Man muss in der Gesell­schaft immer in eine vorge­fer­tigte Schub­lade rein­passen!“ – Antonia*, Teil­neh­merin der AG 13, im Porträt

Datum
20. Mai 2023
Autor*in
Jonas Lukasch
Themen
#JPT23 #Leben
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Antonia nimmt bei den JPT an der AG 13 Fix the System, not us-Inklu­sion und Barrie­re­frei­heit sowie ‑armut“ teil. Wie sie mit ihrem eigenen Kind­heits­trauma umgeht, das sie noch immer einschränkt.

Trig­ger­war­nung: In diesem Artikel geht es um sexua­li­sierte Gewalt, sexua­li­sierte Gewalt an Kindern, Trau­mata und psychi­sche Probleme

Antonia* ist 23 und kommt aus Dort­mund. Bei den dies­jäh­rigen Jugend­po­li­tik­tagen ist sie Teil der AG 13 Fix the System, not us-Inklu­sion und Barrie­re­frei­heit sowie ‑armut“. Durch ein Trauma aus ihrer Kind­heit ist Antonia in ihrem Leben einge­schränkt. Wie Antonia Kindern bei ihrer Selbst­be­stim­mung über den eigenen Körper hilft und was sie sich von der Gesell­schaft im Umgang mit Minder­heiten wünscht, erfahrt ihr in diesem Porträt.

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Antonia heißt eigentlich anders und hat die Redaktion um Anonymität gebeten. Foto: unsplash

Von außen ist es nicht ersicht­lich, dass Antonia eine Einschrän­kung hat. Sie trägt helle Klamotten: einen grünen Pull­over und eine blaue Hose, dazu schwarze Sneaker und weiße Socken mit roter Coke“ Aufschrift. Ihre Augen sind dunkel­grün, die schwarzen Haare gehen ihr bis ans Kinn. Antonia macht einen entspannten Eindruck und ist sofort offen dafür, von mir porträ­tiert zu werden.

Präven­tion vor sexua­li­sierter Gewalt in der Grund­schule

Die 23-Jährige studiert momentan dual, im Rahmen des prak­ti­schen Teils arbeitet sie in einer Grund­schule. Sie hat dort eine AG gestartet unter dem Motto Mein Körper ist mein Körper“. Dort sollen die Grundschüler*innen lernen, dass es nicht okay ist, wenn Erwach­sene oder Gleich­alt­rige sie einfach so berühren. Es sei wichtig, eine klare Grenze zu setzen, zu sagen, dass man den Körper­kon­takt nicht will.

Bei Erwach­senen fehle manchmal der Respekt gegen­über Kindern, sagt Antonia. In ihren Kind­heits­jahren erlitt die Studentin sexua­li­sierte Gewalt in der Familie, was ein Trauma und damit einher­ge­hende psychi­sche Probleme zur Folge hatte. In ihrer Familie, erklärt mir Antonia, würde was, was ihr passiert ist, einfach totge­schwiegen. Sie wünscht sich eine bessere Aufklä­rung des Themas.

Probleme des Schub­la­den­den­kens in der Gesell­schaft

Auch in der Uni machen die psychi­schen Probleme Antonia zu schaffen: sie ist weniger leis­tungs­fähig als andere, braucht oft eine Pause. Die Studentin kriti­siert die fehlende Rück­sicht darauf. In der Gesell­schaft, da gäbe es eben bestimme Schub­laden, die schon vorge­fer­tigt sind. Doch was, wenn man nicht in diese typi­schen Schub­laden hinein­passt, wenn man spezi­elle Bedürf­nisse hat, und damit aus der Masse heraus­sticht? Antonia kriti­siert, viele Minder­heiten würden nicht in diese gesell­schaft­li­chen Schub­laden passen. Menschen mit Einschrän­kungen, psychi­schen Erkran­kungen, oder auch queere Personen, um nur ein paar Beispiele zu nennen.

Zu der queeren Commu­nity zählt sich Antonia eben­falls, sie ist zwar biolo­gisch gesehen eine Frau, doch iden­ti­fi­ziert sich als nicht-binäre Trans­person. Auch durch ihre Sexua­lität fühlt sich Antonia teil­weise benach­tei­ligt. Sie wünscht sich, dass sich die Gesell­schaft und beispiels­weise auch das Bildungs­system, mehr gegen­über Menschen öffnet, die zu einer sozialen Minder­heit gehören.

*Name auf Wunsch geän­dert


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