Verdient verloren

Datum
29. September 2021
Autor*in
Christian Lütgens
Themen
#BTW21 #Wahlen
Ein Wahlplakat von Armin Laschet an einer Laterne. Auf dem Wahlplakat wirbt Laschet mit dem Slogan: "Gemeinsam für ein modernes Deutschland."

Ein Wahlplakat von Armin Laschet an einer Laterne. Auf dem Wahlplakat wirbt Laschet mit dem Slogan: "Gemeinsam für ein modernes Deutschland."

Vorschaubild und Instagram. Foto: Jugendpresse Deutschland / Christian Lütgens

Ein schwarzer Sonntag war der Wahl­abend für die Union – und zwar nicht im posi­tiven Sinne. Die regie­rungs­ge­wöhnte CDU/CSU droht der Gang in die Oppo­si­tion, darüber schlimms­ten­falls auch die Implo­sion. Chris­tian Lütgens kommen­tiert.

Ein Wahlplakat der CDU auf dem steht: "Weil's drauf ankommt: CDU".

Der von Armin Laschet gespürte „Wind der Veränderung" weht – bloß zu seinem Pech gegen ihn und seine Partei. Foto: Jugendpresse Deutschland / Christian Lütgens

Masken schützen nicht nur vor Corona-Viren. Seit gestern Abend ist klar: Sie schützen entlar­vende Mimik auch zuver­lässig vor neugie­rigen Kameras. Deshalb ließ sich die Schwere der Mund­winkel der Frauen und Männer, die auf der Bühne hinter Armin Laschet standen, bloß erahnen.

Gründe gäbe es sowohl für Enttäu­schung als auch Erleich­te­rung. Einer­seits hat die Union kräftig verloren, ihr schlech­testes Ergebnis aller Zeiten einge­fahren. Ande­rer­seits ist es nicht noch schlimmer gekommen, obgleich sie es verdient hätte: Masken­af­fären in den eigenen Reihen, brutale interne Kämpfe mit den eigenen Leuten, kleine aber viele Patzer des Vorsit­zenden als Fotos und Videos fest­ge­halten, program­ma­ti­sche Leere und Ideen­lo­sig­keit. Der allge­meine Zeit­geist sich auflö­sender Volks­par­teien allein kann nicht darüber hinweg­täu­schen, dass die regie­rungs­ver­wöhnte Union sich ehrlich und kritisch reflek­tieren muss.

Wie soll es nun weiter­gehen? Laschet muss wahr­lich Spit­zen­leis­tungen unter Beweis stellen, bei der Befrie­dung der im Innern brodelnden Partei und bei den Sondie­rungs­ge­sprä­chen für ein mögli­ches Jamaika-Bündnis. Dazu gehörte als Erstes, ein schlechtes Wahl­er­gebnis als solches anzu­er­kennen, die eigene Verant­wor­tung daran einzu­ge­stehen und kommu­ni­ka­tive Wider­sprüche zu Führungs­an­sprü­chen hinter sich zu lassen. Aber kann Armin Laschet das in seiner Posi­tion über­haupt noch?

Dem viel­leicht schlech­testen, da eitelsten Verlierer dieses blama­blen Wahl­kampfes – Markus Söder – muss das Kunst­stück gelingen, seine Mitver­ant­wor­tung an dieser histo­ri­schen Nieder­lage zu kaschieren. Schließ­lich war er derje­nige, der perma­nent gegen seinen Partei­freund im Boxring mit Baer­bock und Scholz von hinten gesti­chelt hat. In der Union gibt es sicher einige, die ange­sichts dieser Ausgangs­lage für den Start in die neue Legis­la­tur­pe­riode den Kopf in den Sand stecken würden. Frei­lich: Einen Schritt zurück­treten und den Gang in die hoffent­lich rege­ne­rie­rende Oppo­si­tion antreten, täte der Union viel­leicht gar nicht so schlecht.


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