Vier Wege, Handy­nut­zung nach­hal­tiger zu gestalten

Datum
05. Juli 2016
Autor*in
Thema
#ZukunftsTour 2016
Jaya Bowry und Maurizia Magro bei der Zukunftstour Mainz / Foto: Nathalie Bockelt

Jaya Bowry und Maurizia Magro bei der Zukunftstour Mainz / Foto: Nathalie Bockelt

Die Kurz­le­big­keit von Handys bringt Probleme mit sich. Was ist mit Ressour­cen­ef­fi­zienz? Umwelt­schutz? Nach­hal­tig­keit? Auf der Zukunfts­tour disku­tieren Schüler*innen diese Stich­worte und suchen Wege, sie in die Realität umzu­setzen.

Wer kennt das nicht: Man hat sich zwar erst vor einem Jahr das neue Handy gekauft, aber es tut nicht mehr, wie es soll. Es ist zu langsam, es unter­stützt eine neue Tech­no­logie nicht und der Spei­cher­platz ist wirk­lich nicht ausrei­chend. Ein neues Gerät muss her.

Handy­re­cy­cling ist regel­mäßig ein großes Thema auf der Zukunfs­tour. Nach­hal­tig­keit. Ist das wirk­lich nötig?“ fragt in Mainz das rhein­land-pfäl­zi­sche Wirt­schafts­mi­nis­te­rium. Jugend­liche im Mittel­stu­fen­alter finden sich in Gruppen und sammeln Vorschläge zur nach­hal­tigen Handy­nut­zung. Wir stellen euch die besten Vorschläge vor und haben dazu Exper­tinnen befragt.

1. Pfand bei Handy­kauf

Handys könnte man, ähnlich wie Flaschen, mit einem Pfand versehen, das man erstattet bekommt, wenn man das Handy zurück­gibt, wenn man es nicht mehr möchte. Die Händler wären dann verpflichtet, die Geräte fach­ge­recht zu entsorgen. 100 Euro pro Handy, so lautet der Vorschlag.

Kriege ich das Geld wirk­lich zurück, wenn ich das Handy zurück­gebe? Was passiert, wenn mein Händler pleite geht?“, fragt Max, 15 Jahre alt. Die Frage ist berech­tigt. Aber wer Handy­p­fand fordert, wird von einer vergleichs­weise starken Lobby unter­stützt: Im Jahr 2012 forderte der Sach­ver­stän­di­genrat für Umwelt­fragen ein Handy­p­fand zwischen 30 und 100 Euro pro Gerät in der Hoff­nung, dass sich damit die Rück­lauf­quoten deut­lich erhöhen würden. Auch Jaya Bowry, wissen­schaft­liche Mitar­bei­terin beim Institut für nach­hal­tiges Wirt­schaften Faktor10, hält den Vorschlag für realis­tisch: Je höher der Pfand, desto höher der Anreiz.“ Bowry und ihre Kolle­ginnen Lena Beck und Maurizia Magro reprä­sen­tieren das Netz­werk BilRess auf der Zukunfts­tour Mainz. Bilress ist ein Zusam­men­schluss einiger Think-Tanks, die sich auf nach­hal­tiges Wirt­schaften spezia­li­siert haben, und hat es sich zur Aufgabe gemacht, Ressour­cen­scho­nung stärker im deut­schen Bildungs­system zu veran­kern.

2. Gesetz­liche Mindest­ver­trags­dauer

Was ist mit Mindest­ver­trags­dauern für die Handy­nut­zung? Teil­weise gibt es das schon, denn Handy­ver­träge haben immer eine Mindest­dauer. Die Idee der Schüler*innen unter­scheidet sich vom Status Quo aber dahin­ge­hend, dass sie für alle Handys gelten soll, also nicht nur für Vertrags­handys. Außerdem müsse man Strafe zahlen, wenn man sich ein neues Handy kauft, bevor man die Mindest­ver­trags­dauer des alten Handys von zwei oder drei Jahren abge­wartet hat. Damit sich jeder daran hält, soll das neue Handy doppelt so teuer sein. Die Hoff­nung ist, dass sich niemand mehr ein neues Handy kauft, während das alte noch benutzbar ist.

Der Gebraucht­markt würde zusam­men­bre­chen“, fürchtet der 14-jährige Moritz. Auch der Markt für Prepaid-Handys würde damit verboten werden, stellt Maurizia Magro, Forschungs­as­sis­tentin beim Institut für Zukunfts­stu­dien und Tech­no­lo­gie­be­wer­tung, fest. Denn so eine Rege­lung könne nur dann funk­tio­nieren, wenn sie für alle Handys gelte. Und der Verschleiß sei von Gerät zu Gerät sehr unter­schied­lich: Manche Handys halten ohne Probleme zwei Jahre lang, andere mögli­cher­weise nicht. Fazit: Eher schwierig.“

3. Tauschapp

Wie wäre es mit einer Tauschapp? So wie Klei­der­kreisel“ oder Swap your Stuff“ – das sind Platt­formen im Internet, auf denen man Dinge, die man nicht mehr haben möchte, online zur Verfü­gung stellen und gegen die ange­bo­tenen Dinge anderer User eintau­schen kann. Coole Idee“, findet der 13-jährige Yan. Unprak­tisch“, findet Bowry. Ihrer Exper­ten­mei­nung zufolge belegen Studien, dass Tausch­platt­formen nicht gut funk­tio­nieren, da sich diese schnell zu Kauf­platt­formen verwan­deln. Der deut­sche Inter­net­be­nutzer tauscht offenbar nicht gerne, sondern verkauft und kauft lieber. Außerdem sei Tauschen wegen der aufwän­digen Logistik nicht zwin­gend ressour­cen­ef­fi­zient.

4. Handy­re­cy­cling­au­tomat

In den USA gibt es sie schon: Auto­maten, die gebrauchte Handys annehmen und dafür Geld zurück­geben. Die kali­for­ni­sche Tech-Firma EcoATM – auf Deutsch unge­fähr ökolo­gi­scher Geld­au­tomat“ – betreibt inzwi­schen etwa 1000 dieser Geräte in dn Verei­nigten Staaten (http://​www​.chip​.de/​n​e​w​s​/​R​e​c​y​c​l​i​n​g​-​A​u​t​o​m​a​t​-​k​a​u​f​t​-​a​l​t​e​-​S​m​a​r​t​p​h​o​n​e​s​-​a​b​_​60182360​.html). Glaubt man Lena Beck, wissen­schaft­liche Mitar­beiter bei Faktor10, geht dieser Ansatz am Kern­pro­blem vorbei: Je einfa­cher die fach­ge­rechte Entsor­gung ist, desto mehr Verbrau­cher halten sich an sie. Sinn­voll seien also nicht vergleichs­weise wenige Rück­ga­be­mög­lich­keiten, egal wie attraktiv sie sind. Sondern wer Handy­re­cy­cling fördern möchte, soll für sehr viele Entsor­gungs­mög­lich­keiten sorgen, auch wenn es kein Geld zurück gibt. Das, da ist sich Beck sicher, würde reichen, um Handy­re­cy­cling beliebter zu machen.


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