amina, die bereits Erfah­rungen mit Diskri­mi­nie­rung machte: Rassis­mus­kri­ti­sches Denken und Kolo­ni­al­ge­schichte findet an deut­schen Schulen nicht statt“. 

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Teilnehmerin Amina im Interview. Foto: Jugendpresse Deutschland e.V./ Moritz Heck

Unter der Führung von AG-Leiterin Manal Laabich (@manal­of­be­lair) erar­bei­teten die Teilnehmer*innen zusammen das Konzept Almanya 2050“, in dem sie Ideen für ein faireres Deutsch­land in der Zukunft sammelten. Ein wich­tiger Punkt war hier ein Ansetzen an den Wurzeln der Probleme: Bildungs­re­formen, Jugend­ar­beit, ein wertungs­freies Mitein­ander und eine gerechte Vertei­lung von finan­zi­ellen Mitteln in der Bevöl­ke­rung. Es kamen aber auch Lösungs­ideen für Gene­ra­ti­ons­kon­flikte oder die Pfle­ge­krise auf den Tisch. Außerdem gab es konkrete Lösungs­an­sätze, die man sofort imple­men­tieren könnte. Amina etwa hat eine Idee: Ich fände es super, wenn es ab morgen Anlauf­stellen oder Safe Spaces geben würde, wo man sich über Erfah­rungen mit Diskri­mi­nie­rung oder Rassismus, etwa von einer Lehr­kraft oder Trainer*in ausge­hend, beschweren könnte. 

Weitere Impulse bekamen die Teil­neh­menden von Dr. Deniz Nergiz, die mit ihrer Orga­ni­sa­tion YoungUp!“ dabei hilft, junge Menschen mit Migra­ti­ons­ge­schichte poli­tisch zu bilden und zu fördern. Sie zeigte der AG die Miss­stände und das Ausmaß der Unter­re­prä­sen­ta­tion auf. Nergiz weiß: Der Anteil von Menschen mit Migra­tions- oder Flucht­ge­schichte an der wählenden Bevöl­ke­rung wird nur wachsen, daher müssen sich die Parteien anpassen, wenn sie ihre Macht nicht verlieren wollen.“ 

Eins ist mir nach zwei Tagen klar: Die Teilnehmer*innen dieser AG werden auf keinen Fall aufgeben, bis sie sich in dem Land, in dem sie leben, gehört und ernst­ge­nommen fühlen. Amina betont zum Ende unseres Gesprä­ches: Wir träumen alle von einer chan­cen­ge­rech­teren Welt.“ 


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