We are Europe, baby?

Datum
27. August 2017
Autor*in
Jana Borchers
Thema
#KJD17
Die EU ist ...

Die EU ist ...

Die EU ist ...

Die Euro­päi­sche Union finden die meisten jungen Menschen grund­sätz­lich gut. Aber konkrete Vorstel­lungen von der Zukunft der EU zu formu­lieren, scheint vielen schwer zu fallen. Woran das liegt, hat Jana Borchers versucht heraus­zu­finden.

Wir sind Europa - was bedeutet das eigentlich konkret?

Wir sind Europa - was bedeutet das eigentlich konkret? / Foto: politikorange

Der Brexit hat in vielen Ländern die Begeis­te­rung für die EU neu entfacht, beson­ders unter jungen Menschen. In Deutsch­land erfährt die Bewe­gung Pulse of Europe“ großen Zulauf. Menschen gehen auf die Straße, demons­trieren für den Zusam­men­halt der Union, für euro­päi­sche Grund­rechte.

Was das im Detail bedeutet, hat die Initia­tive nicht näher defi­niert. Und vielen jungen Menschen scheint es ähnlich zu gehen: Die EU ist gut, muss aber verbes­sert werden. Mit diesem Gedanken hört es meis­tens jedoch schon auf. In dem Work­shop We are Europe, baby!“ unter der Leitung von Helen Böhmler sollen die Kongress­teil­nehmer und ‑teil­neh­me­rinnen deshalb verschie­dene Zukunfts­vi­sionen für die Euro­päi­sche Union entwi­ckeln.

Eine gemein­same Vision?

Helen Böhmler glaubt, dass das Fehlen einer gemein­samen Vision die Refor­mie­rung der EU so schwierig macht. Ist eine Art Verei­nigte Staaten von Europa das Ziel? Soll es eine gemein­same Haus­halts­kasse geben, einen einheit­li­chen Steu­er­satz? Oder sollen die Natio­nal­staaten die Hoheit in den meisten Berei­chen behalten und nur als bera­tendes Gremium zusam­men­treten?

Die Komple­xität des Themas schrecke viele Menschen ab, über konkrete Vorschläge nach­zu­denken. Der Weg zur rich­tigen Antwort ist sehr lang”, meint Böhmler. Gleich­zeitig ist sie der Auffas­sung, dass viele Menschen den Glau­bens­satz verin­ner­licht haben, eine proeu­ro­päi­sche Einstel­lung schließe Kritik an der EU von Anfang an aus.

Man müsse sich sehr genau auskennen, um gezielt Kritik üben zu können, ansonsten argu­men­tiere man schnell auf der Gefühls­ebene. Sie hält es daher für wichtig, mehr Vorwissen zu schaffen, das Thema verstärkt in Schulen und Bildungs­ein­rich­tungen zu behan­deln.

Böhmler glaubt, dass die allge­meine Ziel­lo­sig­keit über die Zukunft der EU zu einer Blockade geführt hat. Gezeigt habe sich das aktuell bei der Unter­brin­gung von Geflüch­teten. Dennoch hält sie es für möglich, dass man sich auf eine gemein­same Vision einigen könne: Es kann sein, dass die Konflikt­li­nien vor allem auf Regie­rungs­ebene ablaufen“. Deshalb denkt Böhmler, dass eine stär­kere Einbin­dung der Bevöl­ke­rung den Prozess verein­fa­chen könnte.

Globale Probleme nur gemeinsam lösbar

All das klingt ziem­lich schwierig und kompli­ziert. Dennoch scheint es auch heute, als wollten die Teil­neh­menden an der Idee einer gemein­samen Euro­päi­schen Union auf jeden Fall fest­halten. Ich glaube, es gibt viele Menschen, die die EU ganz rational als alter­na­tivlos ansehen“, sagt Böhmler. In der heutigen Zeit gibt es zu viele Probleme, die ein einzelner Staat nicht lösen kann: sei es die Flücht­lings­the­matik oder die Erder­wär­mung.

Am Ende des Work­shops präsen­tieren die Teil­neh­menden ihre Visionen. In vielen Punkten scheinen sie sich über­ra­schend einig zu sein. Gemein­same Gesund­heits­po­litik, hat eine Gruppe auf ihr Plakat geschrieben. EU-Ausweis. Finan­zi­elle Sank­tionen für Länder, die keine Flücht­linge aufnehmen wollen. Gemein­samer EU-Feiertag. Ob und wie sich das alles umsetzen lässt – darauf findet auch der Work­shop keine Antwort. Aber eines hat sich in jedem Fall gezeigt: Noch sind jungen Leuten die Ideen für die Zukunft der EU nicht ausge­gangen.


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