Hinter den Kulissen – auf der anderen Seite des Fern­se­hers

Datum
09. November 2017
Autor*in
Maximilian Esch
Thema
#JMT17
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Die #JMT17 boten den Teil­neh­menden viele span­nende Work­shops. Einen davon besuchte Maxi­mi­lian Esch und berichtet nun davon, wie es in einem Fern­seh­studio aussieht, in dem die Zuschauer und Zuschaue­rinnen sonst nur die Mode­rie­renden sehen.

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Spot on: Teilnehmende der Jugendmedientage proben eine Talkshow.        Foto: Maximilian Esch.

Jeder kennt Talk­shows: In einer Debatte äußern sich mehrere Menschen mit verschie­denen Stand­punkten zu einem Thema. Die wohl bekann­testen Formate im deut­schen Fern­sehen sind Anne Will“ und Hart aber Fair“ von der ARD sowie Markus Lanz“ und Maybrit Illner“ vom ZDF. Doch wie entsteht eine solche Talk­show? Welche Personen sind vor und vor allem hinter der Kamera für den reibungs­losen Ablauf verant­wort­lich? Im Rahmen der Jugend­me­di­en­tage 2017 konnten die Teil­neh­menden an der Bayri­schen Akademie für Fern­sehen und digi­tale Medien e.V. selbst einmal die verschie­densten Rollen auspro­bieren. Der Regis­seur und Dozent Thomas Zecher beant­wor­tete den Inter­es­sierten dabei alle Fragen. Bilder empfinde er als inten­siver und habe sich deshalb für das Format Fern­sehen und nicht für Print oder Radio entschieden. Gleich­zeitig unter­scheide sich das Fern­sehen stark von anderen Formaten: Die Verant­wor­tung ist eine wich­tige Geschichte, gegen ein Bild kommt nichts an, es ist das, was uns beein­druckt, auf das wir emotional reagieren.“

Bilder können eine Geschichte unter­schied­lich erzählen

Beispiels­weise sei es wichtig, darauf zu achten, wie etwas darge­stellt werde. Eine Geschichte könne immer von zwei Seiten erzählt und gezeigt werden. Exem­pla­risch spricht Zecher dabei die Konfron­ta­tion zwischen Polizei und Demons­trie­renden an.

Eine klare Meinung hat der Regis­seur zum Medi­en­wandel und der zuneh­menden Verbrei­tung im Internet. Das Fern­sehen an sich sei dabei nicht vom Aussterben bedroht: Das Internet ist nur eine Form der Verbrei­tung. Wo ich meine Nach­richten und Filme angucke, spielt keine Rolle. Ich habe zum Beispiel in letzter Zeit viel mehr Filme geguckt als früher, eben dank Internet und beispiels­weise YouTube.“ Trotzdem gibt er zu, dass die Qualität unter der Masse durchaus etwas leide.

Fern­sehen selbst zu gestalten sei dabei etwas, was es zu lernen gelte – eben genau wie Lesen oder Schreiben. Wichtig ist, dass man einfach anfängt, beispiels­weise ein Thema, das einen inter­es­siert, bild­lich darzu­stellen“, empfiehlt der Dozent den Teil­neh­menden, die sich erst einmal auspro­bieren sollten. Das sei sehr wichtig, denn nur so sei es möglich, zu lernen und Feed­back zu erhalten.

Im Folgenden wird erklärt, welche Rollen es hinter den Kulissen gibt. Gene­rell unter­scheidet man zwischen zwei Gruppen von Mitar­bei­tenden, der Regie- und der Studio­crew.

Diese Bereiche umfasst die Regie: 

Der Regis­seur / Die Regis­seurin

  • Der Regis­seur oder die Regis­seurin sind Kapitän oder Kapi­tänin eines Fern­seh­stu­dios. Er oder sie ist verant­wort­lich für die inhalt­liche Planung und Leitung der Sendung. Er oder sie allein fällen Entschei­dungen, beispiels­weise über Verän­de­rungen im Ablauf des Programms oder gar über einen Sendungs­ab­bruch. Zudem üben er oder sie eine Kontroll­funk­tion über alle Posi­tionen aus. Dabei stehen er oder sie in engem Kontakt mit der Aufnah­me­lei­tung im Studio.

Bild­regie / Bild­mi­schende

  • Bild­mi­schende sind verant­wort­lich für das Bild, welches letzt­end­lich an Zuschauer und Zuschaue­rinnen gesendet wird. Auf großen Moni­toren laufen alle Bilder der Studio­ka­meras zusammen, der Bild­mi­scher oder die Bild­mi­scherin wählt das passende aus. Er oder sie schneidet“ die Bilder und muss sie aufein­ander abstimmen. Zudem diri­giert und kontrol­lieren er oder sie die Kame­ra­leute im Studio via Interkom, einem Kommu­ni­ka­ti­ons­system, durch das er oder sie beispiels­weise angibt, welche Kamera als nächstes on Air“ sein wird, ob gege­be­nen­falls die Schärfe korri­giert werden muss oder eine andere Posi­tion einge­nommen werden soll.

Bildingenieur/​in / CCU

  • An der Camera Control Unit (CCU) sitzen der Bild­in­ge­nieur oder die Bild­in­ge­nieurin. Sie sind das Herz der Studio­ka­meras und achten auf die rich­tige Belich­tung und führen zum Beispiel den Weiß­ab­gleich durch. Im Gegen­satz zu den eigent­li­chen Kame­ra­leuten im Studio können sie tief in den Systemen der Kameras Verän­de­rungen vornehmen.

Grafiker / Grafi­kerin

  • Grafiker und Grafi­ke­rinnen kümmern sich um die Einblen­dungen während der Show. Dazu gehören vor allem Bauch­binden, aber auch der Abspann und alle anderen grafi­schen Elemente der Produk­tion.

Toningenieur/​in / Tontechniker/​in

  • Der Tontech­niker und die Tontech­ni­kerin haben eine der verant­wor­tungs­vollsten Aufgaben inner­halb einer Produk­tion. Denn das beste Bild nützt wenig, wenn die Mode­ra­tion nicht zu verstehen ist. Er oder sie verka­beln die Mode­rie­renden und Gäste, führen vor Sendungs­be­ginn die entspre­chenden Sound­checks durch und sorgen während der Show für einen störungs­freien Ton.

MAZ

  • Der MAZ-Tech­niker oder die MAZ-Tech­ni­kerin kümmert sich um alle Einspieler während der Sendung. Er oder sie stehen in direktem Kontakt mit Regisseur/​Regisseurin, Bild­mi­schenden und Toningenieur/​in und fährt die Beiträge auf Anwei­sung der Regie ab. Die verblei­bende Dauer der MAZ wird während einer Sendung perma­nent von ihm oder ihr in der Studio­regie durch­ge­sagt.

CvD

  • Der Chef oder die Chefin vom Dienst (CvD) ist der einzige redak­tio­nelle Mitar­beiter oder die einzige redak­tio­nelle Mitar­bei­terin in der Produk­tion. Er oder sie darf Texte für die Sendung kürzen, anpassen oder umtexten und ist für Abstim­mung und Planung zwischen Redak­tion und Produk­tion verant­wort­lich, hat jedoch keinerlei Verant­wor­tung für die opti­sche oder inhalt­liche Qualität.

Folgende Aufga­ben­felder gibt es in einem Studio:

Aufnahmeleiter/​in

  • Aufnahmeleiter/​innen sind die Schnitt­stelle zwischen Regie­raum und Studio. Sie sind für alle Abläufe im Studio verant­wort­lich, bspw. zeigen sie der Mode­ra­tion via Hand­zei­chen die verblei­bende Zeit ihres Gesprächs an und sorgen für einen reibungs­losen, minu­tiös getak­teten Ablauf.

Kamera

  • Die Kame­ra­leute sind via Interkom mit den Bild­mi­schenden verbunden, sie führen auf Anwei­sung entspre­chende Kame­ra­fahrten und Bewe­gungen aus und müssen während der gesamten Sendung ihre Einstel­lungen, wie zB. den Bild­aus­schnitt und die Schärfe, ständig über­wa­chen und gege­be­nen­falls anpassen. In großen Studios stehen den Kame­ra­leuten meist soge­nannte Kabel­hilfen zur Seite, sie sorgen dafür, dass den Kameras für mögliche Fahrten keinerlei Hinder­nisse im Weg sind.

Beleuchter/​in

  • Das Beleucht­erteam umfasst meist zwei Personen. Ein Licht­tech­niker, eine Licht­tech­ni­kerin kümmert sich um das klas­si­sche Weiß­licht, die andere Person ist für das Effekt­licht (z.B. Farben) verant­wort­lich. Sie arbeiten mit allen bild­tech­ni­schen Kompo­nenten der Produk­tion zusammen und kümmern sich um eine gleich­mä­ßige Beleuch­tung des Sets. In klei­neren Studios wird oftmals nur Weiß­licht einge­setzt, hier wird der Beleuchter, die Beleuch­terin meis­tens durch die soge­nannte Licht­set­zende Kame­ra­person“ unter­stützt.

Schaltet man also nun einmal wieder den Fern­seher ein, weiß man, dass hinter dem Mode­rator einer Sendung ein großes Team mit unter­schied­lichsten Aufgaben steht. Es ist erstaun­lich, wie facet­ten­reich eine Fern­seh­pro­duk­tion sein kann und wie viele unter­schied­liche, kleine Kompo­nenten so reibungslos zusam­men­ar­beiten müssen, damit letzt­end­lich etwas Großes daraus entstehen kann. Begeis­tert von diesen Einbli­cken waren die Teil­neh­menden des Work­shops, die am Ende mit vielen Erfah­rungen wieder zurück­kehrten.