Wir müssen aufwa­chen!

Datum
18. März 2018
Autor*in
Samira El Hattab
Thema
#EWLako18
Zerbombte Häuser in Syrien. / Bild:

Zerbombte Häuser in Syrien. / Bild:

Zerbombte Häuser in Syrien.
Was bleibt von der Konfe­renz? Sollten wir ein neues Frie­dens­ver­ständnis entwi­ckeln? Oder sollten wir erst einmal wieder lernen, Soli­da­rität fürein­ander zu empfinden? Letz­teres, findet Samira El Hattab.

Ach, ein Trüm­mer­bild mal wieder.“

Wer ehrlich zu sich selber ist, müsste an dieser Stelle zugeben, dass er ähnliche Gedanken bestimmt schon einmal gehabt hat. So wie wir alle.

Ist das nicht traurig? Stumpfen wir ab?

Es herrscht so viel Leid auf unserer Erde, dass es für einige quasi zur Norma­lität geworden ist, dieses tagtäg­lich zu sehen, sei es im Fern­sehen oder in Zeitungen.

Indem wir das Unglück anderer Menschen herun­ter­spielen, nicht über die Bedeu­tung der Kata­strophe nach­denken, schützen wir uns emotional.

Das ist sehr gefähr­lich!

Diese Meinung vertritt auch Julia Bar-Tal, Land­wirtin und Akti­vistin, die es aber hasst, als letz­tere beti­telt zu werden. Täglich werden in Syrien stra­te­gisch Kran­ken­häuser bombar­diert. Wo bleibt der Aufschrei hier? Wenn wir es dort zulassen, wird es uns auch wieder­fahren“, sagt sie.

Hierbei dient Syrien nur als Beispiel für Krisen­ge­biete, die es auf der gesamten Erde gibt.

Langsam fängt man an sich ohnmächtig zu fühlen, hilflos zu werden, wenn man an die vielen Orte denkt, an denen Menschen leiden: Menschen wie du und ich, die nur unglück­li­cher­weise nicht das Privileg genießen, in einem sicheren Land zu leben.

Zu Beginn der Konfe­renz hatte ich geplant, einen Kommentar über die Erneue­rung des Frie­dens­ver­ständ­nisses zu schreiben. Jetzt sage ich: Wir müssen erst einmal ein Verständnis und ein Verant­wor­tungs­be­wusst­sein für Frieden entwi­ckeln, bevor wir in der Lage sind, dieses zu refor­mieren!

Lasst uns die Igno­ranz-Blase zerste­chen, in der wir momentan leben!

Lasst uns anfangen wieder Mitge­fühl zu empfinden, wenn wir sehen, dass etwas Schlimmes auf der Welt passiert!

Das hat etwas mit Soli­da­rität zu tun. Soli­da­rität, die wir für Menschen überall auf der Erde empfinden sollten. Denn irgend­wann werden wir viel­leicht dieje­nigen sein, die diese Soli­da­rität drin­gend benö­tigen werden.

Eines muss dabei klar sein: Es geht nicht darum, augen­blick­lich alles hinzu­schmeißen und in ein Krisen­ge­biet zu reisen, um dort Hilfe zu leisten. Viel­mehr ist es unsere Pflicht hier, in Deutsch­land, aktiv zu werden.

Wir sollten auf die Straßen gehen, mit Leuten aus anderen Ländern in Kontakt kommen, sie Geschichten erzählen lassen, uns zusam­men­schließen, sodass immer mehr Menschen wach­ge­rüt­telt werden. Und dann nicht mehr damit aufhören. Nie wieder einschlafen.

Man muss kein Held sein oder sich das Leid der Welt auf die Schul­tern laden; aber einen kleinen Beitrag leisten, damit die Welt zu einem besseren Ort wird – das wäre doch ein guter Anfang.

Deshalb hier noch einmal in aller Deut­lich­keit: nein! Wir brau­chen kein neues Frie­dens­ver­ständnis. Was wir brau­chen, ist eine Umpo­lung unserer Prio­ri­täten. Schon John Lennon hat gesagt: Wenn jeder anstatt einem neuen Fern­seh­gerät Frieden verlangen würde, dann würde es Frieden geben.“

Lasst uns seine Worte zu Herzen nehmen und ein neues Bewusst­sein für Frieden entwi­ckeln.

Ein fühlendes, soli­da­ri­sches Bewusst­sein.