Vorge­zo­gene Bundes­tags­wahl – Stress im Hause des Bremer Landes­wahl­lei­ters?

Datum
21. Februar 2025
Autor*in
Hannah Engel
Thema
#BTW2025
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Ist die Wahl­be­hörde in Bremen auf die Bundes­tags­wahl gut vorbe­reitet? Darüber hat Hannah Engel mit dem Bremer Landes­wahl­leiter gespro­chen.

Papier­mangel. Kurz stand die Frage im Raum, ob die Wahl logis­tisch und orga­ni­sa­to­risch über­haupt durch­ge­führt werden kann. Inzwi­schen steht fest: Papier für die Wahl­scheine ist jetzt genug vorhanden. Aber das ist nicht das Einzige, was man für eine Wahl braucht. Ist die Wahl­be­hörde in Bremen auf die Bundes­tags­wahl gut vorbe­reitet? Darüber hat poli­ti­ko­range-Redak­teurin Hannah Engel mit dem Bremer Landes­wahl­leiter Herr Dr. Andreas Cors gespro­chen.

© Hannah Engel / Jugend­presse Deutsch­land e.V.


Herr Dr. Cors, sehr schön, dass das so kurz­fristig vor der Bundes­tags­wahl geklappt hat mit dem Inter­view. Direkt zur ersten Frage: Sie sind Landes­wahl­leiter in Bremen. Seit wann sind Sie im Amt?

Ich bin in diesem Amt als Landes­wahl­leiter seit dem 1. November 2018.

Was sind die wich­tigsten Aufgaben als Landes­wahl­leiter?

Die wich­tigsten Aufgaben sind natür­lich die Orga­ni­sa­tion von Wahlen im Bundes­land Bremen. Und zwar alle Wahlen, um die es hier gehen kann. Euro­pa­wahl, Bundes­tags­wahlen, aber auch Bürger­schafts­wahlen und auch die soge­nannten Beirä­te­wahlen, die in der Stadt Bremen statt­finden und entspre­chende Wahlen für die Stadt Bremer­haven ebenso.

Hatten Sie schon vorher Erfah­rung bei der Wahl­or­ga­ni­sa­tion?

Ja, ein wenig. Ich bin seit dem Jahr 2007 hier in das Haus gekommen, damals als Abtei­lungs­leiter und hatte als stell­ver­tre­tender Amts­leiter in der Zeit von 2007 bis 2018 auch schon entspre­chende Berüh­rungs­punkte mit den Wahlen, die in dieser Zeit im Land Bremen statt­ge­funden haben. War aber nicht als Verant­wort­li­cher damals dabei.

Die Bundes­tags­wahl wurde nun kurz­fristig vorge­zogen. Wie haben Sie da als Team darauf reagiert? Gab es Schwie­rig­keiten, Anpas­sungen?

Das gab natür­lich eine ganz neue Orga­ni­sa­ti­ons­form. Wir mussten natür­lich sehr viel schneller sämt­liche Orga­ni­sa­ti­ons­vor­gänge über­prüfen, inwie­weit sie Prio­rität haben, wie zum Beispiel die Einbin­dung von Dienst­leis­tern, die uns helfen müssen, diese Wahl zu orga­ni­sieren und zu stemmen z.B. Druck­dienst­leister. Wir hatten also zu Beginn sehr früh schon Kontakte aufge­nommen zu Druck­dienst­leis­tern mit der Frage: Könnt ihr uns die entspre­chenden Stimm­zettel in der Zeit drucken, die es jetzt hier nur gibt in dieser verkürzten Phase? Es hat aber auch natür­lich, was die Perso­nalan­wer­bung angeht – jede Wahl bedeutet natür­lich auch, dass man eine einen Stab bilden muss aus Leuten, aus Menschen, die erst einmal gefunden werden müssen, also Fest­an­ge­stellte für einen bestimmten Zeit­raum, über ein halbes Jahr etwa, Aber auch waren Helfe­rinnen und Wahl­helfer, die wir in Bremen finden mussten. Und diese Orga­ni­sa­ti­ons­ar­beiten haben natür­lich sofort aus dem Stand heraus dann volle Fahrt aufge­nommen. Und damit ging es sofort los.

Würden Sie sagen: Jetzt Stand der Dinge hat das alles gut funk­tio­niert und Sie sind gut vorbe­reitet?

Das hat alles sehr gut funk­tio­niert. Toi, toi, toi. Das muss man sagen. Wir sind sehr froh, dass wir schon in recht kurzer bzw. in einer ausrei­chenden Zeit – sämt­liche Mitar­bei­te­rinnen und Mitar­beiter finden konnten. Wir hatten hier auch Unter­stüt­zung von anderen Dienst­stellen im Land Bremen und das hat alles bisher gut geklappt.

Speziell auf die Brief­wahl bezogen: Wie hat sich die insge­samt über die Jahre in Bremen entwi­ckelt?

Die Anzahl der Brief­wäh­le­rinnen und Brief­wähler hat stetig zuge­nommen. Die höchste Zahl von Brief­wäh­lern gab es bei der Bundes­tags­wahl im Jahr 2021 im Land Bremen. Hier hatten wir knapp 150.000 Brief­wahl­an­träge. Und wir sind jetzt aber auch schon wieder über 100.000 Brief­wäh­le­rinnen und Brief­wäh­lern, diese Anträge sind bei uns einge­gangen. Und insge­samt kann man sagen, dass der Anteil der Brief­wähler und Brief­wäh­le­rinnen stetig zunimmt. Das ist ein gewisses Problem. Das verur­sacht eine Menge Arbeit. Die Bear­bei­tung der Brief­wahl­an­träge, die Umschläge müssen gela­gert werden, die Brief­wäh­le­rinnen müssen erreicht werden, die Unter­lagen müssen ihnen zuge­stellt werden und andere Dinge. Und der Gesetz­geber hat bei der Aufstel­lung der Wahl­ge­setze nicht unbe­dingt den Brief­wähler als erstes im Sinn gehabt, sondern allge­meine und freie Wahlen sind vor dem Hinter­grund der Geset­zes­lage eher für die Urnen-Wähler und Urnen Wähle­rinnen gemeint, also die Menschen, die am Wahl­sonntag in das Wahl­lokal gehen und dort ihre beiden Stimmen bei einer Bundes­tags­wahl abgeben. Mehr und mehr kommt es aber dazu, dass sich die Wähle­rinnen und Wähler für eine Brief­wahl entscheiden. Aus welchen Motiven auch immer.

Dann kommen wir direkt zur Zulas­sung zur Wahl. Die Parteien, die dann bei der Wahl über­haupt erst antreten dürfen. Da wurden ja einige Klein­par­teien in Bremen nicht zuge­lassen. Denken Sie das es fair ist, dass diese nicht zuge­lassen wurden?

Also das ist eine Bewer­tung. Da kann ich meine Meinung dazu nicht sagen. Ich habe dazu auch keine wirk­liche Meinung. Ich kann nur sagen, ein Land wie Deutsch­land braucht eine Regie­rung. Und wenn es in einer solchen Situa­tion, wie wir sie Ende des vergan­genen Jahres hatten, die alte Regie­rung stol­pert, löst sich auf. Es werden Neuwahlen verlangt. (…) Kürzere Zeiten für den Wähler, für die Wählerin, aber auch kürzere Zeiten für die Parteien, um ihre Wahl­vor­schläge zu plat­zieren. Meiner Meinung nach sind das Umstände, die aber notwendig sind und ich kann sagen, dass es andere Parteien sehr wohl geschafft haben, in den Zeit­räumen, die jetzt zur Verfü­gung standen, bei den verkürzten Fristen ihre Wahl­vor­schläge ordent­lich bei uns zu plat­zieren. Zwei andere haben es nicht geschafft, was Unter­stüt­zungs­un­ter­schriften angeht. Aber auch dort muss man sagen, ist das eben auch geschuldet der Tatsache, dass es eine verkürzte Frist gegeben hat zur Aufstel­lung und der Hinter­grund ist eben, dass wir eine neue Regie­rung brau­chen.

Die Pira­ten­partei, die Partei der Basis und die Partei des Fort­schritts wurden nicht zuge­lassen. Gab es da Diskus­sionen intern oder mit den anderen Bundes­län­dern zu den Zulas­sungs­be­din­gungen? Da z. B. das Unter­schrif­ten­sam­meln in der kurzen Zeit ja ziem­lich schwierig ist.

Diese Diskus­sionen hat es gegeben. Natür­lich. Aber es ist nicht an uns, nicht an den Landes­wahl­lei­tungen, die Gesetze zu ändern. Das ist eine Aufgabe, die beim Bund liegt. Wir haben das natür­lich disku­tiert, aber eine Geset­zes­än­de­rung kommt dabei nicht in Frage. Wir können nur immer darauf hinweisen, dass das unsere Aufgabe ist. Die Aufgabe der Landes­wahl­ei­tungen ist, die Gesetze nach­zu­voll­ziehen und dafür Sorge zu tragen, dass die Gesetze auf der Grund­lage der bestehenden Wahl­ge­setze, die diese Wahl orga­ni­siert und abge­halten wird. Das ist unsere Aufgabe und dabei müssen wir auch bleiben.

Das heißt, das spezi­elle Gesetz dafür hätten der Bundestag und Bundesrat beschließen müssen.

Ja, und das ist nicht geschehen.

Können Sie dann die Kritik nach­voll­ziehen, die die Parteien haben, die nicht zuge­lassen wurden?

Ja, ich habe viele Vertreter gehört, die gesagt haben, es war kalt draußen. Da sind natür­lich auch so viele Personen in der Bevöl­ke­rung gar nicht ansprechbar. Das sind natür­lich Dinge, die kann ich verstehen. Aber noch mal. Es gibt andere Parteien, die es geschafft haben und es ist immer schwer, im Nach­hinein eindeutig zu klären, woran es gelegen hat. Ob es nur an den verkürzten Fristen gelegen hat zum Sammeln von Unter­stüt­zungs­un­ter­schriften oder ob es auch daran gelegen hat, dass die Partei nicht über­zeu­gend aufge­treten ist und deshalb zu wenig Unter­schriften beibringen konnte. Das alles entzieht sich meiner Kenntnis.

Dann würde ich gerne auf die Zusam­men­ar­beit mit anderen Bundes­län­dern und dem Bund eingehen. Es gibt insge­samt 16 Landeswahlleiter*innen. Ist das richtig? Und eine Landes­wahl­lei­terin auf Bundes­ebene?

Ja, es gibt 16 Bundes­länder. Alle Bundes­länder haben eine Landes­wahl­lei­tung. Sei es ein Landes­wahl­leiter oder eine Landes­wahl­lei­terin. Ja, eine Bundes­wahl­lei­terin. Das ist Frau Dr. Brandt.

Und welche Abstim­mungen und Koope­ra­tionen passieren auf den beiden Ebenen, also auf Landes- und Bundes­ebene?

Ja, es ist so, dass natür­lich die Landes­wahl­lei­tungen verant­wort­lich sind für die Orga­ni­sa­tion in ihrem Bundes­land, das heißt die Wahl­lo­kale orga­ni­sieren müssen, die Wahl­helfer und Wahl­hel­fe­rinnen orga­ni­sieren müssen. Die Abstim­mungen beziehen sich aber darauf, dass, wenn am Wahl­sonntag die Ergeb­nisse ausge­zählt worden sind, entspre­chende Ergeb­nisse zur Bundes­wahl­lei­terin über­tragen werden müssen, damit dort das Bundes­er­gebnis erstellt werden kann.

Wird das tech­nisch oder tele­fo­nisch gemacht?

Das ist zum Teil unter­schied­lich und es wird über verschie­dene Wege gemacht. Es wird digital gemacht. Das sind abge­schot­tete Systeme zum Teil. Aber hier gibt es eben auch eine Viel­zahl von Rege­lungen von Bundes­land zu Bundes­land. Und die Bundes­wahl­lei­terin hat hier entspre­chende Stan­dards vorge­geben, die auch in Abstim­mung mit den jewei­ligen Bundes­äm­tern in Berlin vorge­nommen worden sind, um die Sicher­heit zu gewähr­leisten.

Gibt es beson­dere Heraus­for­de­rungen bei der Koor­di­na­tion auf den unter­schied­li­chen Ebenen?

Heraus­for­de­rungen, kann ich Ihnen sagen, geht es immer. Es gibt die Heraus­for­de­rung, was wir im Vorfeld ja nicht wissen: Wie groß ist die Wahl­be­tei­li­gung? Nehmen wir mal an, die Wahl­be­tei­li­gung geht an die 80 – 90 %. Dann hätten wir in den Wahl­lo­kalen am Wahl­sonntag natür­lich einen großen Ansturm. Und das würde bedeuten, dass die Wahl­hel­ferin und Wahl­helfer dort vor Ort unheim­lich viele Dinge regeln müssen, um die entspre­chenden Leute, Wähle­rinnen und Wähler zur Urne zu bringen und dort ihre Stimme abgeben zu lassen. Das ist natür­lich eine Heraus­for­de­rung. Wir wissen das nicht. Wir wünschen uns eine hohe Wahl­be­tei­li­gung. Es gibt aber auch die Heraus­for­de­rung, dass wir nicht wissen, welches Wetter am Wahl­sonntag herr­schen wird, wenn es dort ein Schnee­chaos gibt, dann wird natür­lich der Trans­port der entspre­chenden Urnen hin zu den Wahl­lo­kalen und der Weg der Wähle­rinnen und Wähler zu den Wahl­lo­kalen schwie­riger werden. Alles das sind Dinge, die man im Moment noch nicht genau weiß und letzt­lich ist auch immer eine wich­tige Frage, wie viele vorher gefun­dene Wahl­hel­fe­rinnen und Wahl­helfer am Wahl­sonntag wirk­lich kommen? Viele können krank werden. Im Moment haben wir eine Krank­heits­welle. Also wir hoffen darauf, dass es an dieser Stelle kaum Ausfälle gibt.

Aber zum jetzigen Zeit­punkt haben sie genug Wahlhelfer*innen und haben auch Werbung dafür gemacht?

Ja, das haben wir. Wir haben auch immer wieder auf die Wahl­hel­fe­rinnen und Wahl­helfer voran­ge­gan­gener Wahlen zurück­ge­griffen und versucht, diese zu bekommen, weil das Leute sind, die schon eine entspre­chende Erfah­rung haben; sie müssen auch wieder geschult werden. Alle Wahl­hel­fe­rinnen und Wahl­helfer werden bei uns geschult. Aber das sind dann doch sehr verläss­liche Wahl­helfer, die wir da gewinnen können. Das hat, wie gesagt, gut geklappt. Im Moment sieht es sehr gut aus. Wir haben keinen beson­ders starken Ausfall. Wir bilden noch immer eine Reserve und haben von den insge­samt rund 4000 Wahl­hel­fe­rinnen und Wahl­hel­fern in der Stadt Bremen etwa 800 in der Stadt Bremer­haven. (…)

Und die Vorbe­rei­tung kann man sich so vorstellen, dass es an einem Tag ein Seminar ist oder gibt es auch noch andere Anfor­de­rungen, die man mitbringen muss?

Sie müssen natür­lich das Recht zum Wählen haben. Sie müssen also älter als 18 sein. Bei dieser Wahl und bei einer Euro­pa­wahl im vergan­genen Jahr war das anders. Da konnten Sie schon ab 16 wählen und entspre­chend auch ab 16 Wahl­helfer werden. Aber ansonsten müssen sie der deut­schen Sprache mächtig sein und müssen bereit sein, an verschie­denen Schu­lungen teil­zu­nehmen, die in der Regel hier bei uns im Hause statt­finden, aber auch online ange­boten werden.

Dann würde ich gerne auf beson­dere Gege­ben­heiten in Bremen zu spre­chen kommen. Bremen ist das schönste Land. Bremen ist das kleinste Bundes­land. Gibt es hier geogra­fi­sche oder infra­struk­tu­relle Heraus­for­de­rungen bei der Orga­ni­sa­tion der Wahl?

Also in diesem Bundes­land haben wir es im Vergleich zu anderen Bundes­län­dern. Wenn wir zum Beispiel den Vergleich mit Rhein­land-Pfalz uns anschauen, dann sehen wir, dass Rhein­land-Pfalz ein Bundes­land ist, das sehr viele kleine Gemeinden hat. Und das ist natür­lich etwas anderes, wenn es um eine Wahl geht, die man orga­ni­sieren muss. Denn dort muss man ja in den jewei­ligen Gemeinden oder Wahl­be­zirken, sage ich, Wahl­kreisen entspre­chend die Infra­struktur aufbauen, damit die Wähle­rinnen und Wähler dort wählen können. Hier haben wir es in Bremen natür­lich aufgrund unseres zwei Städte Bundes­landes sehr viel einfa­cher. Wir haben also hier nicht über 400 Gemeinden, in denen jeweils Wahl­räume einge­richtet werden müssen, sondern im Land Bremen haben wir hier in meinem Hause, im Hause des Statis­ti­schen Landes­amtes, sämt­liche Wahl­or­ga­ni­sa­tionen unter einem Dach. Das heißt, wir haben eine gemein­same Kreis­wahl­lei­terin, das ist Frau Jansen hier im Haus, und wir haben ein Landes­wahl­leiter, das bin ich. Sie haben aber zum Beispiel im Land Rhein­land-Pfalz sehr viel mehr Kreis­wahl­lei­tungen, weil das Land sehr klein­räumig orga­ni­siert ist. Das ist natür­lich dann bei einer Orga­ni­sa­tion auch immer schwie­riger unter einen Hut zu bringen. Aber die Kollegen in Rhein­land-Pfalz kennen diese Umstände.

Okay, das heißt, es gibt gar keine Zusam­men­ar­beit mit Kreiswahlleiter*innen, weil es diese in Bremen nicht gibt?

Es gibt eine gemein­same Kreis­wahl­lei­terin – doch natür­lich und die Zusam­men­ar­beit ist da. Aber die Zusam­men­ar­beit fällt hier aufgrund der kurzen Wege leichter, als wenn sie wie in einem sehr viel größeren Land sehr viele Kreis­wahl­lei­tungen hätten. Hier in Bremen haben wir nur eine.

Und Bremen ist insge­samt in zwei Wahl­kreise aufge­teilt?

Ja.

Dann hat Bremen ja auch eine relativ hohe Anzahl an Menschen mit Migra­ti­ons­hin­ter­grund und auch an Studie­renden und jungen Wähler*innen. Wie erzielen Sie, dass diese auch umfas­send infor­miert wird? Oder sie einge­bunden sind und gene­rell zur Wahl kommen? Setzen Sie da z.B. auch auf mehr­spra­chige Wahl­in­for­ma­tionen?

Nein, das tun wir nicht. Das ist auch wahl­ge­setz­lich gere­gelt. Hier gibt es keine Verord­nung, die uns gesetz­lich dazu verpflichtet, zum Beispiel die Wahl­be­nach­rich­ti­gungen in mehreren Spra­chen drucken zu lassen. Aber wir haben in Über­ein­stim­mung mit der Bundes­wahl­lei­terin Hinweise gegeben, wo sich Wähle­rinnen und Wähler in ihrer Sprache oder in den meist gespro­chenen Spra­chen an anderer Stelle bei einem Link der Bundes­wahl­lei­terin infor­mieren können, zum Beispiel über die Fristen, die es dieses Mal auch gibt.

Dann würde ich noch gerne einmal zum Wahl­schutz und zum Schutz vor Betrug kommen. Also zur Wahl­si­cher­heit. Wie bereitet sich Bremen auf z. B. Cyber­an­griffe und auf Desin­for­ma­ti­ons­kam­pa­gnen vor und beson­ders auf Social Media?

Ja, wir haben, gerade was diesen Punkt angeht, Frau Engel, natür­lich Vorsorge getroffen und stehen hier in Koope­ra­tion mit anderen Stellen im Land Bremen, mit der Polizei, mit dem Verfas­sungs­schutz, mit dem Staats­schutz und haben diese Stellen infor­miert und uns mit ihnen abge­stimmt. Was passiert, wenn es zu einer solchen Desin­for­ma­ti­ons­kam­pagne kommen würde? Am Wahl­sonntag beispiels­weise. Und hier können wir sehr schnell reagieren. Wir müssen aber auch darauf hinweisen, dass diese Aufgabe natür­lich eine entspre­chende Vorbe­rei­tung bedeutet und sehr viele Personen hier auch bindet, die dann entspre­chend in der Lage sein müssen, sehr schnell dafür zu sorgen, dass der Widerruf zum Beispiel über Pres­se­mit­tei­lungen, die wir dann heraus­geben müssen, dass sehr schnell offen­ge­legt wird, dass es sich um eine Desin­for­ma­ti­ons­kam­pagne gehan­delt hat, an der nichts ist und die entspre­chend auch keine weiteren Konse­quenzen haben wird. Wir werden darüber hinaus dann für den Fall, dass wir die Urheber einer solchen Desin­for­ma­ti­ons­kam­pagne kennen oder ding­fest machen können, nament­lich eine entspre­chende Anklage dafür bei der Polizei vorsehen.

Aber hat Bremen da in anderen Bundes­län­dern ein gewisses Risiko oder spezi­elle Risiken oder Angriffs­mög­lich­keiten?

Nein, das sind meiner Meinung nach Gefahren, die jedem Bundes­land drohen können. Auch Bremen ist im Bundesrat vertreten und hier gibt es unter den Bundes­län­dern mehr oder weniger eine Gleich­ver­tei­lung der Maßnahmen, um die es geht.

Zur Wahl­be­tei­li­gung, die lag bei der letzten Bundes­tags­wahl bei 71,9 % und insge­samt damit ein biss­chen unter dem Bundes­durch­schnitt von 76,6%. Haben Sie spezi­elle Programme oder Kampa­gnen, um die Wahl­be­tei­li­gung zu stei­gern?

Nein, das haben wir insbe­son­dere dieses Mal nicht, weil es ja aufgrund der verkürzten Fristen in der gebo­tenen Zeit gar nicht möglich gewesen wäre, eine solche Kampagne zu starten. Auch muss man sagen, ist das nicht unser Auftrag. Wir sind nicht dafür zuständig, Wahl­wer­bung zu betreiben. Das machen die Parteien, das müssen die Poli­tiker machen. Wir haben nur den Auftrag, dass wir die Wahlen zu orga­ni­sieren haben, auszu­zählen haben und das Ergebnis fest­stellen müssen.

Das heißt auch für Wahl­auf­klä­rung, jetzt nicht für spezi­elle Parteien, aber insge­samt sind Sie nicht zuständig?

Richtig. Wahl­auf­klä­rung ist nicht unser origi­närer Auftrag. Nein, das kann man an anderer Stelle machen. Dafür gibt es im Internet sehr viele Quellen, mit denen man das machen kann. Man kann sich natür­lich bei uns auch beraten lassen. Wenn es um die Zulas­sung von Parteien geht, sind meine Mitar­bei­te­rinnen und Mitar­beiter natür­lich auch in engem Kontakt mit den entspre­chenden Vertre­tern dieser Parteien, beraten diese, geben ihnen Hinweise, was sie machen müssen, damit es entspre­chend den Wahl­ge­setzen folgend einge­reicht werden kann. Aber was die Bürge­rinnen und Bürger angeht, ist das nicht unser origi­närer Auftrag.

Okay, das ist natür­lich auch ein gewisses Risiko, da sich z. B. gerade Erstwähler*innen viel auf Social Media-Platt­formen wie TikTok aufhalten und da natür­lich auch eine leichte Beein­fluss­bar­keit ist.

Ja, es gibt andere Stellen, die für die Wahl­auf­klä­rung zuständig sind. Nehmen Sie beispiels­weise die Presse. Hier gibt es in den Zeitungen sehr viele, gerade heute auch wieder sehr viele Kampa­gnen, in denen die Wahlen erläu­tert wird. Erklärt wird, wie sich der Bundestag zusam­men­setzt, wie viele Stimmen die Bürge­rinnen und Bürger haben. Es gibt aber auch die Landes­zen­trale für poli­ti­sche Bildung in Bremen. Auch diese hat ihren Auftrag wahr­ge­nommen und infor­miert Bürge­rinnen und Bürger. Hier gibt es sogar einen sehr direkten Kontakt zu den Wähle­rinnen und Wählern. Und das Angebot ist da, so wie ich das gesehen habe, recht umfang­reich. Also es gibt andere Stellen.

Haben Sie konkrete Rück­mel­dungen oder Verbes­se­rungen von Bürger*innen bekommen hinsicht­lich der Wahl­or­ga­ni­sa­tion?

Ja, das bekommen wir jedes Mal. Wir sind sehr dankbar dafür und sind auch jedes Mal nach der Wahl in mehreren Sitzungen damit beschäf­tigt, diese Vorschläge auszu­werten. Also es gibt da eine Nach­lese und hier sitzen wir zusammen und beraten, was denn gut gelaufen ist, was nicht gut gelaufen ist und wo wir Verbes­se­rungen machen können, wo uns aber auch Wähle­rinnen und Wähler Tipps gegeben haben, gesagt haben, Vorschläge gemacht haben, wie man es viel­leicht besser machen kann. Ja, das hat einen Einfluss. Und dafür sind wir immer sehr dankbar.

Und haben Sie noch andere konkrete Sachen, wie Sie den Wahl­pro­zess trans­pa­renter und nach­voll­ziehbar gestalten wollen?

Also im Moment lässt die Zeit einfach keinen Raum dafür. Denn wir haben jetzt schon am kommenden Wahl­sonntag die Aufgabe, alles so vorzu­be­reiten, dass die Wähle­rinnen und Wähler in ihren Wahl­räumen wählen können. Das muss ausge­zählt werden. Also im Moment machen wir uns darüber noch keine Sorgen, sondern sind nur mit der reinen Orga­ni­sa­tion der Wahlen beschäf­tigt.

Haben Sie noch etwas, was Sie den wahl­be­rech­tigten Bürger*innen in Bremen mit auf den Weg geben möchten, was Sie auch best­mög­lich auf die Wahl vorbe­reiten kann?

Ich würde mich freuen, wenn es eine hohe Wahl­be­tei­li­gung gibt und kann deshalb nur sagen Bitte gehen Sie wählen.

Okay, dann bedanke ich mich sehr für das Gespräch.

Gerne, Frau Engel.


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