Jugend welt­weit – Im Gespräch mit drei Wegwei­se­rinnen

Datum
27. November 2016
Autor*in
Lisa Pausch und Helene Fuchs
Thema
#up2youth 2016

Nepal, Tansania und Sudan – das sind die Heimat­länder von Moreena, Rose und Rubina. Vor der YouthCon in Bonn haben die drei einen Work­shop besucht, um von Erfah­rungen der deut­schen UN-Jugend­de­le­gierten zu profi­tieren. Nun möchten sie selbst ein Jugend­de­le­gier­ten­pro­gramm in ihren Heimat­län­dern aufbauen. Helene Fuchs und Lisa Pausch haben sie von ihren Visionen und Wünschen erzählt.

Moreena Yassien (20), Sudan

Warum willst du ein Jugend­de­le­gier­ten­pro­gramm aufbauen?

In meinem Land sind zwei Drittel der Bevöl­ke­rung jünger als 24 Jahre. Das bedeutet, dass zwei Drittel der Stimmen nicht wirk­lich gehört werden. Ich glaube, das Programm gibt uns eine Chance, diese Stimme zu erheben und der Welt zu zeigen, was die suda­ne­si­sche Jugend ausmacht.

Welche Themen beschäf­tigen dich beson­ders?

Auf einer persön­li­chen Ebene halte ich die Stär­kung von Frauen für zentral. In meinem Land erhalten nicht viele Frauen die Möglich­keit, sich selbst und ihre Ideen auszu­drü­cken. Sie haben selten eine Chance, sich selbst ein besseres Leben aufzu­bauen. Allge­mein müssen wir über Frieden und Sicher­heit reden. Sudans Westen ist ein Kriegs­ge­biet, von dem kaum jemand weiß. Es ist ein schwie­riges Thema, aber wir müssen es unbe­dingt angehen.

Was wünschst du dir für die Zukunft?

Ich hoffe, die Vision der UN in meinem Land so umsetzen zu können, dass die ganze Nation davon profi­tiert. Wenn du heute über die Vereinten Nationen sprichst, denken alle an Menschen im Anzug, die lange Reden halten. Aber darum geht es nicht. Es ist die Mission, die Welt zu einem besseren Ort zu machen, an dem wir alle gemeinsam leben können.

Rose Robert Manumba (25), Tansania

Warum willst du ein Jugend­de­le­gier­ten­pro­gramm aufbauen?

Weil es hilft, die Jugend in inter­na­tio­nale poli­ti­sche Entschei­dungs­pro­zesse mitein­zu­be­ziehen. Ich bin mir sicher, dass so die Jugend in meinem Land auch in natio­nale Akti­vi­täten mitein­be­zogen werden kann. Denn die Dele­gierten reisen nach New York und bei ihrer Rück­kehr geben sie ein Feed­back zu ihren Eindrü­cken. Sie werden besser wissen, was in ihrem eigenen Land passiert. Viele junge Leute in meinem Land beschäf­tigen sich nicht mit natio­nalen Ange­le­gen­heiten, wenn sie nicht gerade in der Regie­rung oder im Parla­ment sind. Sie konzen­trieren sich aufs Geld­ver­dienen oder andere Dinge. Sie müssen verstehen, dass diese Akti­vi­täten sehr wichtig sind. Wir sind nicht nur die Leader von Morgen, wir sind das Hier und Jetzt. Und um ein besseres Morgen zu gestalten, müssen wir die Gegen­wart kennen und uns jetzt einmi­schen.

Welche Themen beschäf­tigen dich beson­ders?

Die Gleich­be­hand­lung von Mann und Frau. Ich bin Anwältin und Frauen- und Kinder­rechts­ak­ti­vistin. Es ist wichtig, junge Frauen zu bestärken. Ich wünsche mir, dass sie in in allen Berei­chen vertreten sind: In Führungs­po­si­tionen im ökono­mi­schen, poli­ti­schen und sozialen Kontext.

Was wünschst du dir für die Zukunft?

Männer sollen verstehen, dass Frauen Gleich­be­rech­ti­gung nicht fordern, um die Posi­tion der Männer zu über­nehmen, mit ihnen zu konkur­rieren oder ihre Rolle als Frau aufzu­geben. Ich glaube, dass das Konzept von vielen Männern nicht verstanden wird. Männer müssen verstehen: Jeder zählt. Es geht um Fair­ness. Wenn nach­hal­tige Entwick­lung in unseren Ländern passiert, dann auch auf den anderen Konti­nenten und der ganzen Welt.

Rubina Thapa­liya (20), Nepal

Warum willst du ein Jugend­de­le­gier­ten­pro­gramm aufbauen?

Ich möchte, dass die Jugend sich bewusst wird, wie ihr Enga­ge­ment die Gesell­schaft verän­dern kann. Über den Work­shop hier in Bonn habe ich mein Wissen erwei­tert, das ich mit jungen Menschen teilen kann. Ich möchte moti­vieren, ein UN-Jugend­de­le­gier­ten­pro­gramm in die Wege zu leiten. Hier versuche ich, mit vielen Menschen in Kontakt zu treten, auch wenn ich kein Deutsch verstehe.

Welche Themen beschäf­tigen dich beson­ders?

Als Studentin der Umwelt­wis­sen­schaften bin ich der Meinung, dass der Klima­wandel das wich­tigste Thema ist. Es betrifft nicht nur das mensch­liche Leben, sondern auch das Gleich­ge­wicht unseres Ökosys­tems. Wenn es erst einmal zu spät ist, kann man nichts mehr machen. Das Klima verän­dert sich, Tag für Tag. In Nepal glaubt die Hälfte der Bevöl­ke­rung nicht an den Klima­wandel. Die Regie­rung stellt Regeln auf, verbietet etwa den Gebrauch von Plas­tik­tüten, aber viele Leute wollen das nicht akzep­tieren.

Was wünschst du dir für die Zukunft?

Dass die Nach­hal­tig­keits­ziele erreicht werden.

Die Gespräche wurden von Lisa Pausch und Helene Fuchs aus dem Engli­schen über­setzt.


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