Wir sind die Digi­talen

Datum
02. Juni 2015
Autor*in
Tomke Schöningh
Thema
#JMWS15
WirsinddieDigitalen_Gerald-Streiter_flickr.com_CC-BY-NC_2-0_1

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Wir sind die Digi­talen, die Gene­ra­tion Google, die Zocker und die Inter­na­tio­nalen. Wir sind die Globa­li­sierten, die Nutzer und die Reali­täts­fernen. Doch gleich­zeitig sind wir die Aufge­klärten, die Welt­klugen. Darf ich vorstellen? Wir sind die Jugend, die Zukunft.

WirsinddieDigitalen_Gerald-Streiter_flickr.com_CC-BY-NC_2-0

Sehr wahrscheinlich sind auch diese beiden in sozialen Netzwerken aktiv. (Foto: Gerald Streiter, flickr.com, CC-BY-NC 2.0)

Die Jugend entgleitet uns anders als wir unseren Eltern damals entglitten sind“, meinen die Alten. Denn wir fanden wieder zu uns zurück, fast alle von uns. Und niemand wusste von unseren Träumen und Welt­vor­stel­lungen. Die gehörten ganz allein uns. Bei der jetzigen Jugend, da ist das anders: Sie teilen alles mit allen. Oder besser gesagt: sie teilen alles allen mit. Ihre Träume liken sie als Sprüche auf Face­book und twit­tern dann ihre Welt­vor­stel­lungen. Sie geben einfach alles von sich preis, sie sind so schreck­lich naiv.“

Ja, wir sind naiv: Obwohl wir von solchen Gefahren“ und Fallen“ wissen, immerhin sind wir die Aufge­klärten, bleiben wir trotzdem online. Es bleibt uns nichts anderes übrig, denn kein deut­scher Jugend­li­cher könnte es sich leisten, sich nicht regel­mäßig im Netz herum­zu­treiben: um etwas zu googlen, das eigene Profil sozialer Netz­werke zu pflegen, um sich weiter­zu­bilden, etwas zu bestellen oder mit anderen zu kommu­ni­zieren. Laut einer Studie des Bran­chen­ver­bands Bitcom sind ab unserem 10. Lebens­jahr fast alle von uns online, 42 Prozent der 12- bis 13-Jährigen haben ein Profil auf Face­book, Twitter und Co. – Tendenz stei­gend. Sich heute noch dem Internet zu entziehen, das ist quasi unmög­lich.

Vertraut uns!

Wir sind also Digital Natives, bereits ins Internet hinein­ge­boren. Trotzdem fürchten Erzie­hungs­be­rech­tigte und Jugend­schützer um unsere Sicher­heit. So lassen sich zahl­reiche Jugend­schutz­pro­gramme zum Down­loaden finden, genauso wie Bera­tungs­web­sites für vom Inter­net­konsum ihrer Kinder über­for­derte Eltern. Doch ist die Para­noia der Eltern gerecht­fer­tigt? Ja, sagt jugend​schutz​.net, die länder­über­grei­fende Stelle für den Jugend­schutz im Internet. Laut deren Recher­chen gab es 2013 insge­samt rund 8.000 Verstöße gegen den Jugend­schutz. Regis­trierte wohl­ge­merkt, denn die Dunkel­ziffer liegt noch viel höher.

Was also tun? Man könnte das Internet weiter zensieren, man könnte Aufklä­rung an Schulen leisten, um uns mitzu­teilen, was genau Konse­quenzen von veröf­fent­lichten privaten Details sein könnten und man könnte die Eltern dazu auffor­dern, mit ihren Kindern über mögliche Gefahren zu reden. Es gibt also viele Ansätze um das unkul­ti­vierte, böse Internet für die hilf­lose, noch so junge Gene­ra­tion benutzbar zu machen.

Doch den einen Ansatz, der nur zu gern vergessen wird, der ist, dass man uns auch ein Stück weit vertrauen muss. Man wird niemals das ganze Internet zensieren können, genauso wenig, wie man niemals alle Jugend­li­chen über Aufklä­rungs­un­ter­richt zum Thema Internet errei­chen wird. Und natür­lich werden sich auch in Zukunft immer noch Straf­taten abspielen, die man nicht verhin­dern kann. Wir wünschen uns neben all den guten Ratschlägen in erster Linie mehr Vertrauen.


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